Wie geplant haben VW und IG Metall noch vor Weihnachten eine Einigung im Tarifstreit erzielt. Das wurde am Freitagabend bekannt. Beide Parteien unterrichteten kurz nach den ersten Meldungen über das genaue Ausmaß der Vereinbarungen.
Zunächst hatten Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und Bild berichtet, in den Marathonverhandlungen zeichne sich eine Lösung ab, die auch die Schließung zweier Werke beinhalte. Zudem sollten Tausende von Arbeitsplätzen entfallen. Wie dann jedoch die IG Metall bekannt gab, sind die Werksschließungen doch noch abgewendet worden. Das ist zumindest vorläufig der Fall, denn Volkswagen suche nach alternativen Lösungen.
VW beschäftigt zu viele Angestellte – so sieht der Stellenabbau aus
Ein wesentlicher Faktor der Verschlankung wird jedoch ein deutlich größerer Stellenabbau: Bis 2030 sollen in Deutschland nicht weniger als 35.000 Arbeitsplätze reduziert werden. Die Jobs sollen mittels Altersregelungen reduziert werden.
Überkapazitäten und Arbeitskosten senken und den Bereich Entwicklung auf das Wettbewerbsniveau heben: So bezeichnet VW-Markenchef Thomas Schäfer die drei wesentlichen Säulen der Tarifverhandlungen. Doch auch wenn die Volkswagen-Werke in Deutschland entgegen ursprünglicher Berichte nicht schließen sollen: Die Fahrzeugfertigung in der „Gläsernen Manufaktur“ in Dresden wird – Stand jetzt bereits – 2025 auslaufen.
Rund 300 Mitarbeiter montieren dort noch das Elektroauto VW ID.3, vor acht Jahren lief bereits die Produktion der Luxuslimousine Phaeton aus. Seitdem sucht VW ein nachhaltiges Zukunftskonzept für das kleinste deutsche Volkswagen-Werk – und das wird sich fortsetzen.
Volkswagen-Werke Osnabrück und Dresden werden abgespeckt
Davor hieß es, dass die Produktionsstätten in Osnabrück sowie Dresden vor dem Aus stehen und bei ersterem Standort möglicherweise ein Rüstungskonzern die Produktion fortsetzt – und so viele VW-Angestellten wie möglich übernimmt. Die nun erreichte Einigung mit der IG Metall umfasst folgende Eckpunkte:
- Keine betriebsbedingte Kündigung die nächsten sechs Jahre
- Arbeitszeitabsenkungen für die Beschäftigten
- Bis Ende 2030 sollen 35.000 Stellen durch unterschiedliche Maßnahmen gestrichen werden
- Abstriche beim Urlaubsgeld
- Bis auf Weiteres keine Lohnerhöhungen
- Produktion wird in zwei deutschen Werken reduziert
„Für die Zeit ab 2026 wird ein alternatives Gesamtkonzept erarbeitet. Fest steht dafür bereits: Die Volkswagen AG wird auch in Zukunft mit eigenen Aktivitäten am Standort präsent sein“, lautet eine Stellungnahme von Europas größtem Autobauer.
Tarifverhandlungen: VW reduziert Autoproduktion in Deutschland
Volkswagen werde die technische Kapazität an den deutschen Standorten um über 700.000 Fahrzeuge reduzieren. „Das sind harte Entscheidungen, aber auch wichtige Weichenstellungen für die Zukunft“, erklärte die Chefetage der Wolfsburger. Damit schaffe man die Grundlage, um den Hersteller bis 2030 zum technologisch führenden Volumenhersteller aufzustellen.
Die Einigung gelang nach einer Marathonsitzung: Seit Montag hatten Vertreter von Volkswagen und IG Metall in Hannover um einen Kompromiss gerungen und teilweise bis zum Morgen durch verhandelt. Insgesamt dauerten die Gespräche mehr als 70 Stunden. Laut der Gewerkschaft IG Metall war es die längste Tarifrunde aller Zeiten bei Volkswagen.
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