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Technik: Schluss mit Kabelsalat: Einheitliche Ladekabel kommen

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Schluss mit Kabelsalat: Einheitliche Ladekabel kommen

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    Was passt wo? Diese Frage soll sich bald nicht mehr stellen.
    Was passt wo? Diese Frage soll sich bald nicht mehr stellen. Foto: Mohssen Assanimoghaddam, dpa

    Irgendwann haben die meisten aufgehört zu zählen. Aber über den dicken Daumen gepeilt, haben nicht wenige in ihrem Leben schon so viele Ladekabel verschmissen wie die Europäische Union Länder zählt. Und die meisten hätten sich – irgendwo fluchend nach dem passenden Adapter suchend – gewünscht, es gäbe eines für alle.

    Dieser Wunsch soll nun – spät aber immerhin – erfüllt werden. Streng amtlich formuliert: Am 20. April 2022 nahm der Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz des Europäischen Parlaments den Vorschlag der Kommission zur Einführung eines einheitlichen Ladegeräts für Mobiltelefone und andere kleine elektronische Geräte wie Tablets, E-Book-Reader, intelligente Kameras und tragbare Elektronikgeräte an. Heißt: Der Kabelsalat kann kompostiert werden.

    Mindestens 11.000 Tonnen Elektroschrott könnten jedes Jahr mit Ladekabel-Standard eingespart werden

    Schon jetzt verbauen die meisten Handyhersteller den sogenannten USB-C-Anschluss als Standard. Der soll künftig quasi das Maß der Dinge werden. Wie der EU-Parlamentarier Markus Ferber (EVP) auf Anfrage sagte, will die Union ihr Vorhaben „so schnell wie möglich“ umzusetzen. Wohl ab 2024 sollen die meisten elektronischen Alltagsgegenstände nur noch mit USB-C in Europa verkauft werden dürfen. Und weil kabelloses Laden sich immer weiter durchsetzt, will das Parlament, dass die Kommission bis 2026 auch einen einheitlichen Standard für kabelloses Laden vorschlägt.

    Mindestens 11.000 Tonnen Elektroschrott könnte die EU jedes Jahr durch das Gesetz reduzieren. Ferber sagt: „Angesichts dessen, dass elektronisches Zubehör immer noch eine der am schnellsten wachsenden Abfallberge innerhalb der EU produziert, ist dieser Schritt für Mensch und Umwelt dringend notwendig. So erzeugt jeder EU-Bürger durchschnittlich rund 16 Kilogramm Elektromüll pro Jahr. Das neue Gesetz würde damit zu einer saubereren Umwelt, enormen Kostenersparnis und letztlich einem leichteren Leben der EU-Bürger beitragen.“

    Nun – rund zehn Jahre, nachdem das Thema auf die Agenda kam – können also die finalen Verhandlungen zwischen Europaparlament und den EU-Staaten beginnen. Ein paar Hindernisse sind noch zu überwinden. Ferber sagt: „Der Hauptkonflikt entzündet sich daran, dass das Europäische Parlament den Geltungs- und Anwendungsbereich des USB-C-Ports grundsätzlich weiter fassen will als der Rat. Während sich die Kommission und der Rat vor allem auf mobile Endgeräte wie Laptops, Handys und Tablets bezieht, umfassen die Vorstellungen des Parlaments auch weitere elektronische Alltagsgegenstände wie Computermäuse.“ Zudem, so Ferber, wolle das Parlament den Verbrauchern die Freiheit ermöglichen, selbst zu entscheiden, ob sie ein Elektrogerät mit oder ohne Ladeeinheit kaufen.

    EU-Abgeordneter Markus Ferber (EVP) erwartet Widerstand von Apple

    Es zeigt sich: Selbstverpflichtungen der Industrie in dieser Sache hatten die Situation zwar verbessert, aber noch ist nicht alles entwirrt. Ferber erwartet weiter Widerstand von Unternehmensseite: „Apple sträubt sich bislang gegen die bisherigen Selbstverpflichtungen der Industrie, Handynetzteile zu vereinheitlichen, und möchte sich mit seinem ,Lightning’-Kabel für Telefone und kleine Tablets vom Markt abheben.“ Nach der Durchsetzung der EU-Verordnung könne Apple daher als großer Verlierer dastehen. „Es wird sich zeigen, was sich der US-Konzern bis 2024 überlegt, wenn das Gesetz in Kraft treten soll.“

    Auch dann wird in Europa in Sachen Ladekabel gelten, was für viele Bereiche der Konsum-Gesellschaft gilt: Weniger ist mehr.

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