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Weltbild: Insolvenzverwalter sieht großen Sanierungsbedarf

Insolvenz

Es drohen tiefe Einschnitte bei Weltbild

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    Nach der Insolvenz steht bei Weltbild offenbar eine Sanierung an.
    Nach der Insolvenz steht bei Weltbild offenbar eine Sanierung an. Foto: Ulrich Wagner

    Insolvenzverwalter Christian Plail sieht nach der Insolvenz für das Unternehmen Weltbild in einen hohen Sanierungsbedarf. Plail und sein Team hätten sich in den Tagen seit der Insolvenzanmeldung ein erstes Bild der Lage des Unternehmens machen können, teilte er am Mittwoch über die Agentur komm.passion mit. "Das Unternehmen habe dann – und nur dann – eine Zukunftschance, wenn es sich in sehr kurzer Zeit sehr konsequent verändere", heißt es in der Mitteilung. 

    Die Lage bei dem Unternehmen scheint nicht einfach zu sein: "Es geht für Weltbild um nichts weniger, als die Frage zu klären: Was ist unsere Marktberechtigung? Und dafür muss ein sehr deutlicher Wandel erfolgen", sagte Plail. Die Arbeit an einem Zukunftskonzept für Weltbild habe schon begonnen. 

    Insolvenzverwalter Christian Plail: Tiefgreifender Umbau von Strukturen und Prozessen

    Die Weltbild GmbH & Co. KG betreibt auf Basis der Internetseite und eines Katalogs den Versand von Büchern, Musik, Accessoires und anderen Produkten. Das Geschäft sei neben dem Einfluss durch Krisenherde in der Ukraine und Israel und die damit verbundene Störungen der Lieferketten insbesondere durch immense Kostensteigerungen unter Druck geraten, hieß es bei der Insolvenzanmeldung. Weltbild hatte 2014 schon einmal ein Insolvenzverfahren durchlaufen. 

    Zwar müsse vieles in den kommenden Wochen noch genauer analysiert werden, um ein detailliertes Konzept für Weltbild zu erarbeiten, teilte das Büro von Plail mit. Die grundsätzliche Linie für den Restrukturierungsexperten sei aber bereits klar. "Das meint marktseitig ein klareres Profil für die Kunden, verbunden mit einem deutlich veränderten Marktauftritt. Intern muss ein tiefgreifender Umbau von Strukturen und Prozessen umgesetzt werden", sagte der Insolvenzverwalter. Er sei überzeugt, dass dieser Wandel gelingen könne. 

    Betriebsrat übte harte Kritik am Kurs der vergangenen Jahre

    Plail drückt dabei aufs Tempo: Erste Gespräche liefen bereits an, Zeit sei für Weltbild "ein knappes Gut" und "Handlungsspielräume seien begrenzt", hieß es. "Voraussetzung für den Erfolg ist, dass alle Beteiligten mitziehen: Gesellschafter, Mitarbeitende, Management, Betriebsrat, Gewerkschaft und Geschäftspartner", fügte Plail an. "Ohne Zugeständnisse von allen Seiten wird es nicht gehen." Auf der Prüfungsliste könnten nach Informationen unserer Redaktion der Print-Katalog und die Filialen stehen. 

    Die Weltbild GmbH & Co. KG ist Teil einer Unternehmensgruppe, zu der zahlreiche Marken wie der Kindermodehändler tausendkind oder der Online-Gartenversand Gärtner Pötschke zählen. Für die Gruppe – die WB D2C – besteht offenbar keine Insolvenzgefahr: "Die Unternehmensgruppe ist ansonsten gut aufgestellt und die weiteren Marken blicken sehr positiv in die Zukunft." 

    "Trotz eines Umsatzrückgangs bei der von der Insolvenz betroffenen Weltbild GmbH & Co. KG werden die anderen Marken das durch ein starkes Wachstum überkompensieren", ließ Finanzchef Sami Sagur mitteilen. "Aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre muss es für Weltbild harte Einschnitte und deutliche Veränderungen geben, damit der Turnaround nachhaltig gesichert werden kann."

    Der Betriebsrat hat dagegen zuletzt die Strategie des Weltbild-Managements kritisiert. Getrimmt auf Wachstum seien immer mehr Marken hinzugekauft worden: "Wir haben in dem anorganischen Wachstum durch die Zukäufe von Firmen eine Gefahr gesehen", sagte Betriebsratschef Timm Boßmann unserer Redaktion. Die hinzugekauften Marken seien nämlich allesamt selbst wirtschaftlich angeschlagen gewesen. Am Donnerstag steht eine Betriebsversammlung bei Weltbild an. 

    Verkauf läuft weiter, Sicherheit für Kunden, Insolvenzgeld vorfinanziert

    Bei Weltbild arbeiten rund 500 Beschäftigte, das Unternehmen spricht von 330 Vollzeitstellen. Die gesamte Gruppe hat 2000 Beschäftigte. Weltbild soll zuletzt für 20 Prozent des Umsatzes gestanden haben. Für die zugekauften Firmen sollen aber auch von Augsburg aus viele Dienstleistungen übernommen worden sein. 

    Das Geschäft von Weltbild kann trotz der Insolvenz weiterlaufen: In Gesprächen mit Lieferanten und Dienstleistern haben Plail und dessen Team erreichen können, dass Ware an das Unternehmen geliefert wird und Logistik-Tätigkeiten weiter erbracht werden, hieß es. Für die Weltbild Kunden solle das Verfahren keine Einschränkungen mit sich bringen. Für die Beschäftigten sei die Zahlung des Insolvenzgeldes vorfinanziert, Löhne und Gehälter könnten pünktlich ausbezahlt werden können. 

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