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Tourismus: Das Fernweh der Deutschen steigt rekordverdächtig

Tourismus

Das Fernweh der Deutschen steigt rekordverdächtig

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    Der Frühling war nicht groß. Vielleicht wird es der Sommer?
    Der Frühling war nicht groß. Vielleicht wird es der Sommer? Foto: Boris Roessler, dpa

    Die Füße baumeln in der weißen Gischt, vom admiralsblauen Atlantik verweht ein frischer Wind die Hitze von Frankreichs Südküste und der Weißwein im Glas ist perfekt gekühlt. Welche Urlaubsmomente die Deutschen sich auch herbeisehnen, es sind viele und werden mehr. Das Frühjahr war nicht groß. Die Reiselust ist - nach Corona und trotz Inflation - ausgeprägt und beschert den Reiseveranstaltern die Aussicht auf ein Rekordjahr.

    Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), sagt es so: „Wir sehen das große Bedürfnis nach Urlaub nicht nur für den Sommer. Das stimmt uns trotz der bekannten Unwägbarkeiten der weltpolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen optimistisch, was das gesamte Reisejahr 2023 betrifft. Unsere Erwartung ist, auf dem Umsatzniveau des Rekordjahres 2019 – also vor Corona – abzuschließen.“

    Der DRV sieht aktuell für den anstehenden Sommer ein Buchungsplus (Umsatz) im Vergleich zum Vor-Corona-Sommer 2019 von einem Prozent. Die Top 5 der Sommer-Urlaubsziele sind: Spanien, die Türkei, Griechenland, Ägypten und schließlich Italien. Das DRV-Fazit: "Die Frühbucher sind zurück und die Reisebüros und Reiseveranstalter sind mit Volldampf in dieses Jahr gestartet." 

    Branchen-Primus Tui hat gute Erwartungen

    Das bestätigt auf Anfrage der Branchen-Primus Tui. Nach Unternehmensangaben war der Buchungsauftakt für das weltweit größte Touristikunternehmen für den Sommer "so stark wie lange nicht" - die Neubuchungszahlen lägen deutlich über den Vorjahreswerten und teilweise über 2019. Ein Unternehmenssprecher sagt: "Das große Interesse trägt durch alle vergangenen Monate und daher erwarten wir ein gutes Reisejahr 2023."

    Im Sommer setze sich zudem der Trend fort, dass die Menschen mehr Geld für ihren Urlaub ausgeben als noch vergangenes Jahr. Zu Pfingsten stehen Klassiker wie Mallorca oder die türkische Riviera ganz oben auf der Ziel-Liste der Tui-Kunden. Gefragt sind aber auch die griechischen Inseln wie Korfu, Rhodos oder Kreta und die Kanaren von Gran Canaria bis Lanzarote. 

    Auch DER Touristik verzeichnet nach Unternehmensangaben seit Jahresbeginn eine große Nachfrage mit Buchungs­umsätzen über Vorjahresniveau. Und auch über 2019. Der Januar sei, wie ein Sprecher mitteilte, der buchungsstärkste Monat überhaupt gewesen. Und die Sommer-Buchungen lägen beispielsweise im Februar 70 Prozent über dem Vorjahreswert und sogar über dem vergleichbaren Stand von 2019. Die Trendziele auf der Mittelstrecke ähneln denen der Tui. Und auf der Fernstrecke würden die USA und Kanada, Thailand, die Karibik und der Indische Ozean sehr gut gebucht. Auch Dubai und Abu Dhabi seien sehr beliebt. 

    Und was ist mit der Inflation?

    Wie schaut es in Teuerungszeiten dabei fürs Portemonnaie aus? DER Touristik schreibt: "Die Preisentwicklung für die Veranstalterreise wird sich im Sommer 2023 im Schnitt im Rahmen der aktuellen Inflationsrate bewegen." Und Tui antwortet, dass sich die jetzige Inflation und die steigenden Energiepreise "nicht vollumfänglich" auf die Preise auswirken. Es gebe regionale Unterschiede. Marokko, Tunesien, Zypern oder Thailand etwa verzeichneten geringere Preisveränderungen im Vergleich zu 2022. 

    Die Forschungsgemeinschaft Reisen (FUR), der größte nicht kommerzielle Organisator und Auftraggeber von Tourismusforschung in Deutschland, geht perspektivisch auch davon aus, dass es - der jüngsten Reiseanalyse der FUR entsprechend - nach wie vor gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Tourismusjahr gibt. Ulf Sonntag, der die Studie verantwortet, sagte unserer Redaktion, es gebe nach allem, was aktuell aus dem Markt zu hören sei, keinen Grund, die Prognose vom Jahresanfang infrage zu stellen.

    In zwei Wochen gibt es die neuen Zahlen. Der Tourismus-Experte meint indes, dass es bemerkenswert sei, dass ein Großteil des Marktes offenbar dahin zurückmöchte, was man vor Corona als "passendes Reiseverhalten" empfunden habe. "Es scheint aktuell so zu sein, dass mancher lieber in anderen Bereichen spart als beim Reisen. Allerdings darf man sich fragen, ob sich alle die höheren Preise auf Dauer leisten können." 

    Deutscher Tourismusverband: Nachhaltiger werden

    Und dann wäre da auch noch die Nachhaltigkeitsfrage: Der Deutsche Tourismusverband, der sich namensgemäß für den Urlaub in Deutschland einsetzt, mahnt. Geschäftsführer Norbert Kunz sagte unserer Redaktion, dass das Bewusstsein für nachhaltigeres Reisen in den letzten Jahren zwar gestiegen sei. "Allerdings besteht weiterhin eine große Kluft zwischen dem Wunsch nach einem möglichst ökologisch und sozial verträglichen Urlaub und der tatsächlichen Urlaubsgestaltung.

    Hier sind umso mehr alle touristischen Anbieter gefordert, nachhaltigeres Reisen zu ermöglichen und vorhandene nachhaltige Angebote transparenter zu machen. Es geht nicht um ein Nachhaltigkeitsetikett oder ein einzelnes Naturerlebnisangebot, sondern um energieeffiziente Ferienunterkünfte, barrierefreie Angebote, regionale Produkte und eine umweltfreundliche Mobilität." 

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