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Volkswagen: VW-Chef Diess steht wegen Software-Problemen massiv unter Druck

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VW-Chef Diess steht wegen Software-Problemen massiv unter Druck

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    Herbert Diess hat keine Angst vor Provokation.
    Herbert Diess hat keine Angst vor Provokation. Foto: Jens Büttner, dpa

    Herbert Diess scheint Ruhe nicht gut zu vertragen. Wenn der Volkswagen-Chef ein entspanntes Durchschnaufen im Konzern mit 670.000 Beschäftigten verspürt, lässt er einen Stein des Anstoßes fallen und wartet ab, wer wie stark ins Schnaufen kommt. Diese Management-Praxis by Provokation, ohne Abstimmung mit wesentlichen Akteuren im Unternehmen, hätte ihn beinahe den Job gekostet, als er den Aufsichtsrat warnte, bei der Marke Volkswagen könnten bis zu 30.000 Jobs gefährdet sein. Auch wenn Diess später beschwichtigte, führte das Durchspielen des Extremszenarios zu einem Eklat. Die Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Daniela Cavallo, 47, stellte ihn wie einen aufmüpfigen Schulbuben in den Senkel und sprach von „inhaltlichem Unfug“. Die Menschen hätten durch die Überlegungen von Diess „Angst um ihre Arbeit, ihre Familien, ihre Existenz“.

    Braucht Volkswagen einen neuen Namen?

    Nun läge es nahe, dass ein Mann, der derart von einer Frau den Kopf gewaschen bekommt, künftig mit ihr die Köpfe zusammensteckt, ehe er neue, in seinem Kopf ausgeheckte radikale Ideen über seinen großen Medien-Stab durchsickern lässt. Das wäre dann ein klarer Fall von Lernfähigkeit. Doch in Wolfsburg heißt es: „Diess mag einfach nicht präventiv in Menschen hineinhören, was sie von seinen Ideen halten.“ Er sei kein Köpfe-Zusammenstecker, der Konflikte durch Management by Zuhören vermeidet.

    Und so kam es in der großen Herbert-Diess-Show, wie es unvermeidlich ist: Der 63-jährige, drahtige und immer noch ein wenig jungdynamisch wirkende Münchner wagte sich ans Allerheiligste, indem er sein Team beauftragte, einen neuen Namen für den Auto-Riesen zu finden. Schließlich trage die Marke Volkswagen die gleiche Bezeichnung wie der Mutter-Konzern, unter dessen Dach sich neben VW Firmen wie Audi, Porsche, Seat und Skoda gesellen.

    Hier scheint wiederum die Bewunderung von Diess für US-Internet-Größen durch, heißt die Dachgesellschaft von Google doch Alphabet und von Facebook Meta. Wie wäre es also mit „Mega“ oder besser gleich „Giga“ als neuem Namen für die Volkswagen-Holding? So weit kommt es nicht, denn Cavallo ließ Diess über einen Sprecher abwatschen: „Unser Konzern heißt Volkswagen und das bleibt auch so.“

    Dann wurde dem Bayern in Wolfsburg auch noch von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, dessen Bundesland Großaktionär bei dem Autobauer ist, vor den Kopf geknallt: „Volkswagen bleibt Volkswagen.“ Doch Diess bleibt auch Diess. Seiner guten Laune und Veränderungslust tut die heftige Gegenwehr keinen Abbruch, schließlich ist das Unternehmen auch in der Krise wirtschaftlich erfolgreich und meistert die Wende zur Elektromobilität. In sozialen Medien zeigt sich der Manager frohen Mutes gerne mit US-Super-Stars, zuletzt dem Amazon-Gründer Jeff Bezos, den er lächelnd in den neuen VW-Elektro-Bus ID. Buzz gelockt hat.

    Volkswagen hat noch einmal 1000 Entwickler eingestellt

    Mit all dem Marketing by Chef kann der Volkswagen-Zampano aber nicht ein dickes Problem übertünchen: Zwar hat das Unternehmen für das eigene Software-Unternehmen Cariad noch einmal 1000 Entwickler eingestellt, doch die auch in Ingolstadt mächtig vertretene Firma kommt nicht so recht ins Rollen. Vor allem sollen die von Audi, Porsche, VW und zugekauften Unternehmen eingesammelten Fachleute nicht wunschgemäß harmonieren. Von einem „Hühnerhaufen“ ist die Rede. Zwar versucht Diess auf der Hauptversammlung des Konzerns am Donnerstag den Eindruck zu erwecken, alles gehe in die richtige Richtung, er steht aber selbst massiv unter Druck.

    Denn ihm ist die Verantwortung für das Softwaregeschäft zugeschoben worden. Nachdem es schon bei der Markteinführung des VW-Elektroautos ID.3 hart bei der

    Derzeit sieht es so aus, als ob das neue Betriebssystem, mit dem Volkswagen gigamäßig gegen Tesla dagegenhalten will, zunächst nicht in einen Audi, sondern in der VW-Elektro-Limousine Trinity eingebaut wird. Das Auto soll ab 2026 in einer neuen Fabrik in der Nähe des Wolfsburger Stammwerkes so schnell wie ein Tesla in Grünheide bei Berlin gebaut werden. Ohne die Software steht die neue VW-Fertigung allerdings still.

    Wenn in ein, zwei Jahren aus dem „VW–Softwarehühnerhaufen“ keine schlagfähige Tesla-Fighter-Mannschaft wird, dürfte Diess, wie in Industriekreisen immer wieder zu hören ist, kaum zu halten sein. Die Show des Managers wäre zu Ende, ehe sein Vertrag im Herbst 2025 ausläuft. Im VW-Management heißt es gebetsmühlenartig: „Unsere Zukunft hängt an der Software.“

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