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Studie: Chinesische Autohersteller hängen deutsche Konzerne ab

Studie

Chinesische Autohersteller hängen deutsche Konzerne ab

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    Der chinesische E-Autobauer BYD ist ein harter Wettbewerber der deutschen Hersteller.
    Der chinesische E-Autobauer BYD ist ein harter Wettbewerber der deutschen Hersteller. Foto: Mark Schiefelbein/AP, dpa

    China ist nicht nur der wichtigste Automarkt der Welt, es ist auch der härteste. Laut einer neuen Studie der deutschen Außenhandelskammer in China, die unserer Redaktion vorab vorlag, erwartet eine große Mehrheit (83 Prozent) der deutschen Autohersteller, die vor Ort aktiv sind, in den kommenden Jahren kontinuierliches Wachstum. 63 Prozent wollen in den kommenden beiden Jahren auch weiter in China investieren. Die allermeisten (84 Prozent) geben an, dass sie investieren, um überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben.

    Das ist auch dringend nötig. Denn bereits elf Prozent der deutschen Hersteller sehen chinesische Konkurrenten bei der Innovationsfähigkeit enteilt. 58 Prozent geben in der Umfrage an, dass sie damit rechnen, dass dies spätestens in den kommenden fünf Jahren der Fall sein wird.

    Deutsche Firmen forschen in China für China

    Professor Stefan Bratzel, der Gründer und Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, rechnet damit, dass diese Stärke der neuen Wettbewerber aus Fernost sich immer stärker in den Absatzzahlen auch in Europa niederschlagen wird. "Die Chinesen haben das geschickt gemacht, auch mit staatlicher Unterstützung alle Wertschöpfungsfelder bei der E-Mobilität systematisch besetzt", sagte Bratzel unserer Redaktion. Viele Hersteller aus China seien nun nicht nur innovativer, sondern auch preislich besser als die deutsche Konkurrenz.

    Die goldenen Jahre sind also definitiv vorbei. Jetzt ist der Markt geprägt von extremem Wettbewerb. In den deutschen Chefetagen reagiert man mit einer geteilten Strategie. Zum einen sind vor allem die Automobilhersteller stark dazu übergegangen, in China für China zu forschen (55 Prozent). 70 Prozent der Konzerne führen Innovationen ein, indem sie strategische Partnerschaften mit Universitäten, Zulieferern oder Kunden in China eingehen, erklärt die Außenhandelskammer.

    Zum anderen setzen zwei Drittel der Autobauer auf Kooperationen mit lokalen Firmen. Das ist deutlich mehr als der Durchschnitt der deutschen Firmen über alle Branchen hinweg (37 Prozent). Die Kundinnen und Kunden in China lieben technische Neuerungen und sie sind in dieser Hinsicht verwöhnt. 91 Prozent der deutschen Autohersteller geben an, dass Produktinnovationen der wichtigste Erfolgsfaktor im chinesischen Markt seien.

    Die deutschen Konzerne sind langsamer als die Konkurrenz

    Das eigentlich Dramatische für die deutschen Konzerne ist in dieser Lage aber, dass sie zu langsam sind. 61 Prozent der Unternehmen aus der Automobilbranche sagen, dass ihre Forschungs- und Entwicklungsteams für Markteinführungen länger brauchen als die chinesische Konkurrenz.

    Automarkt-Experte Bratzel sieht die einzige Chance für die deutschen Unternehmen darin, hier deutlich schneller zu werden: "Das Deutschlandtempo, von dem Kanzler Scholz gerne spricht, ist dem China-Speed derzeit deutlich unterlegen." In China werde auch in den Forschungsabteilungen teils im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet. 

    Für die Untersuchung wurden vom 19. Februar bis 13. März 336 Mitgliedsunternehmen der Deutschen Handelskammer in China befragt, 64 davon aus der Automobilindustrie. Vorgestellt werden die Ergebnisse am 29. Juli in Peking.

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