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USA: Das bedeuten die Ergebnisse der US-Zwischenwahlen für die Wirtschaft in der Region

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Das bedeuten die Ergebnisse der US-Zwischenwahlen für die Wirtschaft in der Region

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    Viele deutsche Unternehmen investieren gerade in den USA. Nicht nur, weil die Energiepreise dort niedriger sind.
    Viele deutsche Unternehmen investieren gerade in den USA. Nicht nur, weil die Energiepreise dort niedriger sind. Foto: Bebeto Matthews/AP, dpa

    Es klang so: "Buy American", "Invest in all of

    Denn auch wenn der verlässliche Demokrat und Multilateralist Biden sich von seinem irrlichternden republikanischen Vorgänger deutlich unterscheidet, ähneln sich die handelspolitischen Leitlinien von US-Präsident Nr. 46 und Nr. 45 doch in ihrer protektionistischen Tendenz. Konkret erhitzt gerade der sogenannte Inflation Reduction Act hierzulande die Gemüter, mit dem Unternehmen – unter anderem mit Steuervorteilen im Auto- und Umweltbereich – angelockt werden sollen.

    Deutsche Unternehmen bauen Engagement in den USA "merklich" aus

    Die von den USA angestrengten staatlichen Anreize haben Auswirkungen, wie eine am Donnerstag vorgestellte Analyse der Außenhandelskammern belegt: Die deutschen Unternehmen jedenfalls bauen ihr Engagement in den

    Dass der US-amerikanische Markt für deutsche Unternehmen attraktiver werde, berichteten auch die deutsch-amerikanischen Handelskammern. Ein Grund: die hohen Energiepreise in Deutschland. Laut AHK sehen in der Eurozone 57 Prozent der Unternehmen in diesen ein Geschäftsrisiko, in den USA sind es lediglich 22 Prozent. Hinzu komme die laut Treier "eindeutige Industriepolitik" mit besagtem Inflation Reduction Act oder mit den großen Infrastrukturprogrammen – etwa zur Elektrifizierung der USA.

    USA sind für bayerische Wirtschaft von großer Bedeutung

    Die USA sind natürlich auch für die bayerische Wirtschaft von großer Bedeutung und nach wie vor Bayerns größter Einzel-Exportmarkt mit einem jährlichen Exportvolumen von über 20 Milliarden Euro und laut Bayerischem Industrie- und Handelskammertag (BIHK) einem "äußerst dynamischen Wachstum" von fast 20 Prozent in diesem Jahr. Auch bei den Einfuhren sind die USA stark und aktuell auf dem vierten Platz der Rangliste. Gehandelt wird zwischen Bayern und den USA vor allem mit Fahrzeugen, Maschinen und Elektronik.

    Wie blickt man im Freistaat auf die amerikanischen Verlockungen, die ja auch bayerische Unternehmen reizen? Manfred Gößl, BIHK-Hauptgeschäftsführer, sagt zunächst, dass sich die Beziehungen zu den USA mit dem vorläufigen Ende der Trump-Ära "deutlich entspannt" hätten. Es bestehe Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten und man suche Lösungen durch Kompromisse. Die protektionistischen Tendenzen der US-Handelspolitik in Richtung "Buy American" hätten sich allerdings auch nach dem Amtswechsel zu Präsident Biden "nicht grundsätzlich verändert".

    Wie wettbewerbsfähig ist Deutschland noch?

    Dass die günstigen Energiepreise und die guten Marktaussichten die USA für viele Unternehmen interessant machen, besonders auch für energieintensive Branchen, das sei so. Er sieht dabei aber auch Deutschland in der Verantwortung: "Das Problem liegt natürlich an erster Stelle bei uns selbst, weil eine international wettbewerbsfähige und sichere Energieversorgung in Deutschland nicht mehr garantiert ist und auch andere Rahmenbedingungen, etwa der große einheitliche Markt, Technologiezugang oder Finanzierungsbedingungen, die USA als Wirtschaftsstandort einfach attraktiv machen." In der zunehmend globalisierten und verflochtenen Welt spreche auch überhaupt nichts dagegen, dass bayerische Unternehmen in den USA "eine starke und erfolgreiche Präsenz zeigen – im Gegenteil, davon profitiert die bayerische Wirtschaft."

    Gößl sagt allerdings auch: "Sehr kritisch sehen wir marktverzerrende und protektionistische Eingriffe der Politik. Hier gibt es sicherlich US-Tendenzen, die durch Verhandlungen mit der EU oder im Rahmen der WTO im Zaum gehalten werden sollten." Sorgen, sagt Gößl, bereite zudem, dass die Amerikaner eigene Sanktionsregime gegen Iran, Russland oder China weiter durchsetzen und so den internationalen Handel "immer weiter beschränken". Warum? "Die USA setzen ihre Sanktionen auch gegenüber Unternehmen aus der

    Sortimo-Chef Reinhold Braun: Es läuft gut in den USA

    Reinhold Braun, Geschäftsführer von Sortimo aus Zusmarshausen, blickt gelassen auf die schwäbisch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen.

