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VW Abgas-Affäre: Abgas-Affäre: Stadler steht unter Beobachtung

VW Abgas-Affäre

Abgas-Affäre: Stadler steht unter Beobachtung

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    Der Aufsichtsrat Rupert Stadler muss die Abgas-Affäre aufarbeiten.
    Der Aufsichtsrat Rupert Stadler muss die Abgas-Affäre aufarbeiten. Foto: Uwe Anspach/Archiv (dpa)

    Manchmal gleicht die Wirtschaftswelt einem Schach-spiel. Da betrachten die Zuschauer die Vorgänge auf dem Brett und fragen sich: Muss ein Manager eine Firma als Bauernopfer verlassen? Im Fall von Audi-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg, von dem sich das Unternehmen jetzt getrennt hat, drängt sich dieser Verdacht auf.

    Chronologie der Abgasaffäre bei VW und Audi

    VW steckt tief in der Krise. Der Abgas-Skandal hat Konzernchef Martin Winterkorn den Job gekostet - nun müssen sein Nachfolger Matthias Müller und der neue Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch die Affäre aufklären.

    3. September 2015: Volkswagen räumt gegenüber der US-Umweltbehörde EPA Manipulationen bei Abgastests ein.

    18. September 2015: Die EPA teilt mit, VW habe eine Software eingesetzt, um Test-Messungen des Schadstoffausstoßes künstlich zu drücken.

    22. September 2015: Der Konzern gibt eine Gewinnwarnung heraus und kündigt Milliarden-Rückstellungen an. VW-Chef Martin Winterkorn bittet um Entschuldigung.

    23. September 2015: Rücktritt Winterkorns. «Vor allem bin ich fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren», erklärt er seinen Schritt.

    25. September 2015: Der VW-Aufsichtsrat tagt. Nach langer Sitzung beruft das Gremium Porsche-Chef Matthias Müller zum neuen Konzernchef und trifft einige weitere Personal- und Strukturentscheidungen.

    28. September 2015: Nach mehreren Strafanzeigen startet die Braunschweiger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsvorwürfen.

    29. September 2015: Volkswagen legt einen Aktionsplan zur Nachbesserung von Dieselwagen mit manipulierter Software vor und will fünf Millionen Fahrzeuge der Kernmarke VW in die Werkstätten holen.

    1. Oktober 2015: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig rudert zurück: Entgegen früheren Angaben führt sie kein formelles Verfahren gegen Winterkorn. Neuer VW-Finanzchef wird nach dem Wechsel von Hans Dieter Pötsch in den Aufsichtsrat der Leiter der Finanzsparte, Frank Witter.

    2. Oktober 2015: Auf speziellen Internetseiten können Kunden von VW und Audi prüfen, ob ihr Wagen die Manipulations-Software verwendet.

    4. Oktober 2015: Laut «Bild am Sonntag» sollen VW-Ingenieure der internen Revision gesagt haben, sie hätten 2008 die Software installiert.

    6. Oktober 2015: Betriebsratschef Bernd Osterloh und Müller sprechen bei einer Betriebsversammlung in Wolfsburg zur Belegschaft. Osterloh betont, bisher gebe es noch keine Konsequenzen für Jobs - laut Müller stellt die Abgas-Affäre aber bereits geplante Investitionen infrage.

    7. Oktober 2015: Erneutes Krisentreffen der VW-Aufseher, Pötsch wird an die Spitze des Kontrollgremiums gewählt. Nach Aussage Müllers in einem «FAZ»-Interview kann der Auto-Rückruf im Januar 2016 beginnen.

    8. Oktober 2015: Razzia bei Volkswagen: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ordnet Durchsuchungen in Wolfsburg und an anderen Orten an. VW-US-Chef Michael Horn muss dem US-Kongress Rede und Antwort stehen.

    9. Oktober 2015: US-Bundesstaat Texas verklagt Volkswagen. VW habe seine Kunden über Jahre hinweg vorsätzlich getäuscht, sagt ein texanischer Staatsanwalt.

    15. Oktober 2015: Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) lehnt die von Volkswagen angebotene freiwillige Reparatur ab. Rund 2,4 Millionen betroffene Fahrzeuge von VW werden zurückgerufen.

