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Warum sich Unternehmer von den Grünen abwenden und auf einen CDU-Kanzler Merz setzen.

Kommentar

Habeck ist kein jüngerer Kretschmann

Stefan Stahl
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    Wirtschaftsminister Robert Habeck (links) und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
    Wirtschaftsminister Robert Habeck (links) und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Foto: Bernd Weißbrod, dpa

    Dass sich Unternehmerinnen und Unternehmer wieder der CDU und CSU zuwenden und die Offenheit gegenüber den Grünen nachgelassen hat, ist oftmals das Resultat eines schmerzlichen Erkenntnis-Prozesses. Firmen-Vertreter haben verstanden, dass der wirtschaftsfreundliche und bodenständige baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann in seiner grünen Partei ein Solitär ist. Es mangelt eben an jüngeren Kretschmanns und Kretschfrauen. Das mussten bekannte Unternehmer aus dem Ländle wie Trigema-Urgestein Wolfgang Grupp und Schrauben-König Reinhold Würth einsehen. Letzterer sagte unserer Redaktion einmal: „Ich bin sehr zufrieden mit Kretschmann. Er ist ein hervorragender Landesvater.“ Der Grüne sei ein sehr sympathischer Mann, der sogar Altgriechisch spreche. Würth outete sich einst, aus Anerkennung für Kretschmanns Leistungen selbst bei der Europawahl die Grünen gewählt zu haben. Zugleich ließ er bei dem Gespräch im Jahr 2020 durchblicken, „wenn Friedrich Merz in der CDU Kanzlerkandidat würde, würde ich auch wieder CDU wählen“. Frau Merkel habe ja die CDU zur besseren SPD degradiert und zu weit nach links geschoben. Grupp räumte ebenso ein, einer Merz-CDU auf Bundesebene seine Stimme zu geben. 

    Patriarchen wie Grupp und Würth mögen Kretschmann

    Patriarchen wie die beiden konnten mit der Merkel-CDU nichts mehr anfangen, schätzen den grünen Patriarchen Kretschmann und setzen zugleich auf Merz als Erneuerer des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Auch Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser traut dem CDU-Chef einiges zu. Der Bayer hatte einst aber Sympathien für die Spitzen-Grüne Annalena Baerbock durchblicken lassen. All das sind keine Widersprüche. Manchen Wirtschafts-Repräsentanten wäre es am liebsten, es käme zu einer schwarz-grünen Koalition auf Bundesebene. Eine solche Konstellation würden sie einem schwarz-roten Bündnis vorziehen. Nach einer Allensbach-Umfrage träumen die meisten Firmen-Repräsentanten allerdings von einer aus heutigen Sicht unwahrscheinlichen Allianz von Union und FDP. Aus der Befragung geht auch hervor, dass sich das Verhältnis der Unternehmer zu den Grünen spürbar abgekühlt hat und Merz der Mann der Saison für sie ist. 

    Solange die Grünen keine Kretschfrau oder keinen Kretschmann auf Bundesebene haben, dürfte sich das kaum ändern. Und wie wirkt sich das alles auf die Brücken-Organisationen zwischen der grünen Partei und der Wirtschaft aus? Hier gibt es zwei Verbände, die gerade zu einem fusionieren: Im Grünen Wirtschaftsdialog und der Wirtschaftsvereinigung der Grünen sind rund 250 Unternehmen und Firmen-Vertreter Mitglied. Zu den prominenten Konzernen, die sich in den Verbänden engagieren, gehören Siemens, SAP, Allianz und BASF. „Es kommen immer wieder neue Unternehmen dazu“, beobachtet der Sprecher der Wirtschaftsvereinigung der Grünen. Und er versichert: „Wir verzeichnen keine Abwanderung und auch keine Abwendung der Unternehmen von unserer Organisation und dem Austausch mit den Grünen.“ 

    Tiefe Enttäuschung über die Politik der Ampel-Regierung

    Was interessant ist: Wer mit Unternehmern im Hintergrund spricht, erfährt viel über deren tiefe Enttäuschung über die Politik der Ampel-Regierung, die als Modernisierungs-Koalition angetreten, aber dem Anspruch bei Weitem nicht gerecht geworden sei. Dabei gibt es im Wesentlichen zwei Gruppierungen: Die eine stellt auf den Konstruktionsfehler des Regierungsbündnisses ab: Die Interessen gerade von Grünen und FDP seien zu unterschiedlich, um auf einen grünen Zweig zu kommen. Es passt nicht zusammen, was zusammengefunden hat. Diese Firmen-Fraktion kreidet nicht so sehr den Grünen und Wirtschaftsminister Robert Habeck die mangelhafte Reform-Bilanz der Koalition an. Hier würdigt sogar der ein oder andere, dass der Grünen-Politiker sich für einen staatlich subventionierten Industrie-Strompreis eingesetzt hat. Dass Habeck sich am Ende mit weitreichenden Forderungen im Sinne besonders energieintensiver Betriebe nicht ganz durchsetzen konnte, verübeln sie ihm nicht. 

    Andere Unternehmer, oft aus dem Handwerk und dem industriellen Mittelstand, kreiden dem Wirtschaftsminister die mangelhafte Kommunikation im Zuge des ersten Anlaufs für ein Heizgesetz an. So werfen sie dem sich selbst als großen Kommunikator inszenierenden Habeck vor, gerade in seiner Parade-Disziplin als Erklärer gepatzt und ein Chaos angerichtet zu haben. Manch einer, der durchaus Sympathien für die Klima-Ziele der Grünen hat, wendet sich von der Partei ab und wieder der CDU/CSU, der FDP und in Bayern den Freien Wählern zu. Hier hat der Wirtschaftsminister nachhaltigen Schaden für seine Partei angerichtet. Er ist kein jüngerer Kretschmann, der seinen Laden im Griff hat. 

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    2 Kommentare
    Rainer Kraus

    Habeck nach Stuttgart als Bürgermeister, das wäre die beste Ausbildung für ihn und auch das politische Aus, den bis zum Schwaben-Chef würde er erst gar nicht kommen.

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    Peter Zimmermann

    Aber nur wenn er dort auch die FDP als Bremsklotz ans Bein gebunden bekommt. Fehlerlos ist niemand, das was allerdings richtig gewesen wäre ständig vom Schwanz der mit dem Hund wedelt ausgebremst bekommen zu bekommen lässt sich offenbar in solchen Konstellationen nicht verhindern.

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