Anna Moors weiß, dass sie ein privilegiertes Leben führt, dass das alles nicht selbstverständlich ist, der Job im Bundestag, das Stipendium bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Studienplatz an der privaten Zeppelin-Universität in Friedrichshafen: 800 Studierende, Seminare zu viert, ein hauseigener Holzsteg, der in den Bodensee ragt. Hier sitzt sie nun also, an einem Sweatshirt-warmen Nachmittag, über ihr verliert eine alte Eiche ihre Eicheln, Schwäne ziehen über den See. Die 20-jährige junge Frau trägt weiße Socken, die schwarzen Jeans zweimal hochgekrempelt und hat einen überzeugten Blick im Gesicht. Dann fallen Sätze wie: "Ich glaube nicht mehr, dass ich meinem Arbeitgeber etwas schuldig bin. Wenn überhaupt, ist es das Gegenteil."