Dass sie am Ende leer ausgehen, dürfte viele Aktionäre des Batterieherstellers Varta hart getroffen haben. Die Frage ist, was mit den Werken und Arbeitsplätzen geschieht, nachdem das Unternehmen ein besonders Sanierungsverfahren angemeldet hat. Der bisherige Großaktionär Michael Tojner betont, dass er sich für den Erhalt der Arbeitsplätze starkmacht und bereit ist, sich daran finanziell zu beteiligen. „Ich bin davon überzeugt, dass Europa einen unabhängigen Batteriehersteller wie Varta braucht, um die Batterietechnologie gegenüber der asiatischen und amerikanischen Vormachtstellung zu sichern“, sagte Tojner unserer Redaktion. „Deshalb möchte ich weiterhin Verantwortung für Varta übernehmen und bin als Michael-Tojner-Gruppe mit einem deutschen Sportwagenhersteller intensiv an der Lösungsfindung beteiligt“, erklärt der österreichische Unternehmer, dem auch andere Firmen gehören. Porsche scheint nämlich ebenfalls bereit zu sein, Geld für Varta zu geben. Ganz sicher ist es jedoch nicht, dass diese Lösung zum Tragen kommt. Es gibt noch eine andere Option.
Sicher ist bisher, dass Varta Geld braucht. Das Unternehmen ist stark verschuldet. Die Verschuldung besteht aus einem Konsortialkredit in Höhe von 235 Millionen Euro und einem Schuldscheindarlehen in Höhe von 250 Millionen Euro. Die hohen Zinsen für die Schulden zusammen mit einer geringen Ertragskraft haben Varta in die Bredouille gebracht. Aktuell fehlten deshalb die Mittel, um die Produktion dauerhaft zu finanzieren, sagt Varta-Chef Michael Ostermann der Frankfurter Allgemeinen. Das Unternehmen brauche einen Schuldenschnitt und frisches Kapital in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags.
Tojner: Vielfältige Gründe für Schieflage bei Varta
Varta ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, das Unternehmen konnte eine frühere Zerschlagung hinter sich lassen und hatte sich zu einem Liebling unter Börsen-Anlegern entwickelt. In unserer Region entstanden neue Werke und Arbeitsplätze. „Mit der Montana Tech Components-Gruppe habe ich nach der Zerschlagung der Varta 2007 die Sparte Hörgerätebatterien übernommen und aus dem Microbatteriehersteller einen Komplettanbieter und Technologieführer im Bereich der Lithium-Ionen-Technologie gemacht“, erinnert Tojner. Der Umsatz sei in dieser Zeit von unter 140 Millionen Euro im Jahr 2008 auf inzwischen über 800 Millionen Euro gewachsen. „Insgesamt wurden seit 2008 rund 1,1 Milliarden Euro in Produktionsprozesse und Know-how investiert“, erinnert Tojner an seine Erfolge.
Der Investor sieht die Krise auch als Folge unglücklicher Umstände: „Die Ursachen für die wirtschaftliche Schieflage der Varta sind vielfältig: Neben den hohen Rohstoff- und Energiepreisen, die die Produktionskosten deutlich in die Höhe getrieben haben, wirkte sich die Inflation negativ auf die Kaufkraft im Markt für kabellose High-End-Kopfhörer aus, in den wir erhebliche Investitionen getätigt haben“, sagt er. „Darüber hinaus hat der Hauptkunde von Varta in diesem Segment seine Bestellmengen deutlich reduziert, was zu einer geringen Produktionsauslastung geführt hat“, erklärt er. Varta liefert kleine Batterien für die Kopfhörer des US-Herstellers Apple. „Ebenfalls spürbar ist die kurzfristig rückläufige Marktentwicklung im Bereich der Energiespeicherung“, sagt Tojner. Zudem wurde Varta heuer von einem Cyber-Angriff getroffen. Dies habe das Unternehmen inklusive der Produktion über mehrere Wochen blockiert und die wirtschaftliche Stabilität zusätzlich belastet. Kurzarbeit gibt es derzeit bei Varta aber nicht, auch Werksschließungen sind nicht geplant.
Es gibt eine zweite Option: Fonds fordern, Fremdkapital einzusammeln
Tojner sieht deshalb Zukunft für Varta, wenn die Finanzierung gesichert werden kann: „Das wichtigste Ziel ist, die Schuldenlast der Varta zu reduzieren und damit den Bewegungsspielraum für eine positive Geschäftsentwicklung zu vergrößern“, sagt er. „Die Entscheidung der Varta AG für das Sanierungsverfahren ist mit harten Einschnitten verbunden – auch ich verliere im Zuge der nun gestarteten Sanierung den gesamten Aktienwert“, sagt Tojner. „Ich trage diesen Schritt jedoch mit, um Varta eine Zukunft zu geben und fast 4000 Arbeitsplätze zu sichern.“ Tojner stünde als Kapitalgeber bereit.
Doch noch ist nicht sicher, dass diese Lösung zum Tragen kommt. Es gibt auch eine zweite Option. In die Bankdarlehen haben sich Fonds eingekauft. Diese schlagen Berichten zufolge vor, das Geld weitestgehend über Fremdkapital einzusammeln statt über Eigenkapital von Porsche und Tojner. Varta-Chef Ostermann erklärte allerdings, dass er selbst die Tojner/Porsche-Lösung bevorzugen würde. „In der Regel ist eine Equity-basierte Lösung besser“, sagte er in dem Interview.
Aktionäre werden am Ende leer ausgehen
Egal, welche Lösung gefunden wird, die Aktionäre werden am Ende leer ausgehen. Das Grundkapital soll auf null gesetzt und Varta von der Börse genommen werden. „Das ist sehr bedauerlich!“, sagte ein Sprecher Tojners unserer Redaktion. Eine Alternative gebe es aber nicht: „Würde diese Maßnahme nicht ergriffen, bestünde das Risiko, dass das Unternehmen entweder eine Insolvenz in Eigenverwaltung, ein Schutzschirmverfahren oder ein Insolvenzverfahren durchlaufen müsste“, erklärt er. „Diese Alternativen sind langwieriger, aufwendiger und damit teurer. Auch ein Schutzschirmverfahren oder Insolvenzverfahren würde einen Totalausfall der Ansprüche aller Aktionäre bedeuten, da in einem Insolvenzfall keine ausreichenden Mittel mehr zur Deckung der Ansprüche der Eigenkapitalgeber – die erst nach den Ansprüchen der Gläubiger bedient werden dürfen – übrig sind.“ Alternativszenarien, in denen ein besseres Ergebnis für die Anteilseigner erzielt würde, habe es leider nicht gegeben.
Wenn das wirtschaftliche Umfeld so bleibt wie ist, können die Arbeitsplaetze, trotz Kapitalschnitt auf Dauer nicht gerettet werden. Gegen die Konkurenz aus Asien kann mit Billigprodukten nicht bestanden werden. Varta muss im Ausland investieren und in Asien Produktionsstandorte aufbauen. Die Elektromobilität kommt nicht voran (Hochtechnologie), das hat letztendlich Varta das Genick gebrochen. Was nützen da schnellladenede Autobatterien. Porsche ist eigentlich nur an den Patenten interessiert und nicht daran Varta zu retten, deshalb der Kapatilschnitt auf 0, hätte nicht 5:1 auch genügt.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden