Die Verunsicherung der Verbraucher wächst. Mit der scheinbar nicht abreißenden Serie von Meldungen über Firmenpleiten oder geplante Stellenstreichungen wird die Wirtschaftskrise für viele Menschen konkreter. Die Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz nehmen zu. Und die schlechten Nachrichten verdüstern die Aussichten auf eine wirtschaftliche Erholung weiter. Denn Menschen, die pessimistisch in die Zukunft blicken, geben weniger Geld aus.
Das lässt sich auch in Zahlen messen. Der GfK Konsumklimaindex ist auf den tiefsten Wert seit Mai dieses Jahres gefallen. Die Einkommenserwartung der Verbraucherinnen und Verbraucher ist spürbar gesunken, teilte das Marktforschungsinstitut NIM am Mittwoch in Nürnberg mit. Für die kommenden zwölf Monate erwarten die Deutschen kaum Besserung. Der Wert für die Konjunkturerwartungen in dem wichtigen Stimmungsbarometer verzeichnet den vierten Rückgang in Folge.
Konsumklima im Tief: Nürnberger GfK und Bofinger warnen
Ein weiterer Grund für die Nachfrageschwäche ist, dass die Verbraucher noch immer unter den Folgen der hohen Inflation in den letzten Jahren leiden. Der Würzburger Ökonom und ehemalige Wirtschaftsweise, Peter Bofinger, sagt unserer Redaktion: „Die Realeinkommen im Dienstleistungsbereich liegen nach Zahlen der Bundesbank noch immer zwei Prozent niedriger als im dritten Quartal 2021, also vor Ausbruch der Energiekrise; in der Industrie sind es sogar vier Prozent. Die Einkommen sprudeln also nicht wirklich“, erklärt der Volkswirt.
Dabei wäre die Konjunktur dringend angewiesen auf Impulse aus dem privaten Konsum. Zuletzt haben alle führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen gekappt. Die Wirtschaftsweisen rechnen für das Jahr 2025 nur noch mit einem Miniwachstum von 0,4 Prozent und einer leicht steigenden Arbeitslosenquote. Auch Bofinger betont: „Der private Konsum macht mehr als die Hälfte der Nachfrage in Deutschland aus – er ist die wichtigste Komponente.“
Doch statt es auszugeben, legen die Menschen ihr Geld lieber zurück. Die Sparquote stieg zuletzt auf 11,3 Prozent. Das ist deutlich höher als der Durchschnitt von 10,1 Prozent aus den Jahren 2010 bis 2019. Zentral sei es nun, mehr wirtschaftliche Sicherheit und Wachstum zu schaffen, sagt Bofinger. „Um die Wirtschaft voranzubringen, müssen wir unsere Industrie auf Vordermann bringen und global wieder wettbewerbsfähig werden“, so der Volkswirt.
Inflationsschmerz belastet deutsche Haushalte weiterhin
Dennoch könnte der Staat durchaus mehr machen, um den Konsum zu stützen. „Wichtig ist es, eine höhere Steuerbelastung für die Beschäftigten zu vermeiden, wenn die Löhne an die steigende Inflation angepasst werden“, sagt Bofinger. „Die Sparzwänge sind groß, aber hier stehen die Parteien in der Verantwortung.“ Die gescheiterte Ampel-Koalition hatte einen Ausgleich für die kalte Progression verabredet. Seit dem Platzen der Ampel hängt das Gesetzesvorhaben aber im Bundestag fest.
Ganz direkt spürt der Handel die Zurückhaltung der Konsumenten. Zwar rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) zu den Aktionstagen „Black Friday“ und „Cyber Monday“ mit Umsätzen von 5,9 Milliarden Euro. Das entspricht etwa dem Niveau des vergangenen Jahres. Dennoch sei die allgemeine Kaufzurückhaltung spürbar, erklärt Stephan Tromp, stellvertretender HDE-Hauptgeschäftsführer. In der Vergangenheit waren die Umsätze zu den Aktionstagen teils um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Zudem geben die Verbraucher bei der Schnäppchenjagd in Summe nicht unbedingt zusätzliches Geld aus. Über die Hälfte der Verbraucher will laut einer HDE-Umfrage den „Black Friday“ auch für Weihnachtseinkäufe nutzen. Die beiden letzten Monate des Jahres sind für den Handel von überragender Bedeutung. Spielwaren- oder Buchhändler erzielen fast ein Viertel ihres Jahresumsatzes zu dieser Jahreszeit. Auch wenn der Handelsverband für das Weihnachtsgeschäft von insgesamt stabilen Umsätzen ausgeht, rechneten 53 Prozent der Nicht-Lebensmittelhändler mit einem schlechteren oder sogar deutlich schlechteren Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr.
Negatives Kaufklima. Die Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung zehrt am Konsumklima. Definitiv haben viele Menschen trotz Steigerung des Einkommens weniger frei verfügbare Mittel um die Binnenkonjunktur zu beleben- auch fehlt es am Willen, wenn ständig neue Belastungen oder Unwägbarkeiten zu Energiekosten (Strom, Gas, Erdöl, Netzentgelte) kommuniziert werden. Trotz eines ordentlichen Einkommens investiere heute fast nur noch in Ersatz verbrauchter bzw defekter Ausrüstung und versuche ansonsten meinen Way of Life zu erhalten. Steigen die Energiepreise schränke ich den Verbrauch nur in vertretbaren Rahmen ein, und spare bei Investitionen und Einkäufen von nicht unbedingt notwendigen Artikel nach dem Prinzip : Nice to have, but not essential. Und gegen umerzieherische Massnahmen der Politik bin ich von Haus aus allergisch.
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