Thyssenkrupp will in seiner Stahlsparte innerhalb von sechs Jahren Tausende Arbeitsplätze streichen. Deutschlands größter Stahlkonzern will die Stellen von aktuell rund 27.000 auf etwa 16.000 abbauen. Das kündigte das Duisburger Unternehmen am Montag an. 5000 Stellen im Bereich Produktion und Verwaltung sollen demnach bereits bis Ende 2030 abgebaut werden und weitere 6000 Arbeitsplätze durch Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder Geschäftsverkäufe ausgelagert werden. Wie das Unternehmen in einer Mitteilung erklärt, gehöre die Maßnahme zu den wesentlichen Eckpunkten „für ein umfassendes industrielles Zukunftskonzept“, welches der Strategieausschuss des Unternehmens erarbeitet und dem Aufsichtsrat vorgestellt habe.
Thyssenkrupp-Stahl baut Tausende Stellen ab
Thyssenkrupp reagiere damit „auf die sich weiter verfestigenden fundamentalen und strukturellen Veränderungen auf dem europäischen Stahlmarkt und in entscheidenden Kunden- und Zielmärkten“, heißt es darin und weiter: „Zunehmend belasten Überkapazitäten und daraus resultierend steigende Billigimporte, insbesondere aus Asien, die Wettbewerbsfähigkeit erheblich.“
Dringende Maßnahmen seien erforderlich, um die Produktivität und Effizienz der Stahlsparte zu verbessern und ein wettbewerbsfähiges Kostenniveau zu erreichen. Das Eckpunktepapier soll in den kommenden Wochen zwischen Aufsichtsgremien und Arbeitnehmervertretungen konkretisiert werden.
Thyssenkrupp-Stahl senkt Produktionskapazitäten und schließt Standort Kreuztal-Eichen
Das Eckpunktepapier sieht konkret vor, die Produktionskapazitäten von 11,5 auf 8,7 bis 9 Millionen Tonnen zu senken. Sie würden damit an die „zukünftigen Markterwartungen“ angepasst. Um die Kapazität zu reduzieren, will sich Thyssenkrupp Steel weiterhin von den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) trennen. Die Unternehmensanteile an der HKM sollen demnach verkauft werden - sollte das nicht möglich sein, werde Thyssenkrupp-Stahl mit den weiteren Gesellschaftern Gespräche über Schließungsszenarien führen. Der Weiterverarbeitungsstandort in Kreuztal-Eichen (in Nordrhein-Westfalen) soll definitiv geschlossen werden.
Das Unternehmen kündigte zudem an, die Personalkosten in den kommenden Jahren im Durchschnitt um zehn Prozent reduzieren zu wollen. Betriebsbedingte Kündigungen wolle man nach der Neuaufstellung aber vermeiden. „Um uns zukunftsfest aufzustellen, ist eine umfassende Optimierung und Verschlankung unseres Produktionsnetzwerkes und unserer Prozesse notwendig“, wird der Vorstandssprecher Dennis Grimm in der Mitteilung zitiert. „Uns ist bewusst, dass dieser Weg Vielen vieles abverlangen wird, vor allem weil wir in den nächsten Jahren eine große Zahl an Arbeitsplätzen abbauen müssen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Deshalb ist jetzt umso wichtiger, dass alle Beteiligten gemeinsam Verantwortung übernehmen, um den Stahl voranzubringen“, so Grimm.
„Aufholbedarf“ in der operativen Effizienz und Rentabilität
Noch habe Thyssenkrupp-Stahl in Bezug auf operative Effizienz und Rentabilität an entscheidenden Stellen im Wettbewerb Aufholbedarf, wird auch Marie Jaroni, Chief Transformation Officer des Unternehmens zitiert. „Diese Lücken müssen wir schließen, wenn wir eine gute Zukunft haben wollen. Dies ist umso wichtiger, weil wir die grüne Transformation konsequent vorantreiben wollen. Sie ist unverzichtbar und wird langfristig das bisherige kohlebasierte Geschäftsmodell ablösen. Die Umsetzung des heute vorgestellten Konzepts wird für unsere Wettbewerbsfähigkeit und damit für unsere Zukunft maßgeblich sein.“
Die Stahlsparte des Industriekonzerns hatte erst im Sommer dieses Jahres ihre Chefetage neu aufgestellt, um das Unternehmen in eine weniger turbulente Zukunft zu führen. Vor wenigen Tagen hatte Thyssenkrupp mitgeteilt, im Geschäftsjahr 2023/24 1,5 Milliarden Euro Verlust gemacht zu haben, ein großer Teil davon wurde mit dem schwächelnden Stahlgeschäft begründet.
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