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Umweltschutz: Was die neuen Pfandregeln für Einwegflaschen und Dosen bewirken sollen

Umweltschutz

Was die neuen Pfandregeln für Einwegflaschen und Dosen bewirken sollen

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    Die Pfandpflicht für Einwegplastikflaschen wird ab 2022 ausgeweitet.
    Die Pfandpflicht für Einwegplastikflaschen wird ab 2022 ausgeweitet. Foto: Sebastian Kahnert, dpa (Symbolbild)

    Wer nach Silvester Getränke in Plastikflaschen kauft, sollte auf das Etikett achten. Denn ab 1. Januar 2022 muss für Einwegflaschen aus Kunststoff grundsätzlich Pfand bezahlt werden. Anders als bisher gehören dann also auch Flaschen, in denen Saft, alkoholische Mischgetränke oder Energydrinks enthalten waren, in den Pfandautomaten. Sie wurden bisher im gelben Sack oder in der gelben Tonne entsorgt. Außerdem fallen die Ausnahmen für manche einheitlicher Betrag von 25 Cent Pfand erhoben.

    Grundlage dafür ist das Verpackungsgesetz, das im Juli 2021 in Kraft getreten ist und mit dem EU-Recht in Deutschland umgesetzt wird. Wie das Umweltbundesamt mitteilt, sollen durch die neue Regel Sammlung, Sortierung und Verwertung der Verpackungen erhöht und die Entsorgung der Flaschen und Dosen in der Umwelt reduziert werden.

    Immerhin 98,5 Prozent der Einweg-Pfandflaschen landen wieder im Automaten

    Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) befürwortet die Ausweitung der Pfandpflicht. Der Schritt sei konsequent und richtig, da er zu mehr Recycling führe, sagt Thomas Fischer, Experte für Kreislaufwirtschaft bei der DUH. "Durch die Erhebung von Einwegpfand ist die Sammelmenge deutlich höher als im gelben Sack", sagt der Fachmann. Die Quote der zurückgegebenen Flaschen und Dosen liegt laut Fischer bei 98,5 Prozent. Das hänge damit zusammen, dass die Menschen ihr Pfand wiederhaben wollen.

    Ein weiterer Vorteil des Pfandsystems sei, dass aus diesen Flaschen dann auch wieder lebensmittelechtes Material hergestellt werden darf. Immerhin aus 30 Prozent werden laut DUH wieder neue Getränkeflaschen, die restlichen 70 Prozent gehen in andere Bereiche – etwa in die Herstellung von Transportverpackungen oder Textilien. Flaschen, die im gelben Sack landen, können laut Fischer schon rein rechtlich nicht mehr zu Getränkeflaschen werden – aus diesen Materialien dürfen keine lebensmittelechten Verpackungen mehr produziert werden.

    Mehr als 17 Milliarden Einweg-Pfandflaschen werden in Deutschland schon jetzt jährlich verbraucht

    In absoluten Zahlen wird klar, warum die Entsorgung von Einwegflaschen in Deutschland ein relevantes Thema ist. 17,4 Milliarden Stück werden schon jetzt jedes Jahr in die Pfandautomaten der Super- und Getränkemärkte und Discounter gesteckt. Das ergaben Erhebungen der Deutschen Umwelthilfe. Kommen Saft- und Milchflaschen hinzu, geht die Organisation von einem Anstieg von weiteren vier Milliarden Stück aus. Milchflaschen sind allerdings vorerst noch von der Pfandpflicht ausgenommen.

    Für sie greift eine der zwei Ausnahmeregelungen: Die erste gilt für all die Getränke, die bereits abgefüllt worden sind, für sie gibt es eine Übergangsfrist. Sie dürfen noch bis 1. Juni 2022 pfandfrei im Handel verkauft werden. Noch länger gilt die Ausnahme für die Milchindustrie. Milch und Molkereiprodukte bleiben bis 2024 pfandfrei. Begründet wird das mit hygienischen Probleme bei der Entsorgung von Einwegflaschen, in denen Milch enthalten war.

    Für Milch und Molkereiprodukte gilt eine Befreiung von der Pfandpflicht bis 2024

    Zufrieden ist der Milchindustrie-Verband offenbar mit diesem Kompromiss nicht, wie in einer Anfrage unserer Redaktion an den Geschäftsführer Björn Börgermann deutlich wird. Er teilt mit, der MIV sei gegen eine Pfandpflicht für Milchflaschen. Diese verteuere die Produkte, außerdem seien die Flaschen schon jetzt im gelben Sack gut entsorgt. Hinzu komme: Die Rückstände in den Flaschen würden sowohl die Pfandautomaten als auch die Kunststoff-Flakes der anderen Flaschen verschmutzen. Dadurch komme die Frage auf, ob der Handel die Milchflaschen dann überhaupt noch bestellen würde. "Wir konnten zunächst erreichen, dass die Pfandpflicht auf 2024 verschoben wurde", so Börgermann. Das gebe dem Verband und dem Handel Anpassungszeit, um etwa die Erkennung auf den Flaschen technisch umzusetzen.

    Fischer von der Deutschen Umwelthilfe kann die Position der Milchindustrie nicht nachvollziehen. Dem Kreislaufexperten zufolge gebe es keine gesicherten Erkenntnisse, dass bei der Rückgabe im Pfandautomaten tatsächlich Probleme vorliegen würden. Denn die Automaten müssten ohnehin häufig gereinigt werden, da sich gerade in den Rückständen von zuckerhaltigen Limonaden schnell Keime bilden können.

    Mehrwegflaschen sind besser für die Ökobilanz

    Ohnehin seien Einwegplastikflaschen aber nicht dafür geeignet, Ressourcen zu schonen, sagt Fischer. Das sei nur mit Mehrwegflaschen möglich. Deren Anteil liegt in Deutschland aktuell aber gerade einmal bei 40 Prozent – im Verpackungsgesetz wurde ein Ziel von 70 Prozent festgehalten. Hier müsse die Politik mehr tun, fordert die Umwelthilfe, etwa durch eine Abgabe auf alle Einwegflaschen. Bis dahin können aber auch Verbraucherinnen und Verbraucher einen Beitrag leisten. Wer umweltschonend einkaufen möchte, greift laut DUH am besten zu regionalen Mehrwegflaschen. Diese müssten nicht zwingend aus Glas sein. Denn abgesehen davon, dass Plastikflaschen in manchen Situationen praktischer oder sicherer seien, haben sie auch die etwas bessere Ökobilanz. Das liegt an ihrem Gewicht. Sie sind leichter als Glasflaschen, was sich wiederum auf die Logistik auswirkt.

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