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USA: Sehnsüchte nach den alten Zeiten mit China

USA

Sehnsüchte nach den alten Zeiten mit China

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    Die Staats- und Regierungschefs der Apec-Staaten posieren samt Chinas  Präsident Xi Jinping
    Die Staats- und Regierungschefs der Apec-Staaten posieren samt Chinas Präsident Xi Jinping Foto: Godofredo A. Vásquez, dpa

    Es war ein bemerkenswerter Moment, als Xi Jinping den Ballsaal des Hyatt Regency betrat: Die gesamte, liberale Wirtschaftselite der Vereinigten Staaten begrüßt den angereisten Autokraten aus der Volksrepublik mit stehenden Ovationen. Hunderte Vorstandsvorsitzende zücken gleichzeitig ihre Smartphones, um unter tosendem Applaus ein Beweisfoto von dem Vorsitzenden der kommunistischen Partei Chinas zu schießen.

    China will nicht nur politische Beziehungen mit den USA kitten

    Präsident Xi war keineswegs nur in den USA, um die politischen Beziehungen mit Joe Biden zu kitten. Ziel seiner Mission war vor allem auch, das angeschlagene Vertrauen der westlichen Investoren und Firmen wiederherzustellen. Umgekehrt hatte er als Angebot für die Amerikaner die Aussicht auf einen Markt von 1,4 Milliarden potenziellen Kunden in China im Gepäck. 

    Die anwesenden Vorstandschefs hatten über 2000 Dollar dafür bezahlt, um während des Empfangs im selben Raum mit Xi Jinping dinieren zu dürfen. Milliardär und Hedgefonds-Unternehmer Ray Dalio sagte der Financial Times, er sei "begeistert über diese Verbindung mit Xi".

    Während seinem Besuch zeichnete der chinesische Staatschef ein recht rosiges Bild vom Status quo seiner Volkswirtschaft. So sagte Xi beim Apec-Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft, dass sich Chinas Wirtschaft in diesem Jahr "stetig erholt und zum Besseren entwickelt" habe. Die "sozialistische Marktwirtschaft" bezeichnete er dabei als besondere Stärke: "Wir laden Freunde aus der Geschäftswelt auf der ganzen Welt ein, in China zu investieren und ihren Fußabdruck in China zu vertiefen."

    Wie Chinas Wirtschaft unter den Folgen von "Null Covid" leidet

    In Wirklichkeit leidet die Volksrepublik China ein knappes Jahr nach Ende der harten "Null Covid"-Politik unter einer schleppenden Erholung: Die Immobilienkrise hält an, die Jugendarbeitslosigkeit befindet sich auf einem Rekordniveau und der Binnenkonsum kommt weiter nicht in Gang. Viele der ökonomischen Probleme hängen mit den angespannten Beziehungen gegenüber dem Westen zusammen. Zu den US-Handelsbeschränkungen kommt, dass die Investoren ihre Gelder zurückhalten und die Unternehmen Profite zunehmend aus dem chinesischen Markt abziehen.

    Doch der riesige chinesische Markt strahlt für internationale Firmen nach wie vor starke Anziehungskraft aus – auch, wenn er weit hinter seinem Potenzial bleibt. Viele Ökonomen gehen davon aus, dass sich Chinas Wachstum in den nächsten Jahren bei zwischen zwei und drei Prozent einpendeln dürfte. Für die Volksrepublik mit ihrem Aufholbedarf, die vor Corona stets Wachstumsraten zwischen sieben und 14 Prozent kannte, sind diese Zahlen ernüchternd.

    Chinas Unternehmer dringen auf Reformen und Rechtsstaatlichkeit

    Fachleute geben einen Teil der Verantwortung dafür Xi Jinping. China-Kenner Jörg Wuttke, lange Chef der Europäischen Handelskammer, klagt, Xi sei zunehmend bereit, politische Kontrolle mit niedrigerem Wachstum zu bezahlen. Der Unmut innerhalb der privaten Wirtschaft Chinas ist inzwischen so groß, dass nach langer Zeit wieder offene Kritik laut wird. Das Wirtschaftsmagazin Caixin forderte jüngst in einem Leitartikel "dringendst" Reformen.

    Ähnlich äußerte sich der Gründer einer der größten chinesischen Investmentgesellschaften, Primavera-Chef Fred Hu: "Die Menschen sind sich nicht sicher, ob die Führung sich noch den Reformen verpflichtet, von denen China so sehr profitiert hat." Dieses Gefühl der Unsicherheit habe er seit Beginn der wirtschaftlichen Liberalisierung Ende der Siebzigerjahre niemals erlebt, warnte der Milliardeninvestor. China brauche keinen weiteren 30-Punkte-Plan, um das Vertrauen der Wirtschaft zu heben, sagte Hu, sondern nur einen einzigen Punkt: "Rechtsstaatlichkeit".

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