    2. November 2015: Auch Porsche und Audi geraten unter Verdacht. Die US-Umweltbehörde prüft die von Audi gebauten und von Porsche verwendeten Dreiliter-Dieselaggregate.

    4. November 2015: VW, Porsche und Audi stoppen in den USA den Verkauf von Fahrzeugen, die mit der umstrittenen Dreiliter-Dieselmaschine ausgerüstet sind.

    12. November 2015: Martin Winterkorn gibt Vorsitz bei Audi auf. Nach dem Rückzug von VW und Porsche legt Winterkorn auch sein Amt bei Audi nieder.

    5. Januar 2016: Die US-Regierung reicht im Abgas-Skandal Klage gegen Volkswagen ein. Das Justizministerium wirft dem Konzern vor, Betrugssoftware eingesetzt und gegen das Luftreinhaltegesetz "Clean Air Act" verstoßen zu haben.

    27. Januar 2016: VW beginnt mit dem Rückruf der betroffenen Fahrzeuge. Zunächst ist der Pick-up Amarok dran. Danach folgen die Passat-Modelle.

    15. März 2016: Knapp 300 Großaktionäre verklagen VW auf Schadensersatz in Höhe von rund drei Milliarden Euro.

    22. April 2016: VW muss den höchsten Verlust in der Geschichte des Unternehmens bekannt geben.

    28. Juni 2016: Entschädigungen in Rekordhöhe: 15 Milliarden Dollar kostet der Abgasskandal VW in den USA allein an Strafen an die Umweltbehörden und Entschädigungen an Autofahrer.

    7. September 2016: Auch der Autozieferer Bosch gerät immer mehr in Kritik. Ohne das Stuttgarter Unternehmen habe Volkswagen die Software nicht anpassen können, berichten Medien.

    23. September 2016: Neue Vorwürfe aus den USA belasten VW-Tochter Audi schwer. Bisher bestritt Audi stets manipuliert zu haben.

    22. November 2016: VW will weltweit 30.000 Jobs abbauen. Allein in Deutschland sollen bis zu 23.000 Jobs wegfallen.

    15. Dezember 2016: Sigmar Gabriel (SPD), Peter Altmaier (CDU) und Barbara Hendricks (SPD) sagen im U-Ausschuss aus, sie hätten erst nach Aufdeckung des Skandals 2015 von verbotenen Praktiken erfahren.

    20. Dezember 2016: Nächste Vergleichszahlung: VW und Audi sollen in Kanada bis zu 1,5 Milliarden Euro an Autokäufer zahlen.

    9. Januar 2017: Amerikanisches FBI nimmt einen VW-Manager wegen des Dieselskandals fest.

    11. Januar 2017: VW und das US-Justizministerium einigen sich zu einem Vergleich. VW muss wegen rund 4,3 Milliarden Dollar zahlen.

    19. Januar 2017: Martin Winterkorn wird im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Diesel-Skandal befragt. Der damalige Vorstandsvorsitzende des VW-Konzerns betont erneut, "nicht frühzeitig und eindeutig über die Messprobleme aufgeklärt" worden zu sein.

    27. Januar 2017: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt jetzt auch gegen den früheren VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn wegen des Verdachts auf Betrug.

    3. Februar 2017: Ferdinand Piëch, der frühere VW-Aufsichtsratschef, belastet Martin Winterkorn. Demnach soll Winterkorn doch schon früher als von ihm eingeräumt vom Abgasbetrug erfahren haben.

    18. Februar 2017: Interne Dokumente belasten Audi-Chef Rupert Stadler. Er soll schon 2007 von der Schummelei zu den Abgaswerten gewusst haben.

    8. März 2017: Kanzlerin Angela Merkel sagt als letzte Zeugin vor dem Untersuchungsausschuss zur Abgasaffäre aus. Sie will von der Affäre erst durch die Medien erfahren haben.

    15. März 2017: Razzia bei Audi: Kurz vor Beginn der Jahrespressekonferenz durchsuchen Fahnder die Konzernzentrale in Ingolstadt.

