Die Nachricht traf die Beschäftigten völlig unvorbereitet: Um kurz nach halb drei Uhr am Dienstagnachmittag verkündete der börsennotierte Papierkonzern UPM mit einer Nachricht an die Finanzmärkte die Schließung seines traditionsreichen Papierwerks in Ettringen im Unterallgäu. Gerade einmal eine Stunde vorher haben die 235 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren, dass ihre Arbeitsplätze gestrichen werden.
Torsten Falke, stellvertretender Bezirksleiter der Gewerkschaft IGBCE in Augsburg und Mitglied des UPM-Aufsichtsrates, sagte unserer Redaktion, selbst das Aufsichtsgremium sei erst am Mittag von den Plänen des Konzern-Managements in Finnland in Kenntnis gesetzt worden. „Die Kommunikation mit Finnland ist sehr dürftig und dieses Vorgehen entspricht sicher nicht den üblichen Gepflogenheiten.“
Kurzarbeit konnte den Standort nicht retten
Dass der Standort Ettringen, an dem schon 1897 die Gebr. Lang Papierfabrik die erste Maschine in Betrieb nahm, Probleme hat, ist nicht neu. Schon vergangenes Jahr musste ein Teil der Belegschaft in Kurzarbeit. Doch die Hoffnung blieb, dass die Schwächephase vorübergehend sein könnte. „Eine Voraussetzung für die Genehmigung von Kurzarbeit ist, dass es eine Fortführungsperspektive für den Betrieb gibt“, betonte Falke.
Nun stelle man fest, dass trotz aller Zugeständnisse der Belegschaft in Bezug auf Entgelt und Flexibilisierung der Arbeitszeit vergebens waren. „Natürlich kann man die wirtschaftliche Situation nicht außer Acht lassen. Aber wenn man erst alles rauspresst, was möglich ist und dann die Leute doch im Stich lässt, sorgt das für Frust“, so Falke.
Wie es für die Betroffenen nun weitergeht, ist offen. Klar ist, dass UPM die Fabrik möglichst schnell schließen will, in der Ankündigung ist von Juli die Rede. Zunächst muss es aber Gespräche mit dem Betriebsrat geben. „Wir werden als Aufsichtsrat sicher auch fragen, welche Alternativen zur Schließung geprüft wurden“, betonte Falke. Für gut qualifizierte Facharbeiter könnte es auf dem Arbeitsmarkt in der Region auch in anderen Betrieben Chancen geben. Ob ein Wechsel an einen der beiden verbleibenden UPM-Standorte in der Region denkbar wäre, sei offen.
Sinkende Nachfrage nach Druckpapier
Allerdings ist auch in Schongau bereits im Jahr 2023 eine Papiermaschine stillgelegt worden. 136 Stellen wurden dort damals abgebaut. Und die neue Sparrunde wird auch zu einem Personalabbau in Augsburg führen, infrage stehen nach Angaben des dortigen Standortleiters Gerhard Mayer bis zu 45 Stellen. „Um sich in einem schwierigen Marktumfeld weiter behaupten zu können, muss man sich immer die gesamte Organisation, deren Strukturen und Prozesse anschauen“, sagte Mayer unserer Redaktion.
Ende November 2023 hatte UPM bereits eine Papierfabrik im niederbayerischen Plattling im Landkreis Deggendorf geschlossen. Wie jetzt auch, wurde damals als Grund dafür die sinkende Nachfrage nach Druckpapier angeführt. Zudem stellten die Energiekosten die Branche vor große Herausforderungen. In Plattling traf es rund 400 Beschäftigte, für die ein Sozialplan ausgehandelt wurde. Ein Teil der Produktion wurde damals nach Ettringen geholt.

Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) kommentierte die Pläne von UPM am Mittwoch: „Die Nachricht der Fabrikschließung ist ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien. Ich bedauere diese schmerzhafte Entscheidung sehr.“ Nun müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um den Betroffenen in der Region eine neue Beschäftigung zu vermitteln. „Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bezüglich zu hoher Standortkosten muss dringend verbessert werden“, sagte Aiwanger.
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