Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert in den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst aktuell 10,5 Prozent mehr Lohn und mindestens 500 Euro mehr Gehalt pro Monat. Nachdruck verleiht die Gewerkschaft ihren Forderungen unter anderem mit Warnstreiks. Einen solchen erwartet Deutschland nun am 27. März 2023 - allerdings in einem deutlich größeren Ausmaß als bisher.
Wie Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG am Donnerstag ausgekündigt hatten, gibt es heute am 27. März 2023 auch einen Streik im Bereich Autobahn. Hier finden Sie die Informationen.
Autobahn-Streik heute am 27. März 2023: Was steckt dahinter?
Bei dem Streik ist erstmals neben der Deutschen Bahn, dem ÖPNV, den Flughäfen und den Wasserstraßen auch der Straßenverkehr betroffen. Denn die laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst schließen auch Beschäftigte der Autobahngesellschaft des Bundes ein. Laut Verdi sind diese zwar 2021 freiwillig aus dem öffentlichen Dienst in eine Gesellschaft privaten Rechts gewechselt - in die Autobahngesellschaft des Bundes - aber die Gewerkschaft habe durchgesetzt, dass auch für die neue Gesellschaft Tarifverträge geschlossen werden, die sich an die des öffentlichen Dienstes anlehnen.
Autobahn-Streik am 27. März 2023: LKW-Fahrverbot in einigen Bundesländern aufgehoben
Schon gestern hatten mehrere Bundesländer auf mögliche Staus am heutigen Streiktag reagiert und das Sonntags-Fahrverbot für LKWs aufgehoben. So sollten Warentransporte erleichtert und Engpässe beispielsweise in Supermärkten verhindert werden. Laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) hatten Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, das Saarland, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt angekündigt, das Lkw-Fahrverbot nicht zu kontrollieren oder aufzuheben.
Streik am 27. März 2023: Werden Autobahn-Tunnel gesperrt?
Laut Verdi sind die Beschäftigten der Autobahngesellschaft für rund 13.000 Kilometer Autobahn sowie einige Bundesstraßen in Deutschland zuständig. Dazu gehören laut der Autobahn GmbH Planung, Bau, Instandhaltung und Finanzierung, aber auch der Betrieb. Besonders im letzten Bereich könnte schon ein eintägiger Streik, wie ihn Verdi und die EVG angekündigt haben, zu massiven Einschränkungen führen.
Der Autobahnbetriebsdienst ist laut der Autobahngesellschaft des Bundes beispielsweise für die Kontrolle und Wartung der Autobahnen zuständig, beseitigt Unfallschäden, kümmert sich um die Instandhaltung von Verkehrszeichen, Einrichtungen und Markierungen und ist unter anderem für die Reinigung von Rastplätzen zuständig.
Der tägliche Verkehr auf deutschen Autobahnen wird aber insbesondere von neun Verkehrszentralen (VZD) aus gesteuert. Aufgabe dieser Zentralen ist es unter anderem einen sicheren und störungsfreien Verkehrsablauf in Tunneln sicherzustellen.
Verdi-Vorsitzender Frank Werneke sagte am Donnerstag, dass es im Rahmen des Streiks "insbesondere Einschränkungen im Bereich von Tunnelverbindungen" geben werde. Zudem wies Verdi-Sprecherin Christine Behle darauf hin, dass es im Bereich von Baustelleneinrichtungen zu Verzögerungen kommen werde. Davon würden Autofahrerinnen und Autofahrer zwar relativ wenig mitbekommen, aber es könnten sich in der Folge Staus bilden.
Keine Tunnel-Sperrungen: Autobahngesellschaft beruft sich auf Notdienst
Die Autobahngesellschaft des Bundes hat mögliche Tunnel-Sperrungen zurückgewiesen. Wie der Bayerische Rundfunk berichtet, haben die Verantwortlichen klar gemacht, dass es nicht zu Sperrungen oder Einschränkungen im Tunnelbereich kommen werde. Mit Verweis auf Notdienstvereinbarungen heißt es seitens der Autobahngesellschaft, dass Tunnel auch heute am 27. März 2023 während des Streiks überwacht werden können. Und: "Insbesondere der Betriebsdienst auf den Bundesfernstraßen ist aufrechtzuerhalten", heißt es.
Heute hat auch der ADAC bestätigt, dass kein Tunnel auf deutschen Autobahnen von einer Sperrung aufgrund des Warnstreiks betroffen ist. In Hamburg hatte das Landgericht sogar entschieden, dass Verdi für den Elbtunnel eine Notdienstvereinbarung vorlegen müsse, nach der ein normaler Betrieb möglich sei.
Auf den Straßen dürfte es heute am Montag trotzdem voll werden, wenn Bus-, Bahn- und eventuell sogar Flugreisende auf das Auto umsteigen. Einen großes Verkehrschaos ist bislang aber ausgeblieben. Nur in den Stoßzeiten im Berufsverkehr hat der ADAC bisher größere Staus gemeldet.
Weitere Informationen zum ganztägigen Warnstreik bei der Deutschen Bahn, dem ÖPNV, an Flughäfen, auf der Straße, an Häfen und Schleusen, in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie Informationen für Arbeitnehmer und Bahn-Reisende finden Sie außerdem hier. Warum heute gestreikt wird und wie lange, lesen Sie hier.