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Tanken: E-Fuels for Future: Sind synthetische Kraftstoffe die Zukunft im Tank?

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E-Fuels for Future: Sind synthetische Kraftstoffe die Zukunft im Tank?

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    Mit dem Slogan "Klimaschutz könnte man Tanken" bewirbt die eFuel Gmbh den synthetischen Kraftstoff.
    Mit dem Slogan "Klimaschutz könnte man Tanken" bewirbt die eFuel Gmbh den synthetischen Kraftstoff. Foto: Tom Weller, dpa

    Eine leicht gelbliche Flüssigkeit, die so ähnlich wie herkömmliches Benzin riecht, könnte in Zukunft die Tanks füllen. E-Fuels, synthetische Kraftstoffe hergestellt aus Wasser, Strom und Kohlendioxid, versprechen, dass Fahrzeuge, die derzeit mit fossilem Brennstoff betankt werden, auch CO2-neutral betrieben werden können. Das sind gute Nachrichten für alle, die nach dem "Verbrenner-Aus" 2035 weiterhin ihr Auto fahren wollen, denn der Beschluss wurde um eine Klausel ergänzt: Autos mit Verbrenner sollen auch weiterhin zugelassen werden können, wenn sie klimafreundliche synthetische Kraftstoffe nutzen. Doch wie realistisch ist diese Zukunftsvision?

    Mit dem Slogan "Klimaschutz könnte man Tanken" und "E-Fuels for Future" bewirbt die eFuel GmbH, ein Gemeinschaftsunternehmen mittelständischer Tankstellenbetreiber und Energiehändler, den synthetischen Kraftstoff, der auch Verbrenner klimaneutral machen soll. Laut Geschäftsführer Lorenz Kiene kann damit vom Oldtimer mit Diesel-Motor über Rennautos bis hin zu Flugzeugen alles betankt werden. "Das Wort E-Fuels können Sie durch das Wort Sprit substituieren", sagt Kiene bei einer Informationsveranstaltung in Augsburg. "E-Fuels ist wie so eine Art Grundstoff, woraus man zum Beispiel 85-Oktan (wie Super-Plus-Benzin Anm. d. Red.) machen kann oder auch einen Diesel-Kraftstoff oder Heiz-Öl oder Kerosin."

    Ein Fläschchen E-Fuel von der eFuel GmbH.
    Ein Fläschchen E-Fuel von der eFuel GmbH. Foto: Quirin Hönig

    E-Fuels besteht immer aus Wasser, Strom und Kohlendioxid

    Für alle diese Anwendungsmöglichkeiten bleiben die Zutaten die Gleichen: Wasser, Strom und Kohlendioxid. In der Raffinerie wird daraus der entsprechende Kraftstoff hergestellt. Dabei wird kein neues CO2 ausgestoßen. Kiene rechnet von einem Literpreis von unter zwei Euro, wenn E-Fuels auf dem Markt sind. Und das könnte recht bald sein, falls die Unternehmen die notwendigen Sicherheiten haben. "Wir sind nicht mehr im Reagenzglas", sagt Kiene. Er gehe davon aus, dass im kommenden Jahr mit der Produktion von E-Fuel begonnen werden kann. Klingt bislang alles recht positiv.

    Doch diese Sichtweise teilen nicht alle. "#eFuels kommen zu spät und sind zu teuer, um den Verbrennungsmotor zu verlängern", twitterte Marion Jungbluth, die Leiterin des Teams Mobilität und Reisen des Bundesverbands der Verbraucherzentrale, als Reaktion auf das nicht vollständige Verbrenner-Aus. "E-Fuels sind der Champagner unter den Kraftstoffen", sagt sie auf Nachfrage unserer Redaktion. Wenn sie auf den Markt kämen, wären sie in Jungbluths Augen "unbezahlbar" für die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher.

    Verbraucherschützerin kritisiert die Kommunikation von Wissing

    Zusätzlich hätten E-Fuels einen "katastrophalen Wirkungsgrad", erklärt Jungbluth. Weil in der Herstellung so viel Energie gebraucht werde, wäre die Produktion von E-Fuels erst dann sinnvoll, wenn grüner Strom im Überfluss vorhanden sei. "Im Pkw ist es deshalb nur sinnvoll, die Energie direkt in der Batterie zu nutzen", sagt sie. Allerdings lehnt sie E-Fuels nicht vollständig ab. "Dort, wo Batterie-elektrische Mobilität nicht oder schwer einsetzbar ist, können E-Fuels und Wasserstoff die Lösung sein", sagt die Expertin. "Wir brauchen synthetische Kraftstoffe, die aus erneuerbarem Strom gewonnen werden, um Verkehrsträger wie Luft-, Schiff- und Schwerlastverkehr zu dekarbonisieren und die Klimaziele einzuhalten."

    Jungbluth kritisiert auch die Kommunikation des Verkehrsministers Volker Wissing. Die doppelte Botschaft zum Aus für das Verbrenner-Aus schüre Hoffnung bei E-Mobilitiätsskeptikern, der Verbrenner werde länger laufen können. Dies sei aber nicht Inhalt des Beschlusses. Auch mit dem Zusatz würden nach 2035 nur wenige Nischenfahrzeuge erlaubt sein, die E-Fuels tanken. "Der kommunikative Hick-Hack in dieser Woche hat das Zeug, die Verkehrswende nachhaltig zu beschädigen", sagt Jungbluth. Die Bundesregierung müsse ein eindeutiges Signal an die Bürgerinnen und Bürger senden, wie die Mobilität der Zukunft aussehen wird. Nur dann könnten diese eine zukunftssichere Kaufentscheidung für ein neues Auto treffen.

    Synthetische Kraftstoffe bieten Chancen für Länder in Afrika und Südamerika

    Das Problem mit dem hohen Stromverbrauch hat Lorenz Kiene auch im Blick. "Deshalb macht es Sinn, diesen Strom dort zu gewinnen, wo es Sonne und Wind im Überfluss gibt", sagt er. Der Strom könnte vor Ort zur Herstellung von E-Fuels verwendet werden und anschließend weltweit exportiert werden. Die für den Transport notwendige Infrastruktur in Form von Schiffen, Lastern und Tankstellen habe man bereits durch die fossilen Brennstoffe. Das wäre auch eine wirtschaftliche Chance für Länder außerhalb Europas. "Die Technologie könnte in Ländern Afrikas oder Südamerikas einen enormen ökonomischen Aufschwung bewirken", sagt er.

    E-Fuels sind auch bei der Firma Präg ein Thema. Der Energie-Lieferant aus Kempten, der über 120 Tankstellen in Deutschland betreibt, ist auch Mitglied bei der eFuel GmbH. Ganz ohne Umbau an den Tankstellen würde der Wechsel zu synthetischen Kraftstoffen wahrscheinlich nicht vonstattengehen, erklärt Präg-Geschäftsführer Klaus-Rüdiger Bischoff. In der Zeit, in der sowohl E-Fuel als auch fossile Brennstoffe angeboten werden dürfen, müsste man entweder weitere Zapfsäulen bauen, um alles anbieten zu können, oder einen der fossilen

    Präg setzt aber nicht nur auf E-Fuels, auch Elektromobilität gehört zu ihrem Portfolio. "Wir sind eigentlich überall dabei", sagt Bischoff, aber: "E-Fuels wären ohne Zweifel das Praktischste und das Sinnvollste."

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