Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Krieg in der Ukraine: Können 3D-Drucker beim Wiederaufbau der Ukraine helfen?

Krieg in der Ukraine

Können 3D-Drucker beim Wiederaufbau der Ukraine helfen?

    • |
    Immer wieder kommt es in Lwiw zu Raketenangriffen. Hilft der 3D-Drucker beim Wiederaufbau?
    Immer wieder kommt es in Lwiw zu Raketenangriffen. Hilft der 3D-Drucker beim Wiederaufbau? Foto: Mykola Tys/AP, dpa

    Der Rohbau der neuen Schule im westukrainischen Lwiw ist auf den ersten Blick nichts Besonderes: zwei flache Gebäude mit abgerundeten Ecken und einer rillenförmigen grauen Wand. Das Dach fehlt noch. Doch was sich hinter dem Vorhaben verbirgt, ist neu: die erste Schule in Europa, die mithilfe eines 3D-Druckers errichtet wurde. 

    „In der Ukraine kennt uns jeder“, sagt Bernhard Friedl, ein Mann mittleren Alters mit zurückgekämmten Haaren und einem gesunden Selbstbewusstsein. Der Start-up-Investor aus Bayern und sein Partner Jean-Christophe Bonis, ein französischer KI-Experte, stehen hinter der Stiftung „Team4UA“, die den Bau verantwortet. Ursprünglich verdienten die beiden Unternehmer mit Hauptsitz in Warschau ihr Geld mit dem Investieren in Start-ups in der Ukraine, sie unterstützten kleine Unternehmen mit innovativer Technologie und hohem Wachstumspotenzial. Mit dem russischen Angriff lag nicht nur das Geschäftsmodell in Trümmern. Die Menschen, mit denen Friedl und Bonis zusammengearbeitet hatten, brauchten Hilfe. 

    Bernhard Friedl nutzt sein Netzwerk in der Ukraine

    „Wir waren mit der Ukraine verbunden, die Leuten haben das, was mit ihnen passiert, nicht verdient“, sagt Friedl, der in Weiden aufgewachsen ist. Mit Unterstützung ihres bestehenden Netzwerks in der Ukraine sowie einer Logistikzentrale in der Stadt Uman nahe Kiew organisierten sie Hilfsleistungen: Flüchtlingstransporte, Kleider und Medikamente. Doch nicht alle wollten und konnten das Land verlassen, viele flohen in den Westen des Landes, etwa nach Lwiw (deutsch: Lemberg). Unter den Binnenflüchtlingen waren viele Kinder. Kinder, die eine Schule brauchten. 

    Einen 3D-Drucker als „Bauwerkzeug“ zu nutzen, hatte laut Friedl mehrere Gründe. Zum einen fehlte es an Bauarbeitern – viele von ihnen waren an der Front oder verdingten sich im westlichen Ausland. Zum anderen waren die ukrainischen Behörden zum Pragmatismus gezwungen – in anderen Ländern Europas wäre ein solches Projekt an der Bürokratie gescheitert.

    Bernhard Friedl lässt in der Ukraine eine Schule aus dem 3D-Drucker bauen.
    Bernhard Friedl lässt in der Ukraine eine Schule aus dem 3D-Drucker bauen. Foto: Jens Mattern

    Friedls Partner zog in die Ukraine, dort gründeten sie das „Team4UA“. Im April lieferte eine dänische Firma den Drucker samt vier Mitarbeitern und drei Lkws. Das Gerät kann auf einer Fläche von zwölf Metern und einer Höhe von acht Metern operieren. Der Bauprozess, der via Youtube zu verfolgen war, sieht so aus: eine Druckerdüse, über der sich der Computer befindet, hängt an einer Schiene und wird langsam über die Maueroberfläche bewegt. Gespeist wird die Düse von einer Zementmischmaschine. Neben Zement besteht das Baumaterial auch aus einem kleinen Anteil Bauschutt – ein Material, das es in Lwiw zur Genüge gibt. Die Kosten sind auf 800.000 Dollar taxiert, 200.000 wurden bereits durch Spenden eingenommen.

    Vorteil des Einsatzes des 3D-Druckers ist die Geschwindigkeit

    Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen, Fehler mussten ausgebessert werden. Doch Friedl glaubt daran, dass 3D-Drucker eine Zukunft haben, vor allem in Krisengebieten. Die „Netto-Bauzeit“ für eines der beiden Schulgebäude ohne Dach und Fundament dauerte gerade mal zehn Stunden. Auch nach Erdbeben könnten die 3D-Drucker zum Einsatz kommen, eine Anfrage aus der Türkei sei bereits eingegangen.

    Im August wird der Oberpfälzer aber erst einmal in Lwiw vor Ort den Innenausbau begleiten, im Januar sollten 250 Schüler einen neuen Platz zum Lernen haben. Als nächste Projektidee steht eine mittels Drucker hergestellte Brücke an, die nahe der zuvor umkämpften Stadt Cherson erstellt werden soll. Geplant ist, die Bestandteile in Dänemark „auszudrucken“ und in die südliche Ukraine zu liefern. „Ich mache es jetzt nicht, um reich zu werden“, sagt Friedl. Erst wenn der Krieg zu Ende ist, würde er kommerziell in das Projekt einsteigen. „Ich hoffe, dass dies bald der Fall ist.“ 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden