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Tag des Bieres: Biergärten befinden sich zwischen Regenfrust und Existenzangst

Tag des Bieres

Biergärten befinden sich zwischen Regenfrust und Existenzangst

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    Bei schlechtem Wetter verlassen die Leute seltener das Haus.
    Bei schlechtem Wetter verlassen die Leute seltener das Haus. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Es tröpfelt unaufhörlich. Auf den hölzernen Bänken und Tischen, an denen sich eigentlich Menschen für eine schöne Zeit treffen, sammeln sich die Wassertropfen. Gäste gibt es an regnerischen Tagen nur wenige. Der Sommer macht eine Pause und mit ihm der Betrieb in den meisten Biergärten. Und so heißt es für fast alle Betreiber in der Region: abwarten, bis der Himmel seine Schleusen wieder schließt. "Wenn es regnet, gehen die Leute nicht aus dem Haus", sagt Claudia Sautter vom Hofgut Bäldleschwaige bei Tapfheim. Weniger spüre sie es im Betrieb bei wechselhaftem Wetter. "Dann kommen die Gäste ganz normal." Der Biergarten im Landkreis Donau-Ries hat aber auch viele überdachte Plätze. Deshalb müssen Gäste weniger fürchten, nass zu werden. 

    Ganz anders sieht es beim Biergarten des Riegele-Wirtshauses mitten in Augsburg aus. "Wir haben unseren Biergarten bei schlechtem Wetter geschlossen, somit wirkt sich das Wetter direkt aus", lässt ein Sprecher wissen. Zwar würden einige Gäste ihren Besuch in den Innenbereich verschieben – den fehlenden Biergartenbetrieb kompensiere das allerdings nicht. Ähnlich sieht es im Klosterstüble Oberschönenfeld aus, erzählt Restaurantleiter Manuel Merk. "Wenn es regnet, ist unser Biergarten geschlossen." Jammern will er allerdings nicht: Trotz der aktuellen Wetterlage handle es sich bisher um ein eher gutes Biergartenjahr, ist er überzeugt. "Je mehr Land- und Forstwirte schimpfen, umso besser ist es für Biergärten", scherzt er.

    Auf Brauereien wirkt sich das Wetter in doppelter Hinsicht aus

    Auch die Brauereien merken, ob es regnet oder die Sonne scheint, wenn auch nicht so direkt wie die Wirtshäuser. Die bestellen zwar im Regelfall nicht täglich, sagt Leopold Schwarz vom Zusmarshausener Bierhersteller Schwarzbräu. Aber wenn "Bierwetter" herrscht, steigen die Absatzzahlen. Es könne aber auch zu heiß werden, etwa über der 30-Grad-Marke. "Wir Brauer schauen genau auf das Wetter", sagt er. Denn seine Zunft ist nicht nur von der guten Witterung für den Schankbetrieb abhängig, sondern auch von trockenen Tagen zum Ernten der Rohstoffe für sein Produkt.

    Frank-Ulrich John vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) gibt sich zumindest in der Wetterfrage gelassen. Ungewöhnlich sei in diesem Jahr etwa die lange Trockenperiode gewesen, in dieser Zeit haben die Umsätze gepasst. Es ist also noch nicht Hopfen und Malz verloren. Doch in den vergangene Jahren habe es auch schon verregnete Sommer gegeben, die durch einen goldenen Herbst gerettet wurden. 

    Laut Dehoga gibt es ein größeres Problem als das Wetter

    Doch eine andere Sorge treibt die Gastwirtinnen und Gastwirten laut ihres Verbandschefs gerade viel mehr um. Von fast 40.000 Gastbetrieben in Bayern haben ohnehin schon 6500 die Coronapandemie nicht überlebt. Und die Krise sei längst nicht überstanden. "Die Branche hat sich noch nicht erholt", sagt John. Denn viele Wirtinnen und Wirte hätten alle Ersparnisse aufgebracht, um ihre Betriebe trotz ständiger Schließungen und Platzbeschränkungen am Laufen zu halten. Auch das fehlende Personal, das zu Pandemiezeiten in andere Berufsfelder abgewandert ist, bleibt ein Dauerproblem. 

    Für finanzielle Entlastung sorgt bisher eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen im Lokal von 19 auf sieben Prozent. Im vergangenen Jahr wurde diese Regelung noch auf das Jahr 2023 verlängert. Doch bald läuft auch diese staatliche Unterstützung aus. "Wir lagen im Mai noch zwölf Prozent unter dem Umsatz des Vorjahres", sagt Dehoga-Sprecher John. "Die Gäste merken, dass alles teurer geworden ist." Vor allem die gestiegenen Energiekosten würden die Preise nach oben treiben. "Die Gastronomie ist ein energieintensives Gewerbe", sagt John. Herde, Öfen, Beheizung der Gasträume und Zimmer, all das koste. Zudem steigen Preise von Lebensmitteln und Gehälter für das Personal. Deshalb findet John: "Das alles entscheidende Damoklesschwert ist die Speisensteuer."

    Höhere Mehrwertsteuer könnte für Hunderte Betriebe das Aus bedeuten

    Der Dehoga-Bundesverband führte eine Umfrage zu den Folgen einer Mehrwertsteuererhöhung für Speisen in der Gastronomie unter 9600 Betrieben durch. Auf die Frage, ob sie im Falle einer Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz ihren Betrieb aufgeben müssten, antworteten demnach 7,2 Prozent mit Ja. Weitere 46,3 Prozent gaben an, sie wüssten es noch nicht. Das würde nach der Hochrechnung von Dehoga in Schwaben für etwas mehr als 300 der fast 5000 Betriebe das Aus bedeuten. Schon während der Coronapandemie haben in

    Ob die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie wieder auf den Normalsatz angehoben werden wird, steht zwar noch nicht fest. Einen Antrag der Unionsfraktion für eine weitere Verlängerung lehnte die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP im Juni wegen der angespannten Haushaltslage allerdings ab. Das bayerische Wirtschaftsministerium unterstützt den Dehoga-Vorschlag, die Mehrwertsteuer für Gastrospeisen bei sieben Prozent zu behalten, schreibt Sprecher Aaron Gottardi. Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger will die Regelung zusätzlich auf Getränke ausweiten. Doch das Sagen hat in diesem Fall Berlin.

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