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Verkehrswende: Schweizer Bundesbahnen: Pünktlich und riesiger Schuldenberg

Verkehrswende

Schweizer Bundesbahnen: Pünktlich und riesiger Schuldenberg

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    Ein Eurocity der Schweizerischen Bundesbahnen SBB auf der Fahrt durch das Tessin.
    Ein Eurocity der Schweizerischen Bundesbahnen SBB auf der Fahrt durch das Tessin. Foto: SBB/Alain D. Boillat, dpa

    Wer mit einem ICE der Deutschen Bahn in die Schweiz reist, dem droht doppeltes Ungemach. So muss ein Passagier mit der fast obligaten Verspätung innerhalb des deutschen Streckennetzes rechnen. Sobald diese Verzögerung eine bestimmte Länge überschreitet, verweigern die Schweizer dem deutschen ICE die Einfahrt nach Basel SBB. Für den ICE ist dann Endstation in Basel Badischer Bahnhof, den die Deutsche Bahn betreibt. 

    Die Fahrgäste müssen dann den Nahverkehr bemühen, um nach Basel SBB zu kommen. Umgekehrt kommt es so gut wie nie vor, dass die Deutschen einem aus der Schweiz kommenden Zug die Einfahrt nicht gestatten. Der Grund: Die beeindruckende Pünktlichkeit der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), deren Anfänge vor mehr als 175 Jahren liegen. Das Einhalten der Fahrpläne gehört zum Selbstverständnis der SBB und prägt auch das Image der ganzen Schweiz mit: Ein Land, in dem vieles nahezu perfekt funktioniert.

    Die Schweizer Bundesbahnen wollen sparen

    Die Zuverlässigkeit der SBB hat jedoch ihren Preis – das staatliche Unternehmen steckt tief in den roten Zahlen und fährt Verluste im dreistelligen Millionenbereich ein. "Die finanzielle Situation bleibt angespannt", mussten die SBB bei der Bilanzvorstellung für 2022 am Montag einräumen.

    Die verzinsliche Nettoverschuldung der SBB stieg voriges Jahr auf 11,38 Milliarden Schweizer Franken an (11,65 Milliarden Euro). Das Jahresergebnis blieb 2022 mit minus 245 Millionen Franken erneut negativ: In den beiden Jahren zuvor beliefen sich die Verluste auf 325 Millionen Franken und 617 Millionen Franken. Privatfirmen kämen bei diesen Zahlen in Absturznähe. Um wieder in die Spur zu kommen, wollen die SBB bis 2030 rund sechs Milliarden Franken einsparen, etwa durch mehr Digitalisierung.

    Bei der Pünktlichkeit belegen die Schweizer regelmäßig einen Spitzenplatz

    Während die Bilanz bei den SBB-Chefs Sorgen auslöst, können sie sich mit anderen Zahlen schmücken: "Die Personenzüge der SBB verkehrten 2022 insgesamt sehr pünktlich: 92,5 Prozent kamen pünktlich an", heißt es aus der Zentrale in Bern. Die SBB betrachten einen Zug dann als pünktlich, "wenn er mit weniger als drei Minuten Verspätung am Zielbahnhof eintrifft". 

    Mit ihren Pünktlichkeitswerten belegen die Schweizer im europäischen Vergleich regelmäßig einen Spitzenplatz – weit vor der Deutschen Bahn. Doch warum hängen die SBB die anderen Eisenbahngesellschaften so deutlich ab? Eine Kombination aus guter Organisation und regelmäßigen Investitionen garantiert hauptsächlich den nahezu reibungslosen SBB-Verkehr.

    Schweizer fahren seit 1982 nach Taktfahrplan

    Strukturiert wird der gesamte Betrieb der SBB seit 1982 durch den Taktfahrplan. Der SBB-Ingenieur und Tüftler Samuel Stähli hatte die Grundzüge für den Taktfahrplan entworfen und damit die Schweizer Wesensart, pünktlich zu erscheinen, in ein bis heute gültiges Mobilitätskonzept überführt. Der Taktfahrplan soll laut SBB gewährleisten, dass Passagiere die Anschlüsse auf der Hin- und der Rückfahrt erreichen. Die Züge kreuzen oder begegnen sich immer am gleichen Ort und zur gleichen Minute. "In den Knotenbahnhöfen kommen die Züge vor der Knotenzeit an und fahren nach der Knotenzeit ab", heißt es.

    Am Bahnhof der Bundesstadt Bern etwa konzentrieren sich die Fernzüge um die volle und halbe Stunde, Regionalzüge hingegen um die Minuten 15 und 45. "Die Schweiz Schweiz ist für einen integralen Taktfahrplan gut geeignet, da das Hauptsiedlungsgebiet eher langgestreckt und wenig gebirgig ist", schreiben Verkehrsexperten auf dem Portal www.forschungsinformationssystem.de. "Die wichtigsten Knoten sind in etwa gleich weit voneinander entfernt, mit einer Fahrzeit zwischen benachbarten Städten von etwa einer halben Stunde."

    Der Gotthard-Basistunnel ist 57 Kilometer lang

    Zudem spielen Emotionen und das Geld bei den südlichen Nachbarn eine gewichtige Rolle: Die Schweizer lieben ihre pünktliche Bahn. Entsprechend großzügig handelt die Regierung, der Bundesrat: "Die Politik hat ihr Herz für die Bahn schon oft unter Beweis gestellt", analysiert die liberale Neue Zürcher Zeitung, die das Finanzgebaren der SBB kritisch begleitet. "Es gehört zur Tradition helvetischer Verkehrspolitik, dass der Bundesrat große Pakete für den Bahnausbau präsentiert, die daraufhin vom Parlament weiter vergrößert werden." 

    Kein Wunder, dass die Schweiz bei den staatlichen Investitionen in das Schienennetz europaweit regelmäßig vorne liegt: Im Jahr 2021 gaben die Eidgenossen laut einer Aufstellung der "Allianz pro Schiene" pro Einwohner 413 Euro aus und erklommen den zweiten Platz. Einen ersten Platz sicherten sich die Schweizer mit dem 2016 eröffneten Gotthard-Basistunnel, der die Reisezeit von Nord- nach Südeuropa verkürzt. Mit 57 Kilometern bohrten sie den längsten Eisenbahntunnel der Welt

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