Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Start Ups: Oliver Kahn: "Es ist es nicht wert, jeden Tag ans Limit zu gehen."

Start Ups

Oliver Kahn: "Es ist es nicht wert, jeden Tag ans Limit zu gehen."

    • |
    Oliver Kahn zog sich nach seiner Entlassung beim FC Bayern für einige Monate aus der Öffentlichkeit zurück. Bei einer Messe in München spricht er über seinen Werdegang.
    Oliver Kahn zog sich nach seiner Entlassung beim FC Bayern für einige Monate aus der Öffentlichkeit zurück. Bei einer Messe in München spricht er über seinen Werdegang. Foto: Angelika Warmuth, dpa (Archivbild)

    Oliver Kahn ist eine Marke. Der ehemalige Torhüter wurde in der Bundesliga für Rekordsummen gehandelt und absolvierte 86 Länderspiele. 2020 wurde Kahn Vorstandsmitglied beim FC Bayern, dem Verein, bei dem er 14 Jahre lang selber gespielt hatte. 2022 löste er Karl-Heinz Rummenigge als Vorstandschef ab. Und dann das abrupte Ende: Kahn wurde von seinem Fußballklub entlassen. Seitdem ist es stiller geworden um den Star-Keeper. Bei der Start-up-Messe "Bits & Pretzels" in München spricht er über Erfolge, Niederlagen und darüber, was Fußball und Unternehmertum gemeinsam haben.

    Hunderte Menschen sitzen im Saal, als Oliver Kahn als "einer der erfolgreichsten und ikonischsten Spieler des Fußballs" angekündigt wird. Es folgt ein Video-Zusammenschnitt, der die großen Momente in seiner Karriere zeigt, bevor der "Titan" auf die Bühne kommt. Oben Tracht, unten Jeans, hat der Ex-Profisportler sich dem bayerischen Flair und dem Oktoberfest zumindest halb angepasst. Und dann beginnt der 54-Jährige zu erzählen. Dass er sich länger aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, erwähnt er gleich zu Beginn. "Ich wollte Urlaub machen. Jetzt bin ich fertig mit Reflektieren", sagt Kahn. Es sei gut, sich in schwierigen Zeiten ein paar Wochen freizunehmen. Aber nicht zu lang, betont er. "Man sollte sich nicht zu tief in seine Emotionen eingraben. Es ist schwierig, wenn man sich nur auf eine Sache konzentriert", findet Kahn. 

    Oliver Kahn äußert sich bei Start-up-Messe knapp zur FC-Bayern-Entlassung

    Emotionen, davon dürfte der ehemalige Torwart in den vergangenen Monaten viele gehabt haben. Nach nur einem Jahr war Kahn vom FC Bayern als Vorstandschef entlassen worden – trotz Zehnjahres-Vertrag. Als der FC Bayern im Mai 2023 seinen elften Titel in Folge holte, wurde Kahn ausgeladen. Später sagte er beim Fernsehsender Sky: "Das war der schlimmste Tag meines Lebens." Zuletzt hatte er sich wieder versöhnlich gegenüber dem Fußballklub geäußert. Bei der saudi-arabischen Show "Kora Rotana"sagte Kahn, es sei bei unterschiedlichen Meinungen für beide Seiten besser, eigene Wege zu gehen.

    Über das Aus beim FC Bayern spricht Kahn beim "Bits & Pretzels" nur kurz. "Was hat dich daran am meisten überrascht?", ist die letzte Frage an ihn. Die Antwort kommt prompt und mit einem Grinsen: "Die kurze Amtszeit", sagt er und bringt damit das Publikum zum Lachen. Denn eigentlich sollte Kahn eine Dekade lang Vorstandschef des FC Bayern bleiben. 

    Kahn: "Als Unternehmer brauchst du Disziplin und Glauben in die Sache."

    Statt über Klatsch und Tratsch aus der Fußballbranche zu plaudern, geht es hauptsächlich um Kahns Sicht auf Erfolg und Misserfolg – als Sportler und als Unternehmer. 2016 gründete er etwa das Unternehmen "Goalplay": eine digitale Trainings-Plattform für Torwarte. Ganz leicht sei der Übergang vom Profisportler zum Gründer nicht gewesen. "Die Menschen realisieren nicht, dass man sich weiterentwickelt. Sie reden immer nur über das Vermächtnis, das man hinterlässt", sagt Kahn. Viele Menschen würden ihn immer nur als Torhüter sehen. 

    Seine Zeit als Profifußballer beschreibt er als extrem stressig und herausfordernd, psychisch wie physisch. Mit dem Stress gut umzugehen, dafür habe er Zeit gebraucht. "Heute ignoriere ich nicht mehr die Signale meines Körpers und meiner Psyche. Es ist es nicht wert, jeden Tag ans Limit zu gehen. Der Preis, den man zahlt, ist zu hoch", erzählt er.

    Ein Geheimrezept, um Niederlagen gut wegzustecken, hat Oliver Kahn an diesem Tag nicht auf Lager. "Man kann aus Fehlern lernen, aber nicht immer. Shit happens", befindet Kahn. Und was versteht der gefeierte "Titan" heute unter Erfolg? "Erfolg heißt für mich, die Freiheit zu haben, die Dinge zu tun, die ich wirklich tun will", sagt Kahn. Und fasst damit wohl den Traum aller erfolgshungrigen Start-up-Enthusiasten zusammen, die ihm zuhören. 

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden