Die aktuelle Wirtschaftslage bereitet vielen Unternehmen Schwierigkeiten und hat bereits zu zahlreichen Insolvenzen geführt. In der Automobilbranche kommt hinzu, dass die Elektromobilität einen Einbruch erlebt. Die Autohersteller haben es mit einer sinkenden Nachfrage zu tun, während zugleich ein großer Konkurrenzkampf herrscht.
Ein E-Auto-Hersteller, der ebenso wie Tesla aus den USA stammt und mit dem Unternehmen um CEO Elon Musk konkurrieren wollte, ging vor Kurzem insolvent: Fisker. Das Unternehmen des dänischen Designers Henrik Fisker meldete Mitte Juni Insolvenz an.
Autobauer ruft über 12.000 Fahrzeuge zurück
Nun kommt es beim Autobauer zu einem Rückruf. Fisker ruft mehr als 12.000 Fahrzeuge des Modells Ocean zurück. Der Grund ist ein Problem bei den Türen, bei dem die Türgriffe von außen festhängen und sich nicht öffnen lassen. Das teilte das US-amerikanische Unternehmen laut einem Bericht von Reuters am Freitag mit. „Eine Tür, die sich nicht öffnen lässt, kann die Insassen daran hindern, in einem Notfall auszusteigen, was das Verletzungsrisiko erhöht“, zitiert die Nachrichtenagentur die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA. Demnach will Fisker das Problem bei den betroffenen Fahrzeugen kostenlos beheben.
Der Autobauer wies seine Händler in den USA, Kanada und Europa an, den Verkauf der Ocean-Fahrzeuge im Bestand zu stoppen und das Problem zu untersuchen. Konkret geht es laut Unternehmensangaben um 8.204 Modelle in den USA, 513 in Kanada und 3.806 in Europa.
Insolvenz von E-Auto-Hersteller Fisker: Gespräche gescheitert
Im Februar hatte es bei Fisker bereits Zweifel am Fortbestand gegeben. Im Anschluss erfolgte Gespräche mit einem großen Automobilhersteller als Investor blieben erfolglos. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge sollte es sich dabei um Nissan gehandelt haben. In der Folge setzte auch ein namentlich nicht genannter Investor eine Finanzierung in Höhe von 350 Millionen Dollar aus.
"Wie andere Unternehmen in der Elektrofahrzeugbranche waren auch wir mit verschiedenen Markt- und makroökonomischen Gegenwinden konfrontiert, die unsere Fähigkeit, effizient zu arbeiten, beeinträchtigt haben", zitiert Reuters den Hersteller. Fisker konnte im vergangenen Jahr nicht mal die Hälfte der mehr als 10.000 produzierten Fahrzeuge ausliefern. Wie das Portal Techchrunch schreibt, änderte der E-Auto-Hersteller schließlich sein Geschäftsmodell und stellte sein System Anfang des Jahres um. Er lieferte seine Autos nicht mehr direkt an die Kunden aus, während Konkurrent Tesla mit jener Strategie populär geworden ist.
"Fisker wird seit Monaten am Leben gehalten, daher kommt die heutige Ankündigung nicht überraschend. Es war nicht der erste Elektroauto-Neuling, der Konkurs anmeldete, und wir glauben nicht, dass es der letzte sein wird", zitierte Reuters Garrett Nelson, Vizepräsident und Aktienanalyst beim Finanzunternehmen CFRA Research. Auch andere Elektroauto-Hersteller, wie Proterra, Lordstown und Electric Last Mile Solutions, gingen in den vergangenen zwei Jahren pleite.
Fisker hatte schon mal Insolvenz beantragt
Für Henrik Fisker, einst Designberater bei Tesla, ist es schon das zweite Mal, dass er mit einem Unternehmen pleitegeht. Seine erste Firma, Fisker Automotive, hatte 2013 Konkurs angemeldet. Damals lagen die Gründe in der Finanzkrise von 2008 und einem Batterieversagen eines Hybrid-Modells. Es war zu einer großen Rückrufaktion gekommen.
Als Fisker später an die Börse ging, gab der gleichnamige CEO an, dass sein Unternehmen das Apple der Autoindustrie sein wolle. Beim SUV-Modell Ocean gab es jedoch Software- und Hardware-Probleme. Das Auto geriet ins Visier der Behörden, welche es nun aufgrund von Problemen unter anderem beim Bremsen, beim Einparken und beim Öffnen der Türen untersuchen. Erst Anfang des Monats hatte Fisker über 18.000 Fahrzeuge in Nordamerika und Europa wegen fehlerhafter Software und Nichteinhaltung von Sicherheitsstandards zurückgerufen.
Übrigens: Auch andere große Unternehmen sind von einer Insolvenz betroffen. Ein deutscher E-Bike-Hersteller ging neulich insolvent. Auch Esprit ist in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Wie es nun um die Filialen der Modekette in Deutschland steht, ist noch nicht abschließend geklärt. Bei der insolventen Modemarke Scotch & Soda stellt sich ebenso die Frage, was mit den etwa 40 Filialen passiert.