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Ukraine-Krieg: Wie der Krieg in der Ukraine für neue Unruhen sorgen könnte

Ukraine-Krieg

Wie der Krieg in der Ukraine für neue Unruhen sorgen könnte

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    Der Weizenpreis ist in den vergangenen Tagen in die Höhe geschossen.
    Der Weizenpreis ist in den vergangenen Tagen in die Höhe geschossen. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine suchen in Europa Schutz vor den russischen Bomben. Es könnte sein, dass es im Laufe des Jahres noch Hunderttausende mehr werden – allerdings werden sie nicht aus dem Osten, sondern aus Nordafrika und dem Nahen Osten nach Europa kommen.

    Denn Experten im Auftrag der Bundesakademie für Sicherheitspolitik warnen in einem Gutachten vor der realen Gefahr von Hungerrevolten in den beiden ohnehin fragilen Weltregionen als Folge des Krieges in Osteuropa. Das Papier liegt unserer Redaktion exklusiv vor. Länder wie Ägypten, Tunesien, Libyen und der Libanon beziehen laut den Experten bis zu 80 Prozent ihres Weizens aus der Ukraine und Russland.

    Weizenernte in der Ukraine ist wegen des Kriegs fraglich

    Wegen des russischen Überfalls sind Aussaat und Ernte in der Ukraine fraglich. Die Folge sind stark anziehende Preise. „Eine weitere Verschärfung der Lage könnte unvorhersehbare sicherheitspolitische Konsequenzen haben“, warnen daher die Forscher.

    Die Lage im Norden Afrikas und im Nahen Osten ist angespannt. Es brodelt in vielen Ländern. Der Klimawandel hat in den vergangenen Jahren zu Dürren geführt, weshalb die Bauern dort weniger eingefahren haben. Durch die Explosion im Hafen von Beirut fehlen dem Libanon sogar Lagerkapazitäten für Getreide.

    Bleibt es bei den aktuellen Preisen, wird die Lage für die Regierungen dieser Länder eng. Sie subventionieren schon heute Grundnahrungsmittel, können aber den jetzigen Preisschock ohne weitere Zuschüsse aus reichen Staaten nicht abfedern. In der Folge steigt der Preis für Brot, was die Armen leiden lässt.

    An der Flüchtlingskrise 2015 wäre die EU beinahe zerbrochen

    In Ägypten kam es bereits in den 80er Jahren, vor dem Arabischen Frühling und zuletzt 2017 zu Unruhen, weil Brot teurer wurde. Das Land am Nil ist trotz seines diktatorischen Herrschers Abdel Fatah El-Sisi ein wichtiger Partner Deutschlands.

    Geschäftsgrundlage der Beziehung ist folgende: Wir liefern euch Waffen, Kriegsgerät und deutsche Technik und verdienen daran. Ihr haltet uns Flüchtlinge aus euren und anderen Ländern Afrikas fern. Auch Tunesien und Libyen erhalten Hilfe dafür, den Europäern diese Aufgabe abzunehmen.

    Anders als die Flüchtlinge aus der Ukraine werden die aus muslimischen oder afrikanischen Ländern in Europa nicht mit offenen Armen empfangen. An der Flüchtlingskrise 2015 wäre die EU beinahe zerbrochen.

    EU-Mitglieder sollten ihre Krisenhilfe schnell hochfahren

    Die Sicherheitsstudie empfiehlt daher, dass Deutschland und die anderen EU-Mitglieder ihre Krisenhilfe schnell hochfahren und zum Beispiel dem Welternährungsprogramm mehr Geld zur Verfügung stellen.

    Die reichen Golfmonarchien sollen außerdem dazu gebracht werden, den von Hunger bedrohten Ländern mehr Geld zu geben, als sie ohnehin schon tun. Deutschland könnte auch Silos und Container liefern, damit Getreide überhaupt gelagert werden kann. „Nichts zu tun, wird Europa deutlich teurer zu stehen kommen“, mahnen die Experten am Schluss ihrer Analyse.

    Alle Informationen zur Eskalation erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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