Menschen wie Elon Musk gibt es eigentlich nur im Märchen. Ein Unternehmer, der mit dem Verkauf seines ersten Unternehmens so viel Geld verdient, dass er danach tun kann, worauf er Lust hat - meist ist es irgendwas mit „die Welt verändern“. Autos mit Strom, statt mit Benzin fahren zu lassen etwa. Oder Raketen ins All zu schießen, irgendwann zum Mars zu fliegen und Menschen Computerchips ins Gehirn einzupflanzen, um Behinderungen zu überwinden und den menschlichen Geist mit der Rechenkraft von Supercomputern und künstlicher Intelligenz zu erweitern. Musk ist ein Visionär und begnadeter Unternehmer und, je nach Aktienkurs seiner Unternehmen, einer der reichsten Menschen der Welt.
Doch die Welt der Wirtschaft und seine zahlreichen Unternehmungen genügen Musk nicht mehr. Im US-Präsidentschaftswahlkampf hat er für Donald Trump Partei ergriffen. Über seine Plattform X erklärt Musk seinen 200 Millionen Followern beinahe täglich, warum nur die Wahl des Republikaners die Demokratie retten könne und illegale Migration eine von den Demokraten geförderte Gefahr für die USA ist. Einer Unterstützungsvereinigung für Trump hat er 75 Millionen Dollar gespendet. Im Endspurt bis zum Wahltag Anfang November will Musk nun jeden Tag eine Million Dollar unter den Unterzeichnern einer Wahlempfehlung für Trump verlosen.
Musk öffnete Trump den Weg zurück zu Twitter
Wer sich mit Musk beschäftigt, mit der Frage, wo er herkommt und was ihn antreibt, kommt schnell auf eine Konstante: Musk hat Probleme, Grenzen zu akzeptieren. Er mag es nicht, wenn die Welt sich nicht seinem Willen fügt. Und bei der Verwirklichung seiner Ziele lässt er sich nicht von Einwänden und Widerständen aufhalten. Schon gar nicht von moralischen Fragen. Es fällt nicht schwer, hier gewisse Parallelen zur Persönlichkeitsstruktur von Donald Trump zu finden. Doch das wäre zu einfach, um die Verbindung der beiden Männer zu erklären, die mit dem Fortschreiten des Wahlkampfs in den USA immer enger wurde.
Im Oktober 2022 schließt Musk die Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter ab. Die Plattform war zu diesem Zeitpunkt längst zu einem Faktor der politischen Meinungsbildung, vor allem in den USA geworden. Mit ihrem zunehmenden Erfolg waren aber auch ihre Probleme mit Hass-Posts und Falschinformationen gewachsen. Trump nutzte Twitter als Präsident beinahe manisch, um per Post den politischen Pulsschlag in vielen Hauptstädten der Welt nach Belieben zu erhöhen. Nach dem Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 hat Twitter den abgewählten Präsidenten in einem beispiellosen Schritt von der Plattform verbannt. Im November 2022 stellt das Unternehmen unter seinem neuen Eigentümer Musk das Konto wieder her - und öffnet Trump erneut die Tür zu einem Millionenpublikum.
Doch Musks Zuneigung zu Trump erwacht danach erst richtig. Woher der Gesinnungswandel bei Musk herrührt, bleibt Spekulation. Vor einem Jahr sagte er noch, er habe immer demokratisch gewählt - Joe Biden könne er bei einer zweiten Kandidatur seine Stimme aber nicht mehr geben. Sicher ist, dass Musk mit seinen Unternehmen immer wieder in Konflikt mit den Behörden geraten ist. Während der Coronakrise war Musk einer der entschiedensten Gegner strenger Schutzmaßnahmen, die unter anderem zur zeitweisen Schließung des Tesla-Stammwerks im traditionell von den Demokraten regierten Kalifornien führten. Auch mit der Börsenaufsicht SEC ist Musk bereits mehrmals in Konflikt geraten, noch immer läuft ein Verfahren gegen ihn wegen der heftig umkämpften Übernahme von Twitter.
