Der Bahn-Fernverkehr in Deutschland läuft nach dem vorzeitigen Ende des Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wieder weitgehend nach dem gewohnten Fahrplan.
Im Regional- und S-Bahn-Verkehr mussten sich Fahrgästen den ganzen Tag über hingegen noch auf Einschränkungen unterschiedlichen Ausmaßes einstellen, sagte eine Bahnsprecherin. "Bereits gekaufte Tickets sind auch zu einem späteren Zeitpunkt noch gültig", hieß es.
Eigentlich sollte der Ausstand noch bis zum Abend andauern. Bahn und GDL hatten am Wochenende aber überraschend weitere Verhandlungen und das vorzeitige Ende des Arbeitskampfes angekündigt.
Für Fahrgäste bedeutet das für die nächsten Wochen zumindest ein vorläufiges Ende der streikbedingten Ungewissheit auf der Schiene. Bis einschließlich 3. März soll es keine weiteren Arbeitskämpfe der GDL geben.
"Gut ist, dass die Deutsche Bahn AG und die GDL sich entschieden haben, gemeinsam im Verhandlungswege zu versuchen, die Lösung herbeizuführen", sagte GDL-Chef Claus Weselsky in Berlin. "Ich halte das für einen großen Schritt in die richtige Richtung."
Erneut Gespräche geplant
Am 5. Februar wollen beide Seiten wieder zu Gesprächen zusammenkommen. Die GDL hatte die Verhandlungen Ende November nach der zweiten Gesprächsrunde für gescheitert erklärt. Mit jeweils zwei Warnstreiks und zwei Streiks legte sie seither insgesamt vier Mal den Fern-, Regional- und Güterverkehr in weiten Teilen lahm.
Bei den anstehenden Verhandlungen soll unter anderem über Modelle zur Arbeitszeitverkürzung gesprochen werden. Die Bahn hat sich zudem bereiterklärt, über eine Entgelterhöhung per Festbetrag zu reden. Bisher hatte sich der bundeseigene Konzern stets für prozentuale Erhöhungen ausgesprochen. Festbeträge helfen in der Regel vor allem den unteren Einkommensgruppen und werden daher von Gewerkschaften oft bevorzugt ausgehandelt.
Was ist der Knackpunkt der Verhandlungen?
Die GDL fordert unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Bereits fest vereinbart wurde die Zahlung von 1500 Euro steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie im März.
Das aktuelle Angebot der Bahn sieht 4,8 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten ab August und weitere 5 Prozent mehr ab April 2025 vor. Ab Januar 2026 können Lokführer und Zugbegleiter diesem Angebot zufolge dann zwischen einer weiteren Entgelterhöhung um 2,7 Prozent oder einer Stunde weniger Arbeit pro Woche entscheiden.
Als Knackpunkt der Verhandlungen gilt allerdings die Forderung der Gewerkschaft nach einer Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von derzeit 38 auf 35 Wochenstunden bei gleichbleibenden Löhnen und Gehältern. Die Bahn hatte bisher lediglich ein Wahlmodell ins Spiel gebracht, das eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde ohne finanzielle Einbußen vorsah. Wer sich dagegen entscheidet, soll 2,7 Prozent mehr Geld bekommen.
"Die Bahn stellt keine Vorbedingungen mehr", sagte Weselsky. "Wir verhandeln über die Infrastruktur, wir verhandeln über den Rahmentarifvertrag für die Fahrzeuginstandhaltung und wir verhandeln auch über die Absenkung der Wochenarbeitszeit."
(dpa)