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Streiks: IG Metall erhöht Druck: Was die Warnstreiks bisher bewegt haben

Streiks

IG Metall erhöht Druck: Was die Warnstreiks bisher bewegt haben

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    In Bayern haben zuletzt viele Metall-Beschäftigte gestreikt – wie hier, bei MAN Energy Solutions. Der Druck in den Tarifverhandlungen steigt.
    In Bayern haben zuletzt viele Metall-Beschäftigte gestreikt – wie hier, bei MAN Energy Solutions. Der Druck in den Tarifverhandlungen steigt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Bei Renk in Augsburg bildeten Beschäftigte eine Menschenkette, bei SGL Carbon in Meitingen zog ein Demonstrationszug durch das Werk, auch bei MAN Energy Solutions, Kuka oder Airbus Helicopters in Donauwörth fanden in den vergangenen Tagen Warnstreiks statt. Im Bereich der IG Metall Augsburg waren bisher rund 10.000 Beschäftigte aus 28 Betrieben aufgerufen, in Bayern beteiligten sich in den vergangenen zwei Wochen über 81.400 Mitarbeiter. Die IG Metall will mit den Aktionen Bewegung in schwierige Tarifverhandlungen bringen. Die Gewerkschaft ist entschlossen, den Druck falls nötig zu erhöhen.

    Warnstreiks: IG Metall fordert Volumen von 4 Prozent plus

    Die IG Metall ist mit der Forderung nach vier Prozent mehr Gehalt in die Tarifverhandlungen gegangen. Die Gewerkschaft weiß aber auch, dass es in der Corona-Krise nicht allen Betrieben gut geht. Der Vorschlag sieht deshalb vor, dass das Volumen in Betrieben in schwierigerer Lage auch für die Sicherung der Beschäftigung und für Investitionen eingesetzt werden kann. Sie spricht deshalb von „Zukunftstarifverträgen“, die es ermöglichen, „passgenaue betriebliche Lösungen“ zu finden – je nachdem, wie es einer Firma geht. Zudem will die IG Metall etwas für die Ausbildung erreichen, vor allem für dual Studierende, die parallel bereits im Betrieb arbeiten.

    Doch die Tarifverhandlungen sind nicht leicht. Gewerkschaft und Arbeitgeber verhandeln in der Metallbranche in mehreren Bezirken. Gelingt ein Pilotabschluss in einem Bezirk, ist dieser oft Vorbild für andere Bezirke. Dieses Jahr gelten die Tarifgespräche in Nordrhein-Westfalen als relativ weit gediehen, es ist bereits spekuliert worden, ob dort ein Pilotabschluss zustande kommt. Doch am Montag sind die Tarifgespräche in der fünften Verhandlungsrunde ergebnislos vertagt worden.

    Die IG Metall müsse akzeptieren, dass es in der Corona-Krise eine deutlich höhere Zahl von Betrieben gebe, die um ihre Existenz kämpften oder notwendige Zukunftsinvestitionen nicht mehr stemmen könnten, sagte Arndt G. Kirchhoff, Präsident des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie NRW. „Wir verhandeln einen Flächentarifvertrag, deshalb muss der Tarifabschluss eine für alle Betriebe verkraftbare Antwort geben“, fügte er an.

    Warnstreiks der IG Metall: Arbeitgeber bieten erst 2022 eine Einmalzahlung und Tariferhöhung

    Die Arbeitgeber bieten bisher eine Einmalzahlung für das erste Halbjahr 2022 an sowie eine Erhöhung der Entgelte im zweiten Halbjahr 2022. Dies gilt auch für Bayern: „Die Arbeitgeber in Bayern haben bereits Mitte Februar der IG Metall einen Lösungsvorschlag unterbreitet, der neben einer Einmalzahlung auch eine Entgelterhöhung für das Jahr 2022 enthält“, berichtet Bertram Brossardt vom Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm). Im Gegenzug fordern die Arbeitgeber Zugeständnisse. Insbesondere geht es offenbar darum, dass die Höhe von Weihnachts- und Urlaubsgeld flexibilisiert und auf Betriebsebene ausgehandelt werden soll.

    Bei sommerlichen Temperaturen trafen sich die Wanzl-Mitarbeiter zum Warnstreik in Leipheim. Rund 800 Beschäftigte aus Kirchheim und Leipheim gingen auf die Straße.
    Bei sommerlichen Temperaturen trafen sich die Wanzl-Mitarbeiter zum Warnstreik in Leipheim. Rund 800 Beschäftigte aus Kirchheim und Leipheim gingen auf die Straße.

    Die IG Metall weist diesen Vorstoß scharf zurück: „Eingriffe in das tarifvertraglich gesicherte Weihnachts- und Urlaubsgeld sind ein Tabu, von dem die Arbeitgeber die Finger lassen sollten“, sagt Johann Horn, Leiter der IG Metall Bayern. „Diese klaren Botschaften gehen von unseren Warnstreiks aus.“

    In Augsburg weiß Michael Leppek von der IG Metall, dass es in unserer Region Betriebe gibt, in denen das Geschäft trotz Corona-Krise hervorragend läuft. „Hier ist eine Lohnerhöhung angemessen, nachdem es für die Beschäftigten seit 2018 abgesehen von einer Einmalzahlung kein Plus gab“, betont er. Andere Betriebe befinden sich dagegen im Krisenmodus. Dort sei die Beschäftigungs- und Zukunftssicherung auf Betriebsebene wichtig. „Dafür brauchen wir aber belastbare Regelungen und Leitplanken durch einen Tarifvertrag“, sagt Leppek.

    Michael Leppek, IG Metall Augsburg: "Werden den Druck erhöhen"

    Während die bayerischen Arbeitgeber Streiks in Zeiten von Kurzarbeit und Corona-Krise kritisieren, ist die IG Metall entschlossen, für ihre Anliegen zu kämpfen. Bisher haben die Beschäftigten in den Warnstreiks zum Beispiel eine Stunde früher ihre Schicht beendet. „Die Beteiligung an unseren Aktionen war besser als erhofft“, sagt Leppek. „Ich denke, dass das viele Arbeitgeber nicht erwartet haben“, fügt er an. „Legen die Arbeitgeber kein verhandelbares Angebot vor, werden wir nachlegen und den Druck erhöhen“, warnt er.

    Bereits in dieser Woche gibt es eine zentrale Warnstreik-Aktion der IG Metall im Raum Augsburg. Aufgerufen zum Warnstreik sind am Mittwoch rund 20 Betriebe in der Stadt und dem Landkreis Augsburg sowie dem Kreis Aichach-Friedberg.

    Rund 200 Vertrauensleute und Aktive werden sich zudem an dem Tag ab 12.30 Uhr in ihren Autos zu einer zentralen Kundgebung auf dem Parkplatz der Messe Augsburg an der Universitätsstraße treffen, kündigt Augsburgs IG-Metall-Chef Leppek an. Aus Rücksicht auf die Corona-Epidemie finde die Veranstaltung in Form eines Autokinos statt.

    Zur zentralen Kundgebung in der Nähe der Messe erwartet die IG Metall ihr Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, der Hauptkassier der Gewerkschaft ist.

    Die IG Metall hofft, in dem Tarifkonflikt bis Ostern zu einer Einigung zu kommen. Gibt es bin dahin keine „Überraschung im Nest“, könnte die IG Metall im Arbeitskampf die nächste Stufe zünden. Dies wären dann 24-Stunden-Warnstreiks.

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