    „Hacki“, wie der technikbesessene promovierte Maschinenbauer in der Volkswagen-Welt genannt wird, wurde im Zuge der Abgas-Affäre zunächst beurlaubt. Bis heute ist aber unklar, ob und was der Manager über die Schummel-Software weiß. Ihm konnte bisher keine Schuld nachgewiesen werden. Ist er also doch nur ein – um in der Sprache des Schachs zu bleiben – Bauer, der geopfert wurde, um einer anderen, mächtigeren Audi-Spielfigur mehr Freiraum in dem nicht enden wollenden Skandal zu verschaffen? Dabei geht es um den zuletzt immer mehr unter Druck geratenen Unternehmens-Chef Rupert Stadler.

    Wurde Ulrich Hackenberg zum Bauernopfer gemacht?

    „Hacki“, wird jedenfalls in Auto-Kreisen kolportiert, hatte sich zu Beginn der VW-Affäre im September vehement dagegen gewehrt, vom damaligen Konzern-Chef Martin Winterkorn – kurz „Wiko“ – zum Bauernopfer gemacht zu werden. Er soll seinen Rücktritt und damit die Übernahme der Verantwortung abgelehnt haben. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt: Die Männerfreundschaft zwischen Hackenberg und Winterkorn ging in die Brüche. „Wiko“ wurde geschasst und „Hacki“ beurlaubt. Letzterer kämpfte weiter um seinen Job, um ihn doch zu verlieren. Das müsste der Manager eigentlich wegstecken, mag sich mancher denken, schließlich ist er 65 Jahre und reif für die Rente. Die Mission des Technikers in Ingolstadt war aber noch nicht beendet. Er kam erst im Juli 2013 von VW zu Audi, um der Marke mit den vier Ringen wieder mehr Design-Glanz und Individualität gegenüber dem aufstrebenden Rivalen Mercedes zu verleihen.

    „Hacki“ wurde, als die VW-Welt noch heil war, zeitweise sogar als Nachfolger des Betriebswirts Stadler an der Audi-Spitze gehandelt. Ob Bauernopfer oder nicht: Er hat das Spiel verloren und Stadler konnte sich in der Abgas-Affäre zuletzt geschickter in Szene setzen und den Aufsichtsrat wieder hinter sich scharen. Auto-Experte Professor Stefan Bratzel rechnet es Stadler hoch an, sich in die Höhle des Löwen getraut zu haben. „Es war gut, dass der Audi-Chef in die USA gefahren ist.

    Stadler sollen in der Audi-Abgasaffäre Fehler unterlaufen sein

     Die Affäre ist ernst“, sagte er unserer Zeitung. Der Experte traut es Stadler nun zu, den Skandal aufzuarbeiten. „Die Voraussetzung ist natürlich, dass er nicht schon seit langem über die Manipulationen Bescheid weiß.“ Bratzel wie auch Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer verweisen jedenfalls darauf, dass Stadler in der Audi-Abgasaffäre Fehler unterlaufen seien. So habe er Manipulationen zunächst ausgeschlossen, später jedoch eingeräumt, dass Audi-Fahrzeuge mit einer in Amerika nicht gestatteten Software fahren. Diese Kommunikationspanne soll Stadler im VW-Konzern unter Druck gebracht und auch zu einer Verstimmung mit Wolfsburg geführt haben.

    Dudenhöffer sagte unserer Zeitung deshalb: „Stadler steht unter Beobachtung.“ VW-Chef Matthias Müller kann das Wirken des Audi-Bosses genauer beobachten. Als neuer Aufsichtsratschef der Ingolstädter Firma hat er in der Nachfolge Winterkorns ausreichend Gelegenheit dazu. Auf alle Fälle – und davon ist Dudenhöffer überzeugt – wird VW jetzt „keinen Krieg gegen Audi führen“. Deshalb bleibe Stadler als Firmenchef gesetzt. Früher wurde er sogar als „Wikos“ Kronprinz gehandelt. An solche steilen Karriereschritte glaubt Dudenhöffer nicht mehr, zumal Stadlers großer Förderer, VW-Patriarch Ferdinand Piëch, innerhalb des Konzerns deutlich an Einfluss verloren hat.

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