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Wechsel im Management: Deutsch-Chinese wird Top-Manager bei Kuka in Augsburg

Wechsel im Management

Deutsch-Chinese wird Top-Manager bei Kuka in Augsburg

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    Die Hinweise auf einen Wechsel von Chengmao Xu ins Kuka-Management verdichteten sich zuletzt.
    Die Hinweise auf einen Wechsel von Chengmao Xu ins Kuka-Management verdichteten sich zuletzt. Foto: Kuka

    Die wichtige Kuka-Position war ausgeschrieben. Der Augsburger Roboter-und Anlagenbauer suchte einen Chief Development Officer, kurz CDO, wie unsere Redaktion erfuhr. Von dem Manager erwartet sich der Maschinenbauer, dass er die Kooperation zwischen den Entwicklungsstandorten innerhalb des Konzerns mit weltweit rund 14.000 Mitarbeitern, also vor allem zwischen Europa und den Stützpunkten in China, intensiviert. Das Thema sei ausbaufähig, heißt es hinter den Kulissen. China ist der global wichtigste Wachstumsmarkt für die Robotik und Kuka gehört zu 94,6 Prozent dem chinesischen Haushaltsgeräte-Riesen Midea.

    Der neue Top-Mann des bayerischen Unternehmens soll sich auch um das wichtige Thema der Allianzen bei Entwicklungsprojekten kümmern, schließlich kommt ein Konzern von der Größe Kukas hier nicht ohne Partner aus. Zudem sind Qualifikationen auf dem Gebiet der Digitalisierung und der Industrie 4.0 gefragt. Letztlich hat der Roboterbauer also nach einem deutsch-chinesischen Brückenbauer mit klarer Forschungs- und Digitalkompetenz gefahndet. Dabei ist die Position aber unterhalb des Vorstands angesiedelt, den Peter Mohnen als Vorsitzender und Finanz-Mann Andreas Pabst bilden. Das Unternehmen hat also keinen neuen dritten Vorstand mit technischer Ausrichtung gesucht, wie immer wieder spekuliert wurde. Nach dem kurzen Gastspiel von Peter Hofmann als Technik- und Entwicklungs-Vorstand bleibt es also beim Führungs-Duo.

    Der neue Kuka-Manager Chengmao Xu wohnt in der Region München

    Der neue Chief Development Officer berichtet direkt an Mohnen. Dabei lag das Gute, also der neue CDO, für Kuka so nahe und kommt, was Kenner des Unternehmens nicht verwundert, aus dem Zirkel führender Midea-Manager. Nach Recherchen unserer Redaktion hat nun Dr. Chengmao Xu, ein gebürtiger Chinese mit deutscher Staatsbürgerschaft, der in der Region München wohnt, die Funktion des Brückenbauers zwischen China und Augsburg übernommen. Der 55-Jährige ist den Beteiligten in Augsburg als bisheriger Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft vertraut. Das Kontrollamt hat Chengmao Xu allerdings vor Antritt seines neuen Kuka-Postens niedergelegt. Der Manager ist seit 2017 für Midea tätig, zuletzt als Präsident des Forschungszentrums. Ein möglicher Wechsel des Mannes vom Aufsichtsrat in das operative Management deutete sich schon länger an. Der gebürtige Chinese spricht gut Deutsch, natürlich mit Akzent. Er wird als kompetent, umgänglich, ja als guter Zuhörer beschrieben.

    Nachdem der Familienvater seine Karriere an der Universität im chinesischen Wuhan begonnen und dort Computerwissenschaften studiert hatte, wechselte er später an die Technische Universität München und erwarb dort den Doktortitel. Danach war Chengmao Xu nach seinem Lebenslauf bei den Unternehmensberatungen KPMG und Accenture, aber auch für die HypoVereinsbank tätig. Karriere machte der Manager beim deutschen Haushaltsgerätehersteller BSH, der heute allein zu Bosch gehört. Dort stieg der chinesische Deutschland-Kenner von 2007 an über den Posten des Digitalisierungs-Chefs für die Region Greater China weiter auf. Die Kuka-Ausschreibung passte also gut auf den Technik-Spezialisten. Daher verwundert es in Kuka-Reihen kaum einen, dass der Großaktionär Midea nicht nur im Aufsichtsrat, sondern auch im Top-Management prominent vertreten sein will. Das ist üblich bei Konzernen mit einem derart starken ausländischen Eigentümer.

    Chengmao Xu kann Kuka wohl als interkultureller Experte unterstützen

    Eine solche Personalie sorgt natürlich für Gespräche in einem Unternehmen, auch wenn Chengmao Xu, was seine bisherige Karriere betrifft, sicher als eine Art interkultureller Experte Kuka unterstützen kann, gerade in der Entwicklungsarbeit über die Kontinente enger zusammen zu wachsen. Dabei ist interessant, dass der Manager nicht dem Vorstand angehört, die Chinesen also darauf verzichtet haben, ihren Mann ganz oben einzufädeln. Das hätte die Position von Kuka-Chef Mohnen schwächen können. Und ein solcher dritter Kuka-Vorstand mit Midea-Vergangenheit wäre auch Wasser auf die Mühlen jener gewesen, die schon lange glauben, dass die Chinesen die an sich noch bis Ende 2023 geltende Investorenvereinbarung, die etwa die Unabhängigkeit des Konzerns garantiert, brechen.

    In einer internen Kuka-Mitteilung, von der unsere Redaktion Kenntnis hat, wurde der Wechsel von Chengmao Xu in das Management am Montag bestätigt. Noch ist offen, wer dessen Platz im Aufsichtsrat einnimmt. Kuka-Betriebsrats-Vorsitzender Armin Kolb meinte indes: „Es ist verwunderlich, dass bei Kuka in Zeiten eines Personalabbaus eine Position geschaffen wurde, die es früher bei dem Unternehmen nicht gab.“ Wie berichtet, hatte das Unternehmen wiederholt Arbeitsplätze gestrichen.

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