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Übernahme: Es naht der Tag der Kuka-Wahrheit

Übernahme

Es naht der Tag der Kuka-Wahrheit

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    Kuka-Chef Till Reuter hat große Pläne mit den Chinesen.
    Kuka-Chef Till Reuter hat große Pläne mit den Chinesen. Foto: Uli Wagner

    Aktiengesellschaften sind verpflichtet, Quartal für Quartal Zahlen vorzulegen. Um den Aufwand für Manager und Journalisten in Grenzen zu halten, finden sich Interessierte bei Telefon-Pressekonferenzen zusammen. Mit Zugangsnummer und -Code sind die Gäste mit von der Partie. Meist hält sich der Andrang in Grenzen. Zahlen beherrschen solche Telefon-Treffen, nicht so derzeit bei Kuka, steht der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer doch vor der Übernahme durch den chinesischen Haushaltsgerätekonzern Midea.

    Daher wurde Unternehmens-Chef Till Reuter am Mittwoch von Berichterstattern intensiv zu dem heißen Thema befragt, sozusagen „gegrillt“, wie Amerikaner eine derartige Prozedur ironisch umschreiben. Dabei kamen interessante Dinge heraus, etwa, dass der Manager nach wie vor mit Investoren aus dem strategischen und Finanzbereich über ein Engagement bei Kuka spricht, obwohl sich die Chinesen bereits bis 15. Juli satte 85,69 Prozent an dem schwäbischen Automatisierungs-Spezialisten gesichert haben. Der Anteil wird wohl auf 90 Prozent plus x steigen, schließlich hatten die Kuka-Mitinhaber in einer zweiten Runde vom 21. Juli bis 3. August Zeit, ihre Papiere zum stolzen Preis von je 115 Euro zu verkaufen.

    Kuka bleibt nach Übernahme an der Börse

    Die Kuka-Aktie notierte am Mittwoch bei knapp 107 Euro. Nach Informationen unserer Zeitung wird es eine Weile dauern, bis endgültig feststeht, wie groß die Dominanz der Chinesen ausfällt. Wie es heißt, müssten in den kommenden Tagen erst noch Aktien nachgezählt werden. Es verdichtet sich, dass Montag, der 8. August, zum Tag der Kuka-Wahrheit werden könnte. Dann steht wohl fest, wie hoch der Faktor x ausfällt, also in welchem Maße die Asiaten Aktionäre über die Marke von 90 Prozent für ihr verlockendes Angebot gewinnen konnten.

    Ehe die verkaufswilligen Anteilseigner ihr Geld – und damit meist einen satten Gewinn – gutgeschrieben bekommen, kann es allerdings bis März 2017 dauern. Dann sollten spätestens alle Gespräche mit Behörden und Kartellämtern über die Bühne sein. Reuter erwartet hier keine großen Hürden: „Ich glaube, dass das beherrschbar ist.“ In den nächsten Monaten könnte sich auch herausstellen, wie viel Prozent das Midea-Management langfristig wirklich an Kuka halten will.

    Die Chinesen haben in einer siebeneinhalb Jahre laufenden Vereinbarung unter anderem zugesichert, das Augsburger Unternehmen an der Börse zu belassen. Um das für Anleger interessant zu gestalten, ist ein möglichst hoher Streubesitz, also ein ordentlicher Anteil an Aktien, die nicht von Midea kontrolliert werden, notwendig. Die Asiaten könnten, wie Reuter andeutet, entweder Aktien wieder verkaufen oder einer Kapitalerhöhung zustimmen. Bei letzterer Aktion würden etwa neue Aktien ausgegeben. An weiteren Spekulationen will sich der Kuka-Chef jedoch nicht beteiligen.

    Dennoch hält sich das Gerücht, neben Midea könnte ein kleinerer, aber dennoch starker zweiter Investor aus Europa bei dem Unternehmen einsteigen. Auf alle Fälle wird es zwischen den Kuka-Verantwortlichen und dem chinesischen Investor ab September Gespräche über die künftige Aktionärsstruktur geben. Audi-Verhältnisse – hier kontrolliert die Mutter Volkswagen 99,55 Prozent der Aktien – scheinen nicht angestrebt zu werden.

    Bisher sind Kuka-Papiere trotz der Midea-Übermacht bei Investoren heiß begehrt, was sicher auch auf die weiter positive Geschäftsentwicklung zurückzuführen ist. Zwischen April und Juni dieses Jahres holte Kuka mit dem Rekordwert von 893,4 Millionen Euro fast so viel Aufträge herein wie insgesamt im Jahr 2009, als Reuter seine Karriere bei dem damals noch kriselnden Unternehmen begonnen hat. Trotzdem fiel der Kuka-Gewinn im zweiten Quartal 2016 auch wegen Sonderkosten im Zuge der Übernahme deutlich geringer aus. Die Stimmung bei den Mitarbeitern sei dennoch gut. „Wir Kukaner ziehen alle an einem Strang“, versichert Reuter. Das mag auch daran liegen, dass die Firma immer bessere Geschäfte in China macht. Und diese sollen ausgebaut werden, zumal das Land einen hohen Nachholbedarf bei der Automatisierung der Fertigung hat.

    Reuter hat große Pläne mit dem Partner Midea. Er will neuartige Haushaltshelfer entwickeln lassen: „Das sind keine Staubsauger-Roboter.“ Die Kuka-Forscher denken vielmehr an „Assistenten“ für die eigenen vier Wände. Sie sollen wie Industrieroboter in Fabriken Menschen bei ihrer Arbeit unterstützen, ihnen also Lasten abnehmen. „Viele können dann besser und länger zu Hause leben“, hofft Reuter. Mehr ins Detail geht er nicht. Spaßeshalber hatte der Manager mal gesagt, er wünsche sich einen Roboter, der bei ihm zu Hause Socken aufhebt.

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