Elon Musk tanzte sehr ungelenk auf Trumps Wahlkampfbühne
Musk ist zudem ein erklärter Feind der Woke-Bewegung, die ihre politische Übersetzung in einem Flügel der demokratischen Partei findet. Musk nannte die Demokraten deswegen auch schon die „Partei der Spaltung und des Hasses“. Der Ursprung dieser Feindschaft ist zutiefst persönlicher Natur. Eines von Musks Kindern hat sich mit 16 Jahren zu einer Geschlechtsanpassung entschieden, für die Musk ursprünglich sein Einverständnis gab. Heute will Vivian Jenna, die als Xavier Alexander Musk aufwuchs, keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater. „Mein Sohn ist tot. Getötet vom Woke-Virus“, sagte Musk zu diesem Kapitel seines Lebens in einem Interview.
Musk hätte also einiges zu gewinnen, wenn Trump bei der Wahl Erfolg hat. In einem öffentlich über X geführten Gespräch zeigten beide zuletzt große Sympathien füreinander. Bei Trumps Rückkehr zu einer Wahlkampfveranstaltung in die Kleinstadt Butler in Pennsylvania, an den Ort, an dem er beinahe zum Opfer eines Attentats wurde, durfte Musk sogar neben Trump sprechen. Dass der 53-Jährige dabei etwas ungelenk über die Bühne hopste, dürfte Trumps Team nicht gestört haben, angesichts der Aufmerksamkeit, die der Auftritt der Kampagne einbrachte.
Musk geht ein hohes Risiko ein
Bei einem Sieg Trumps soll Musk auch formell zu einem Berater des Präsidenten werden oder sogar mit einem Kabinettsposten belohnt werden, das haben beide inzwischen mehrmals angekündigt. Konkret soll es um die Ausgaben des Staates gehen, die Musk radikal beschneiden möchte. Vorwürfe, Musk kaufe sich politischen Einfluss, prallen an dem Milliardär ab. Der Weg zu einem Ziel ist für Musk zweitrangig. Das hat auch die Twitter-Übernahme gezeigt. Musk setzte seine Reputation als genialer Unternehmer aufs Ziel, um die Plattform zu einem überteuerten Preis zu kaufen. Anschließend entließ er tausende Beschäftigte und schreckte Nutzer und Werbekunden mit einem Zickzack-Kurs bei Nutzungsbedingungen und Finanzierungsmodell ab. Doch nun kontrolliert er eine weltweit beachtete Plattform - und damit enorm viel öffentliche Aufmerksamkeit.
Musk geht mit seinem politischen Engagement aber auch ein hohes Risiko ein. Denn nicht nur er hat eine Neigung, nachtragend zu sein. Auch Politiker könnten die Vergabe von Aufträgen, etwa an seine Weltraumfirma SpaceX, künftig in einem anderen Licht sehen. Tesla-Aktionäre könnte eine drohende Politisierung ihrer Marke bares Geld kosten: Exponiert sich Musk als Tesla-Chef zu sehr politisch, wächst auch die Gefahr politisch begründeter Boykott-Aktionen.
". Musk setzte seine Reputation als genialer Unternehmer aufs Ziel, ... Anschließend entließ er tausende Beschäftigte und schreckte Nutzer und Werbekunden mit einem Zickzack-Kurs ... Doch nun kontrolliert er eine weltweit beachtete Plattform - und damit enorm viel öffentliche Aufmerksamkeit." Heißt doch im Klartext, dass Herr M. nichts falsch gemacht hat. Dies zeigt sich auch in anderen Aktionen des Herrn M., welche am Anfang "irrsinnig" kritisiert wurden. Viel Geschrei um wirtschaftlich richtige und zur richtigen Zeit durchgeführte Aktionen.
Vielleicht gibt es Nachahmer der Drogeriekette dm, die wegen Musks politischer Einflussnahme keine Tesla Autos mehr kauft. Ich finde, dass eine solche Machtkonzentration (Internet-Satelliten, Raumfahrt, Tesla, X ) hoechst gefaehrlich ist. Dass er als Unternehmer viel richtig gemcht hat, steht ausser Frage. Was uns alle aber interessieren muss, ist aber, ob das gut fuer die US-Demokratie und damit auch unsere ist.
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