    Der Sortimo-Innovationspark in Zusmarshausen.
    Der Sortimo-Innovationspark in Zusmarshausen. Foto: Marcus Merk

    Wenn sich deutsche Firmen künftig vermehrt in den USA ansiedeln, sieht Braun kein Problem. "In Deutschland verschlechtern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dramatisch – Arbeitskräftemangel insbesondere bei den niedrigen Lohnstufen –, Leistung lohnt sich nicht mehr, überproportionaler Bürokratieaufwand, nicht konkurrenzfähige Energiekosten". Wie, fragt Braun, ist die Strategie für Deutschland? "Es wird in der Politik nur regiert, nicht agiert. Es gibt keinen Masterplan für Deutschland – somit kann kein Unternehmen vernünftig planen." Politisch sieht er in den USA im Großen und Ganzen für die nächsten Jahre stabile Verhältnisse, was wiederum die wirtschaftliche Entwicklung stabilisieren werde. "Das gibt Hoffnung für bayerische Unternehmen, gerade, da andere Märkte Schwächen, oder politisch im Abseits stehen."

    Auch Delo ist "sehr erfolgreich" in den USA

    Auch Karl Bitzer, Geschäftsführer des Klebstoffproduzenten Delo aus Windach (Landkreis Landsberg) mit Standorten in Massachusetts und Kalifornien, vermeldet sehr erfolgreiche Geschäfte in den USA: "Aktuell wachsen wir hier besonders stark. Im letzten Geschäftsjahr haben wir ein Sechstel unseres Umsatzes in Nordamerika erwirtschaftet. Tatsächlich ist die Bedeutung der USA noch größer. Etwa die Hälfte unseres Umsatzes fällt zwar in Asien an. Aber insbesondere unsere Kunden aus der Unterhaltungselektronik lassen zwar in

    Die wirtschaftlichen Folgen, die aus einem mehrheitlich republikanischen Abgeordnetenhaus und einem demokratischen Senat resultieren könnten, schätzt er so ein: "Es ist gut möglich, dass es im Kongress zu einer Blockade kommt. Und wegen der gesellschaftlichen Spaltung in den USA ist auch mit einem aufgeheizten Präsidentschaftswahlkampf zu rechnen. Trotzdem erwarten wir keine kurz- oder mittelfristigen Auswirkungen auf unser Geschäft, weder direkt noch indirekt über unsere Kunden." Auch wenn politische Debatten zumeist sehr intensiv und emotional geführt würden, so bewirkten sie meistens "keine großen wirtschaftlichen Einschnitte".

    WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr: Müssen den EU-Binnenmarkt vertiefen

    Auch Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), meint, dass der Ausgang der Midterms relativ geringe Auswirkungen auf die deutsch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen haben werde, denn: "Die Machtverhältnisse haben sich nur wenig verschoben und in der Handelspolitik braucht der Präsident nicht immer die Zustimmung des Kongresses. Die Zeichen stehen also unvermindert auf Zusammenarbeit – dort, wo sich beide Seiten Vorteile erhoffen. Unter einer neuerlichen Trump-Administration muss man allerdings befürchten, dass die antideutschen Ressentiments wieder durchbrechen."

    Der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung: Gabriel Felbermayr.
    Der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung: Gabriel Felbermayr. Foto: Carsten Rehder, dpa (Archivbild)

    Grundsätzlich habe es im Vergleich Trump zu Biden gegenüber Europa und anderen befreundeten Handelspartnern durchaus Entspannung gegeben. Die gegenseitigen Strafzölle im Airbus-Boeing-Streit wurden ausgesetzt. Die höchst umstrittenen Zölle auf Stahl und Aluminium wurden wieder abgeschafft. Im transatlantischen Handels- und Technologierat, sagt Felbermayr, werde gut zusammengearbeitet. Allerdings ist für den Wirtschaftsprofessor klar: "Auch Biden verfolgt eine „America First“-Politik, und das transatlantische Verhältnis ist nach wie vor kompliziert, was die angekündigten hohen Subventionen für E-Autos ausschließlich mit amerikanischen Batterien zeigt."

    Felbermayr: "Unauflösliche sino-amerikanische" Gegensätze

    Wenn in Deutschland nun bei der US-Regierung zu einem neuen Anlauf für ein transatlantisches Handelsabkommen sondiert wird, ist das nur ein Schritt, denn die Export-Nation Deutschland ist abhängig von den USA, aber eben auch von China. Felbermayr sagt es so: "Auf Deutschland entfallen grob vier Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, zwei Prozent der CO2-Emissionen und ein Prozent der Bevölkerung. Der deutsche Wohlstand wird daher immer von Entwicklungen in den vielfach größeren Volkswirtschaften China oder USA abhängen; davon kann man sich nicht abkoppeln." Die Reihenfolge aber ist für den Experten klar: "Die USA sind viel wichtiger als China, weil auch die Abhängigkeiten im Bereich der Dienstleistungen – etwa IT – und bei Investitionsverflechtungen so viel höher sind." An zweiter Stelle komme übrigens das Vereinigte Königreich, dann erst China.

    Felbermayr betont: "Es wird in den nächsten Jahren ganz entscheidend sein, den EU-Binnenmarkt weiterzuentwickeln, zu vertiefen, zu dynamisieren. Nur so gewinnen wir in Europa wirklich strategische Autonomie zurück, gerade in einem Zeitalter unauflöslicher sino-amerikanischer Gegensätze."

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