Egal, ob auf der Straße, der Schiene oder in der Luft – bis 2040 wird noch mehr los sein. Dabei bleiben Auto und Lastwagen wohl die dominierenden Transportmittel, wie aus einer umfassenden Verkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums hervorgeht. Minister Volker Wissing rechnet schon am Donnerstag bei der Vorstellung der Vorhersage mit harscher Kritik, da er nach wie vor auf den Gütertransport auf der Straße setzt. Doch der FDP-Politiker stellt klar: „Ich richte meine Politik an Zahlen, Daten und Fakten aus. Und nicht an einer Ideologie.“
Anhand der Verkehrsprognose für 2040 überprüft der Bund seine Pläne zum Ausbau der Infrastruktur. Investiert werden muss demnach in alle Wege, denn: Der Personenverkehr wird in den kommenden 15 Jahren um knapp 8 Prozent, der Güterverkehr um etwa 31 Prozent steigen. Laut Studienautor Tobias Kluth gründet diesen Anstieg auf einem Bevölkerungswachstum und einem langfristigen Wirtschaftswachstum.
Der Verkehr wird in den kommenden 15 Jahren um knapp 8 Prozent steigen
Kluth rechnet trotz der derzeitigen Wirtschaftskrise damit, dass das Bruttoinlandsprodukt bis 2040 um 33 Prozent wachsen wird. Folglich wird auch der Güterverkehr auf der Straße steigen – um 34 Prozent. Die Prognose nimmt dabei an, dass die schweren Lastwagen in 15 Jahren zu 78 Prozent mit Batterie und zu 7 Prozent mit Wasserstoff fahren. Bei den leichten Fahrzeugen geht die Vorhersage von keinem Wasserstoffantrieb aus, sondern rechnet vorrangig mit Elektromotoren. Auch der Schienengüterverkehr, der bis 2040 komplett emissionsarm fahren soll, wird um 35 Prozent ansteigen. Damit bewegen die Züge knapp 21 Prozent der Waren.
Doch der Koalitionsvertrag sieht etwas anderes vor: Die Bahn soll als „Rückgrat der Mobilität“ bis zum Jahr 2030 ein Viertel der Waren transportieren. Jedoch wird dieses Ziel in der Verkehrsentwicklungsprognose im Jahr 2040 nicht erreicht. Dabei rechnet die Vorhersage damit, dass alle anstehenden Baumaßnahmen des Schienennetzes - wie mit dem Deutschlandtakt geplant - umgesetzt werden. Der Verkehrsminister erklärt: „Das sind schon ambitionierte Ziele und die wollen wir auch schaffen. Aber am Ende können wir nicht mehr tun, als machbar ist.“
Doch dieses Vorgehen stößt bei vielen Verbänden auf Kritik. Dirk Flege, Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene, teilt mit: „Wer die Verkehrswende von den Zielen her denkt, ergreift ehrgeizige Maßnahmen und versteckt sich nicht hinter Vorhersagen.“ Die Verbände fordern daher, die Infrastrukturplanung an politischen Zielen auszurichten – und darauf basierend die notwendigen Investitionen zu planen.
Investitionen, sowohl in das Schienen- als auch Straßennetz, sind laut Wissing dringend notwendig: „Um in Zukunft einen Verkehrsinfarkt zu verhindern, müssen wir weiter entschlossen handeln.“ Dabei sei auch der Aus- und Neubau von Straßen unerlässlich, da sich laut Prognose auch in 15 Jahren am beliebtesten Fortbewegungsmittel nichts ändern wird: Zwei Drittel der Wege legen die Deutschen mit dem Auto und dem Motorrad zurück. Zwar geht der Autoverkehr um ein Prozent zurück, jedoch bleibt es, insbesondere im ländlichen Bereich, wichtig.
Das Auto bleibt laut der Verkehrsprognose für 2040 das wichtigste Verkehrsmittel
Konkurrenz bekommt das Auto von der Bahn, hier soll der Personenverkehr um 60 Prozent wachsen. Jedoch reicht die Schiene mit 163,4 Personenkilometer im Jahr 2040 lange nicht an das Auto mit 907,2 Personenkilometer hin. Der Verkehr mit dem öffentlichen Bus soll bis 2040 um 24 Prozent, mit dem Fahrrad um 32 Prozent steigen. Gleichzeitig bleiben Inlandsflüge für die Deutschen attraktiv, immerhin geht die Prognose von 30 Prozent mehr Mobilität in der Luft aus.
Die Werte beziehen sich lediglich darauf, wie sich der Verkehr bis 2040 unter bestimmten Bedingungen entwickeln wird – ohne genaue Daten zu den Zwischenjahren. Als Ausgangsbasis zieht Studienleiter Kluth die Verkehrsdaten aus dem Jahr 2019 heran. Dabei rechnet das Forschungsteam gewisse Szenerien, die sie als wahrscheinlich bewerten, ein. Etwa eine Lastwagenmaut mit 5 Cent pro Kilometer, günstigere Elektroautos oder auch, dass die Fahrzeuge bis 2040 zu zehn Prozent mit E-Fuels betankt werden.
Dadurch, dass fast alle Verkehrsmittel auf klimafreundliche Antriebe umsteigen, geht die Prognose sogar von stark sinkenden Emissionen aus. Im Vergleich zu 1990 würden demnach 77 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden. Für Wissing ein gutes Zeichen: „Noch nie hat eine Verkehrsprognose eine so starke Emissionsreduktion berechnet. Damit ist der eingeschlagene Weg fortzusetzen.“
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