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Unternehmensserie: Umweltschutz zwingt Hosokawa Alpine zum Umdenken

Unternehmensserie

Umweltschutz zwingt Hosokawa Alpine zum Umdenken

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    Die Hosokawa Alpine wurde 1898 als Otto Holzhäuer’sche Maschinenfabrik in Augsburg gegründet. Das Bild entstand um 1900.
    Die Hosokawa Alpine wurde 1898 als Otto Holzhäuer’sche Maschinenfabrik in Augsburg gegründet. Das Bild entstand um 1900. Foto: Hosokawa Alpine AG

    Unzählige, wenige Millimeter dicke, milchig weiße Kugeln liegen in einem riesigen Sack in einer Werkshalle der Hosokawa Alpine AG in Augsburg. Sie warten darauf, in einer der meterhohen Maschinen verarbeitet zu werden. Das Kunststoffgranulat wird – vereinfacht gesagt – aufgeschmolzen und zu einem langen Schlauch geformt. Es entsteht meterweise Folie. Folie, die zur Verpackung dient und in Form von Ketchup-, Müslibeuteln oder wiederverschließbaren Verpackungen für Wurst oder Käse in Haushalten in der ganzen Welt landet.

    Hosokawa Alpine tüftelt derzeit an Herstellung von recyclebarer Folie

    Die Hosokawa Alpine AG gilt als einer der Weltmarktführer bei der Entwicklung und Herstellung sogenannter Folienblasanlagen. Seit den 50er Jahren gibt es – neben Entwicklung und Bau von Industriemühlen – den Geschäftsbereich Folienextrusion in dem Unternehmen. Immer wieder sind neue Ideen in die Entwicklung der Maschinen eingeflossen. Markt und Umsätze entwickelten sich positiv.

    Jetzt steht der Geschäftsbereich, der rund ein Drittel des Gesamtumsatzes ausmacht, vor einer neuen Herausforderung: Die Vermeidung von Verpackungsmüll ist in aller Munde. Hosokawa Alpine muss neue Wege finden, Maschinen, die ungeliebten Verpackungsmüll produzieren, attraktiv zu halten. Das ist auch gelungen. Als eines der weltweit führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Folienextrusion tüftelt man an der Herstellung einer zu 100 Prozent recycelbaren Folie.

    "Wir sind bereits in der Lage, solche Folien herzustellen", berichtet Bernd Bayer, Leiter Forschung und Entwicklung im Bereich Folienextrusion. Weltweit sei das Interesse an solchen Folien groß. Konzerne wie Nestlé oder Procter & Gamble fragen gezielt nach entsprechenden Lösungen. "Noch sind diese Folien teurer, aber die Unternehmen sind bereit, dieses Geld auszugeben", sagt Bayer. Weil die recycelbare Folie noch nicht für alle Anwendungsbereiche marktreif ist, will Hosokawa Alpine weiterforschen. "Wir sind auf einem guten Weg", ist Bayer überzeugt.

    Hosokawa Alpine stellt Zerkleinerungsmaschinen her

    Erneut ist das Unternehmen ein Vorreiter auf einem speziellen Gebiet. Welche wegweisenden Entwicklungen seit der Firmengründung im Jahr 1898 hinter den Werkstoren gemacht wurden, ahnen nur wenige Menschen, die am Werksgelände vorbeigehen. Zwar liegt es in einem Wohngebiet, im Augsburger Stadtteil Göggingen, direkt gegenüber eines großen Supermarkts, doch was Hosokawa Alpine macht, ist für viele nur schwer greifbar. Dies liegt vermutlich daran, dass das Unternehmen sehr komplexe Produkte herstellt. Dabei lässt sich das Tätigkeitsfeld relativ einfach erklären: Die Hosokawa Alpine AG ist ein Maschinenbauer, der im Geschäftsbereich Folienextrusion Anlagen zur Herstellung von Verpackungsfolie entwickelt und produziert.

