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Strompreis: Warum klassische Kunden derzeit mehr als Neukunden zahlen

Energie

Warum klassische Stromkunden derzeit viel teurere Preise zahlen

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    Der Strompreis gibt wieder nach, auch die Lechwerke senken die Preise.
    Der Strompreis gibt wieder nach, auch die Lechwerke senken die Preise. Foto: Sina Schuldt, dpa

    Die Mehrheit der Deutschen ächzt weiterhin unter Strompreisen auf Rekordniveau: Laut Daten des Vergleichsportals Verivox liegt bundesweit der Durchschnittspreis der Grundversorger bei 46,8 Cent pro Kilowattstunde. Die Kosten liegen damit über der gesetzlichen Strompreisbremse von 42 Cent, ab der für 80 Prozent des Verbrauchs der Staat für die Mehrkosten aufkommt. Damit bezahlen Bestandskunden, die seit Jahren bei Grundversorgern Verträge haben, im Schnitt zwischen 40 und 50 Prozent mehr für den gleichen Stromverbrauch als Neukunden von Discount-Anbietern.

    Stromanbieterwechsel kann Ersparnis von mehreren hundert Euro bringen

    Doch auch auf dem Billigmarkt sinken die Preise kaum noch: „Die Preise für Neukunden schwanken seit rund vier Monaten zwischen 28 und 30 Cent pro Kilowattstunde“, sagt Verivox-Experte Lundquist Neubauer. „Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden kann durch einen Wechsel aus dem örtlichen Grundversorgungstarif zum günstigsten verfügbaren Angebot im Bundesschnitt derzeit 664 Euro einsparen.“ Derzeit zögern jedoch viele mit einem Wechsel, da im vergangenen Herbst die Preise vieler Billiganbieter explodierten, einige gingen insolvent oder kündigten ihren Kundinnen und Kunden die Verträge

    Doch wie kommen diese starken Preisunterschiede zustande? „Die klassischen Versorger beliefern eine große Masse an treuen Bestandskunden“, sagt der Energiemarktexperte Tobias Federico von der Beratungsagentur Energy Brainpool. Diese Grundversorger kaufen den Großteil ihres Stroms meist über Jahre im Voraus ein, um damit Haushalte und Gewerbe zu beliefern. Doch die klassischen Versorger leiden damit weiter massiv unter der Verunsicherung des Strommarktes.

    Ein Langfristvertrag für ein Megawatt Grundlast-Stromlieferung für das Jahr 2025 konnten Stadtwerke und andere Versorger im Juli 2021 für 58 Euro einkaufen, derzeit kostet derselbe Liefervertrag an der Strombörse 129 Euro - das entspricht einer Verteuerung von über 120 Prozent. „Wir reden hier über Preise, die sich an der Börse frei nach Angebot, Nachfrage und den Erwartungen an die Zukunft bilden“, sagte Experte Federico. „Das heißt, der Markt erwartet, dass die Strompreise 2025 höher sind als 2021.“

    Strom aus Gaskraftwerken ist inzwischen viermal so teuer

    Ein wesentlicher Grund ist dabei der hohe Gaspreis, der Strom aus Gaskraftwerken vier- bis fünfmal so teuer macht wie vor dem Ukraine-Krieg. Durch das sogenannte Merit-Order-Prinzip im Stromhandel diktieren die Gaskraftwerkspreise an Tagen ohne ausreichend billigen Strom aus den erneuerbaren Energien den gesamten Strompreis.

    „Langfristig braucht es beim Strommarkt-Design eine umfassende Reform, die auch das aktuell preistreibende Merit-Order-Prinzip umfasst“, sagt CSU-Landesgruppen-Geschäftsführer Stefan Müller. Auch aus anderen Parteien kommt dieser Ruf, doch bislang gibt es wenig Lösungsvorschläge. SPD und Grüne fordern Subventionen, um zumindest die Großindustrie zu entlasten.

    CSU-Mann Müller lehnt dies wie die FDP ab: „Um Haushalte und Unternehmen bei den Energiepreisen zu entlasten, braucht es kurzfristig ein Bündel an Maßnahmen: Die Mehrwertsteuer auf Energie muss auch im nächsten Jahr ermäßigt bleiben, die Stromsteuer auf das europarechtlich mögliche Mindestmaß gesenkt werden und die deutschen Kernkraftwerke wieder ans Netz genommen werden.“ 

    Energieexperte Federico hat immerhin eine gute Nachricht: Seinen Prognosen zufolge könnte der Strompreis für Privathaushalte langfristig wieder auf 25 Cent sinken.

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