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Treppenlift und Treppensteiger: So gibt es Zuschüsse von der Krankenkasse

Treppenhaus

Treppenlift und Treppensteiger: Damit man lange in der eigenen Wohnung bleiben kann

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    Treppensteiger wie dieses Modell ermöglichen es, weiterhin in das Obergeschoss zu kommen. Hilfe braucht man trotzdem.
    Treppensteiger wie dieses Modell ermöglichen es, weiterhin in das Obergeschoss zu kommen. Hilfe braucht man trotzdem. Foto: Joachim Göres

    Millionen Menschen in Deutschland haben aufgrund ihres Alters oder von Krankheiten Bewegungseinschränkungen. Ihre Zahl wächst noch durch die geburtenstarken Jahrgänge, die jetzt ins Rentenalter kommen und für die das Leben in den eigenen vier Wänden zunehmend beschwerlicher wird – vor allem, wenn Treppen zu überwinden sind. Stürze gerade im Treppenhaus sind verbreitet. Laut einer Studie der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau gelten nur 1,5 Prozent aller Wohnungen als barrierefrei. Auf der Internationalen Reha- und Mobilitätsmesse für Alle (Irma) wurden kürzlich in Hamburg Hilfsmittel vorgestellt, die den Zugang zu höheren Etagen auch wenig mobilen Menschen ermöglichen.

    Der österreichische Hersteller Sano bietet einen elektrischen Treppensteiger an. Dabei übersteigen zwei elektronisch angetriebene Radpaare eine Stufe nach der anderen. Die mobilitätseingeschränkte Person sitzt in dem Treppensteiger, hinter ihr hält eine zweite Person den Treppensteiger in Balance. „Dafür braucht man keine Kraft, sondern nur etwas Übung“, sagt Thomas Buggle, Vertriebsleiter der Sano Deutschland GmbH aus Oberaudorf, und fügt hinzu: „Der Treppensteiger ist mobil, man kann ihn auch an jeder anderen Treppe benutzen und man spart sich den Einbau eines festen Treppenliftes.“ Die Kosten liegen nach seinen Angaben bei 5000 Euro, wovon die Krankenkassen bei Vorlage der nötigen ärztlichen Bescheinigungen 4000 Euro übernehmen. „Deutschland ist für Sano der wichtigste Markt“, sagt Buggle, einer von 14 Beschäftigten bei Sano Deutschland.

    Treppensteighilfen und Treppenlifte

    Auch die Alber GmbH aus Albstadt stellt Treppensteighilfen her. Die werden sowohl von Sano als auch von Alber ebenfalls für Rollstühle angeboten – der Rollstuhl erhält dabei eine spezielle Halterung. „Wir prüfen immer vor Ort, ob unser Gerät eingesetzt werden kann, das hängt unter anderem von der Zahl der Stufen und dem Gewicht der zu befördernden Person ab“, sagt Berater Tobias Meier, einer von rund 400 Angestellten. Nach seinen Worten gibt es wachsende Konkurrenz und immer mehr Werbung für ähnliche Produkte.

    Das ist der Klassiker: Ein Treppenlift - hier in einer Senioren-Wohngemeinschaft - erleichtert die Mobilität zuhause.
    Das ist der Klassiker: Ein Treppenlift - hier in einer Senioren-Wohngemeinschaft - erleichtert die Mobilität zuhause. Foto: Soeren Stache, dpa

    Damit meint Meier die Liftstar GmbH aus Köln, die für ihre mehr als 200.000 Mal verkauften Lifta-Treppenlifte wirbt. „Wir merken, dass wir so das Vertrauen vieler Menschen gewinnen“, sagt Maximilian Gillar, Leiter des Großkundengeschäfts. Die Treppenlifte werden in den Niederlanden und England hergestellt. Liftstar setzt auf den Direktvertrieb und 300 Berater, unter anderem in Augsburg und Ulm. Gillar spricht von einer wachsenden Nachfrage: „Die Pflegeheime werden immer teurer, die Plätze sind rar – auch deswegen versuchen viele ältere Menschen, so lange wie möglich zu Hause wohnen zu bleiben.“

    Manchmal reicht auch schon ein zweiter Handlauf

    „Händler und Hersteller heben die Vorteile der eigenen Produkte hervor, das ist ganz klar. Man sollte immer schauen, die individuell sinnvollste Lösung zu finden“, sagt Antje Voss. Die Architektin arbeitet für den gemeinnützigen Verein Barrierefrei Leben, der in Hamburg alle Ratsuchenden über technische Hilfen für die Umgestaltung der Wohnung berät. Ihr erster Tipp: „Ein zweiter Handlauf an der Treppe ist die günstigste Variante, das kann schon eine große Hilfe sein.“ Beratungen gibt es auch in anderen Bundesländern. Demnächst bietet die Beratungsstelle Barrierefreiheit der Bayerischen Architektenkammer in Augsburg (10. September) und in Kempten (11. September) Beratungstermine an.

    Wem ein zweiter Handlauf nicht ausreicht, könne möglicherweise eine Treppensteigehilfe nutzen, bei der die eigene Bewegung durch technische Hilfsmittel unterstützt wird. „Solange man das Treppensteigen durch eigene Bewegung unterstützen kann, bleibt man mobiler, als wenn man komplett Hilfsmittel in Anspruch nimmt“, sagt Voss. Bei einem Treppensitzlift muss die Person zumindest in der Lage sein, sich zum Beispiel vom Rollstuhl in den Sitzlift zu bewegen.

    Pflegegrad entscheidet über den Zuschuss

    Für die Finanzierung betont Voss die Bedeutung eines Pflegegrades. „Es gibt für das Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen einen Zuschuss bis zu 4000 Euro von der Krankenkasse. Nach einer Höherstufung beim Pflegegrad kann man neue Maßnahmen beantragen und dafür wiederum bis zu 4000 Euro von der Krankenkasse bekommen“, sagt Voss und fügt hinzu: „Manchmal wird das von den Kassen aus Unwissenheit zunächst abgelehnt, dann muss man Widerspruch einlegen.“ Ihr letzter Tipp: „Laut Gesetz haben auch Mieter Anspruch auf eine Wohnraumanpassung, wenn das ihr Gesundheitszustand erfordert. Vermieter lehnen das nicht selten mit der Begründung ab, dass der Einbau von Hilfsmitteln nicht schön aussieht. Doch ästhetische Gründe spielen bei dieser Frage keine Rolle.“

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