    Im Geschäftsfeld Mechanische Verfahrenstechnik entstehen Zerkleinerungsmaschinen, oder, noch einfacher ausgedrückt, hochkomplexe Industriemühlen zur Herstellung feinster Pulver – beispielsweise für die Pharma- (Wirkstoffe, Kosmetik) oder die Baustoffindustrie (Kalkstein, Metallpulver, Gips). Zu den Kunden gehören hier BASF, Evonik oder Clariant sowie viele große Pharmaunternehmen. Auch zahlreiche Lebensmittelkonzerne ordern Maschinen bei Hosokawa Alpine. Sie vermahlen damit Zucker, Kakao oder Gewürze. Aktuell laufen in Augsburg Versuche, wie es gelingen kann, Korallensand so fein zu zerkleinern, dass sie als Zusatzstoff (Erhöhung des Kalziumgehalts) in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz kommen können. Um kein sandiges Gefühl im Mund zu erzeugen, müssen die Partikel am Ende kleiner als 0,025 Millimeter sein. Das entspricht etwa der Hälfte bis einem Drittel des Haardurchmessers.

    Hosokawa Alpine beschäftigt sich auch mit der Frage, wie Korallensand fein zerkleinert werden können.
    Hosokawa Alpine beschäftigt sich auch mit der Frage, wie Korallensand fein zerkleinert werden können. Foto: Hosokawa Alpine AG

    Einen wesentlichen Einschnitt brachte die Übernahme durch Hosokawa Micron

    Hosokawa Alpine ist mit einer Exportquote von 80 Prozent stark international ausgerichtet. Die Firma unterhält sechs Tochterfirmen und Vertriebsstandorte, unter anderem in Russland, Polen und den USA. Begonnen hat alles viel kleiner: 1898 gründete Otto Holzhäuer in Göggingen die Otto Holzhäuer’sche Maschinenfabrik, aus der 1909 die Alpine Maschinenfabrik wurde. Kontinuierlich war man in Augsburg damit beschäftigt, ein breiteres Spektrum an Mühlen zu entwickeln, die unterschiedlichste Materialien für verschiedenste Ansprüche zerkleinern. In den 50er Jahren eröffnete man zudem das zweite Geschäftsfeld Folienextrusion.

    Einen wesentlichen Einschnitt in der Unternehmenshistorie bildet das Jahr 1987, als mit der japanischen Hosokawa Micron Corporation einer der damals größten Mitbewerber das Unternehmen übernahm. Es entstand die Hosokawa Alpine Aktiengesellschaft. "Diese Übernahme war maßgeblich für die weitere, so erfolgreiche Entwicklung von Alpine", ist sich der heutige Vorstandsvorsitzende Antonio Fernández sicher. Daneben waren es aus seiner Sicht die zahlreichen Erfindungen, die Hosokawa Alpine stärkten. Und nicht zuletzt, so Fernández, sei der Erfolg des Unternehmens den Mitarbeitern zu verdanken. "Unsere Arbeiten sind sehr komplex, es bedarf einer langen Einarbeitung und viel Erfahrung. Wir haben eine geringe Fluktuationsrate, und damit halten wir viel Wissen im Haus", sagt er.

    Hosokawa Alpine will in Göggingen bleiben und Flächen verdichten

    Die Hosokawa Alpine AG mit 758 Beschäftigten am Standort Augsburg setzt ihre Erfolgsgeschichte aktuell weiter fort und wächst kontinuierlich – bei der Zahl der Mitarbeiter, räumlich, und auch, was den Umsatz angeht. Wurden im Geschäftsjahr 2016 noch rund 150 Millionen Euro ausgewiesen, waren es 2019 bereits über 200 Millionen Euro. Dafür verantwortlich sei das starke Wachstum in beiden Geschäftsfeldern – unterstützt durch einen klaren Trend zu Großprojekten, berichtet Fernández. Dennoch steht das Unternehmen auch vor großen Herausforderungen.

    Die Corona-Krise, die bis dahin herrschenden Unsicherheiten bezüglich Brexit sowie des Handelsstreits zwischen den USA und China spüren auch die Verantwortlichen in Augsburg. "Diese Verunsicherungen führen zu Investitionsstaus", erklärt Fernández. Dazu kommen die Mammutaufgaben Digitalisierung und Fachkräftesicherung. Und am Firmensitz in Augsburg ganz konkret ein Platzproblem, das dem Wachstum im Weg steht.

    Deshalb wird derzeit ein Konzept erarbeitet, wie man die Flächen im Stadtteil Göggingen neu ausrichten und verdichten kann. "Uns von diesem Standort zu verabschieden, steht nicht zur Diskussion. Solange es noch Wachstumspotenzial auf dem Gelände gibt, werden wir hierbleiben", hält Antonio Fernández fest. Die Wettbewerbsfähigkeit sieht er durch den Standort Deutschland auch nicht eingeschränkt, im Gegenteil: "Unsere Kunden schätzen Qualität aus Augsburg."

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