Ein Gehirnchip, mit dem der Mensch mit dem Computer kommunizieren kann. Das klingt doch sehr nach Science-Fiction, allerdings kann man das von einigen Projekten von Elon Musk sagen. Der wohl reichste Mensch der Welt verfolgt mit dem Unternehmen Neuralink genau diese Vision für die Zukunft. Doch wie soll das funktionieren und was hat es mit Neuralink genau auf sich? Ein Überblick.
Was ist Neuralink? Historie, Gründung und Rolle von Musk
Neuralink wurde im Jahr 2016 in den USA gegründet – und zwar genau dort, wo schon so einige Science-Fiction-Ideen zur Realität wurden: im Silicon Valley von San Francisco. Musk war einer der Mitgründer. Der Techmilliardär hat sich zuvor einen Namen als Visionär gemacht. Vor allem als Mitgründer von Paypal und Chef von SpaceX und Tesla. Außer Musk gehörten auch noch acht weitere Personen zu den Investoren von Neuralink.
Ein großes Ziel des US-Konzerns ist es, den entwickelten Chipsatz im Jahr 2022 an Menschen zu testen. Ob es dazu kommt, ist aber unklar, was an der komplizierten Funktionsweise liegt.
Wie sollen die Gehirnchips von Neuralink funktionieren?
Die Grundidee von Neuralink ist die Entwicklung eines Chips, der zur Kommunikation zwischen einem Computer und dem menschlichen Gehirn genutzt werden kann. Hierzu wurde der Begriff Brain-Computer-Interface (BCI) geprägt. Der Chipsatz trägt den Namen N1 und soll einen Durchmesser von acht Millimetern haben. Er kann von einem Roboter chirurgisch in den Schädel implantiert werden, der von einem Neurochirurgen gesteuert wird.
Der N1-Chipsatz verfügt über so kleine Drähte, dass diese mit Neuronen im menschlichen Gehirn verglichen werden können. Die Drähte enthalten eine Isolierung und Elektroden. Wer einen Chip in seinem Kopf "installiert" bekommen hat, der hat die Möglichkeit, Smartphones, Computer und andere Geräte zu steuern, ohne diese berühren zu müssen.
Die Hauptrolle spielen bei der Funktionsweise die Neuronen im Gehirn. Sie bilden ein riesiges Netzwerk, in dem über Neurotransmitter, die chemische Signale aussenden, kommuniziert werden kann. Durch Wechselwirkungen entsteht ein elektrisches Feld, welches durch die Elektroden des N1-Chips aufgezeichnet werden kann. Dadurch können die Signale, welche das menschliche Gehirn aussendet, an ein Smartphone oder einen Computer weitergegeben werden.
Was kann der Gehirnchip von Neuralink?
Durch die Funktionen des N1-Chips ergeben sich einige potenzielle Möglichkeiten, die enorm spannend sind. Laut Musk selbst kann die Technologie von Neuralink den Menschen folgende Fähigkeiten ermöglichen:
- Eine Symbiose zwischen Computer, Smartphone und dem menschlichen Geist.
- Übermenschliches Sehen.
- Die Möglichkeit, Erinnerungen zu speichern und wiederzugeben.
- Behandlung und Heilung von neurologischen Krankheiten wie Blindheit, Lähmungen und Gedächtnisverlust.
- Die Fähigkeit, Geräte und Maschinen telepathisch herbeizurufen, beispielsweise einen Tesla.
Das Brain-Computer-Interface hat Neuralink bereits entwickelt, doch diese ambitionierten Funktionen muss der Chipsatz erst einmal unter Beweis stellen. Einige Neurowissenschaftler glauben, dass der Konzern um Musk noch weit davon entfernt ist, diese Versprechen auch einlösen zu können. Allerdings glauben viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Fachbereich, dass eine Schnittstelle zwischen Gehirn und Maschine funktionieren und einen Teil der Zukunft darstellen kann.
Auch die Heilung von neurologischen Krankheiten könnte in diesem Zuge nicht nur Science-Fiction sein. "Krankheiten, bei denen wir den [neurologischen] Kreislauf verstehen und was genau dieser Kreislauf tut, sind potenzielle Anwendungen", schätzte Dr. Jason Shepherd, Professor für Neurobiologie an der University of Utah, beim Business Insider ein.
Wann wird Neuralink am Menschen getestet?
Der Zeitplan von Neuralink hat sich in den letzten Jahren immer wieder nach hinten verschoben. Eigentlich sollten im Jahr 2021 die ersten Tests mit Menschen stattfinden, im Dezember 2021 wurden diese allerdings auf 2022 verschoben.
Bislang wurden die Gehirnchips von Neuralink an Schweinen und Affen getestet. Früh stand der Vorwurf der Tierquälerei im Raum, den das Unternehmen mit dem Statement konterte, dass "alle neuartigen medizinischen Geräte und Behandlungen zuerst an Tieren getestet werden müssen, bevor sie aus ethischen Gründen am Menschen erprobt werden können".
Die Chips sollen bei den Tests Makaken dabei geholfen haben, das Computerspiel Pong zu spielen, ohne dafür einen Joystick zu verwenden. Nach einem Test mit 23 Affen stand dann Anfang 2022 im Raum, dass 16 der Tiere bei diesem gestorben sein soll. Neuralink räumte ein, dass Affen bei den Tests der Gehirnchips zu Tode kamen, stritt die Vorwürfe der Tierquälerei aber ab. Seitdem sind mögliche Tests mit Menschen vorerst ausgesetzt.