Wenn man ein Finanzprodukt zum Ladenhüter machen will, schreibt man „Riester-Rente“ drauf. Das wird keiner mehr anfassen! Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber in der Tendenz passend. Nicht umsonst hatte sich die Regierungskoalition die Riester-Reform auf die Fahnen geschrieben und tatsächlich auch schon wichtige Vorschläge, wie das Altersvorsorge-Depot, erarbeitet. Mit dem vorzeitigen Ende der Ampel wird aus den Reformvorhaben aber vorerst nichts und Millionen Menschen stehen bei der privaten Altersvorsorge unverändert schlecht da.
Das ist bitter, zumal alle Verantwortlichen verstanden haben, dass es mit Riester nicht so weitergeht. Der schlechte Ruf der Vorsorgeform ist gerechtfertigt, weil sie unrentabel, unflexibel und unnötig kompliziert ist.
Zulagen des Staates zum Riester-Sparvertrag müssen später versteuert werden
Die staatliche Förderung ist oft nicht so vorteilhaft, wie man denkt. Denn wer Zulagen für seinen Riestervertrag beansprucht, bekommt diese nicht als Geldgeschenk vom Staat, sondern muss darauf später Steuern zahlen. Viele unterschätzen, dass man dann im Alter weniger rausbekommt. Auch wenn das Einkommen im Alter niedriger ist, ist bei vielen ein Steuerabzug von 30 Prozent und mehr möglich.
Ein weiterer Nachteil von Riesterprodukten besteht darin, dass sie – abgesehen von wenigen Ausnahmen – eine lebenslange Rente garantieren müssen. Diese Anforderung lässt sich mit Versicherungslösungen erfüllen, sodass diese Produkte hier überwiegen. Das Problem dabei ist, dass das Lebensalter eines jeden Einzelnen unbekannt ist. Versicherer kalkulieren naturgemäß sehr vorsichtig, zumal sie auch ihre Gewinne im Blick behalten müssen.
Kosten fressen Förderung häufig auf
Die Versicherer setzen eine höhere Lebenserwartung an als das Statistische Bundesamt, was als Wette auf ein langes Leben bezeichnet werden kann. In der Ansparphase kann man der Versicherungslösung durch einen Riester-Banksparplan ausweichen, jedoch wird man später wieder eingeholt, da man verpflichtet ist, das Rentenkapital in einer Versicherung abzusichern.
Bei der Riester-Rente sind zudem die Effektivkosten des Vertrages von entscheidender Bedeutung. Denn auch mit Zulagen kann am Ende kaum Rendite erzielt werden, wenn die Kosten des Vertrages so hoch sind, dass sie den Fördereffekt auffressen. Effektivkosten von beispielsweise 1,5 Prozent pro Jahr reduzieren die jährliche Rendite des Vertrags um 1,5 Prozentpunkte. Bei Kapitalmarkterträgen von 4 Prozent würden lediglich 2,5 Prozent im Vertrag ankommen. Ein Vergleich mit Aktien- oder Renten-ETFs zeigt, dass bei diesen Anlageformen etwa 2 Prozent höhere Renditen als bei den meisten Riester-Verträgen erwartet werden können.
Für die Altersvorsorge Vermögensaufbau individuell planen
Um die Attraktivität der Riester-Rente zu steigern, ist es erforderlich, dass das Verhältnis von Eigenbeitrag und Förderung optimal austariert ist. Als Faustformel lässt sich festhalten: Je mehr Zulagen vom Staat gezahlt werden und je kürzer die Vertragslaufzeit, desto eher lohnt sich ein Vertrag. Dass die Vertragslaufzeit auch eine Rolle spielt, mag auf den ersten Blick verwundern. Aber das hat folgenden Grund: Sie erhalten die Zulage nur ein einziges Mal auf eine Einzahlung in einem Jahr. Wenn Sie 60 Euro einzahlen und ein Jahr später 175 Euro Zulage erhalten, war das ein gutes Geschäft. Wenn Sie die 60 Euro allerdings 30 Jahre lang im Vertrag stehen lassen müssen, um die 175 Euro zu erhalten, ist das weitaus weniger attraktiv. Sie mussten 30 Jahre lang auf die 60 Euro verzichten, um dieselbe Zulage von 175 Euro zu erhalten.
Egal ob mit Riester oder anderweitig vorgesorgt wird, wichtig ist, dass die Altersvorsorge zum persönlichen Bedarf passt. Die Planung eines individuellen Vermögensaufbaus ist Maßarbeit. Dazu sollte man sich unbedingt unabhängig beraten lassen.
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