Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Unternehmen: Jahresrückblick auf Manrolands Krise, Pleite und Neuanfang

Unternehmen

Jahresrückblick auf Manrolands Krise, Pleite und Neuanfang

    • |
    Der Druckmaschinenhersteller Manroland wurde in diesem Jahr zerschlagen. Den Augsburger Standort kaufte die Lübecker Possehl-Gruppe.
    Der Druckmaschinenhersteller Manroland wurde in diesem Jahr zerschlagen. Den Augsburger Standort kaufte die Lübecker Possehl-Gruppe. Foto: Fred Schöllhorn/ Archiv

    Hinter vielen Beschäftigten des Druckmaschinenherstellers Manroland liegt ein Jahr voller Angst und persönlicher Katastrophen. Ein Rückblick:

    Manroland: Krise

    - Herbst 2011 Es war nur ein kurzes Hoch. Nachdem Manroland im Sommer gleich mehrere Großaufträge vermeldet hat, weitet das Unternehmen die Kurzarbeit an allen drei Standorten in Augsburg, Offenbach und Plauen aus.

    - November 2011 Die Lage spitzt sich zu. Manroland braucht dringend eine Geldspritze. Nächtelang ringen die Verantwortlichen um eine Lösung, ein Investor scheint kurzzeitig schon gefunden.

    Pleite des Unternehmens

    - 25. November Der Geldgeber ist abgesprungen, Manroland ist zahlungsunfähig. Das Unternehmen meldet Insolvenz an. Am Nachmittag werden die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung informiert.

    - 27./28./29. November Die Manroland-Pleite löst in der Stadt eine Welle der Solidarität aus. Die „Allianz für Arbeit“, ein Netzwerk mit Vertretern der Stadt, der Kammern und Gewerkschaften, trifft sich. Ministerpräsident Seehofer verspricht Bürgschaften für einen Investor. Wirtschaftsminister Zeil kommt zum Krisentreffen nach Augsburg.

    - 2. Dezember Die Gläubigerbanken billigen den erhofften Massekredit über 55 Millionen Euro. Damit kann der Betrieb vorerst weitergehen. Unterdessen demonstrieren vor dem Werkstor in Augsburg mehr als 2000 Menschen für den Erhalt des Unternehmens. Ihre Kritik reichtet sich vor allem gegen die Gesellschafter Allianz und MAN.

    - 4. Januar Eine Stimmung zwischen Hoffen und Bangen. Insolvenzverwalter Werner Schneider zeigt sich optimistisch, den Standort Augsburg retten zu können. Als Käufer im Gespräch ist auch eine US-amerikanische Beteiligungsgesellschaft. Die Mitarbeiter fürchten einen massiven Stellenabbau.

    Neuanfang bei Manroland

    - 18. Januar Endlich Gewissheit: Der Standort Augsburg ist gerettet. Die Lübecker Possehl-Gruppe bekommt den Zuschlag für den Standort Augsburg. In die Freude mischt sich Bedauern: Künftig soll es hier nur noch 1500 Jobs geben.

    - 23. Januar An diesem Montag erhalten 741 Manroländer ihre Kündigung. Sie müssen noch am selben Tag ihre Arbeitsplätze räumen.

    - 1. Februar Die Transfergesellschaft, die sich um die Vermittlung der Ex-Manroländer kümmert, nimmt ihre Arbeit auf. 715 Betroffene nehmen das Angebot an. Die Altgesellschafter haben dafür 24 Millionen Euro gegeben.

    - 1. März MAN übernimmt 116 der 146 Manroland-Azubis. 30 bleiben beim Nachfolgeunternehmen.

    - Mai 2012 Die Betriebsrentner mussten lange auf ihr Geld warten. Jetzt werden die Renten beglichen.

    - Juli Manroland Websystems kauft für einen zweistelligen Millionenbetrag die Immobilien in Augsburg – ein weiteres Bekenntnis zum Standort.

    - 1. September Mehr als die Hälfte der Manroland-Entlassenen hat schon wieder Arbeit.

    - 15. September Eckhard Hörner-Maraß steigt in die Chefetage ein. Er führt Manroland nun gemeinsam mit Uwe Lüders, dem Vorstandschef von Possehl.

    - 31. Oktober Die Transferphase endet. Rund 300 Ex-Manroländer werden arbeitslos. Die EU-Kommission billigt eine Millionen-Förderung, um die Betroffenen weiter zu qualifizieren. 

    Das ist Manroland

    Die Ursprünge des Druckmaschinenbauers Manroland reichen bis in das Jahr 1845 zurück und sind eng mit Augsburg verbunden. Hier sitzt heute die Zentralverwaltung des Unternehmens.

    Am 5. Mai 1845 liefert die C. Reichenbach’sche Maschinenfabrik & Eisengiesserei in Augsburg, eine Vorgängerfirma des MAN-Konzerns, ihre erste Schnellpresse an die Augsburger Druckerei von Nikolaus Hartmann aus.

    In der heutigen Form entsteht Manroland am 1. Juli 1979 durch den Zusammenschluss der Roland Offsetmaschinenfabrik Faber & Schleicher AG in Offenbach mit dem Druckmaschinenbereich der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG (MAN). Nach der Wiedervereinigung kommt die frühere Plauener Maschinenbau AG (Plamag) hinzu.

    2006 gliedert die MAN AG ihren Druckmaschinenbereich aus und verkauft Anteile an die Alllianz AG, die von der ACP-Beteiligungsgesellschaft des Versicherungsriesen verwaltet werden.

    Im Boomjahr 2008 hat Manroland weltweit etwa 8600 Mitarbeiter. Doch die zunehmende Digitalisierung lässt den Druckmarkt schrumpfen. Es folgen immer wieder Kurzarbeit und Stellenstreichungen. Im November 2011 folgt dann das Aus. Manroland meldet Insolvenz an.

    Von der Pleite sind zu diesem Zeitpunkt noch etwa 6500 Beschäftigte betroffen, davon rund 2400 in Augsburg. Insolvenzverwalter Werner Schneider gelingt es, Teile des Unternehmens zu retten. Die Standorten in Offenbach und Plauen werden zerschlagen.

    In Augsburg steigt die Lübecker Possehl-Gruppe ein. Manroland Websystems, wie das Werk nun heißt, hat noch 1500 Mitarbeiter. Manroland schreibt nach eigenen Angaben wieder positive Zahlen. Doch der Markt ist nach wie vor schwierig.

    Anfang 2017 wird bekannt, dass Manroland 280 der bis dato noch verbliebenen 1070 Mitarbeiter am Standort Augsburg in eine Produktionsgesellschaft ausgliedern will. Zu gleichen Konditionen wie bisher. Die Gewerkschaft ist allerdings skeptisch.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden