Eigentlich wollte Markus Merklinger nur eine richtige Outdoor-Küche: Einen holzbefeuerten Back-, Grill- und Räucherofen in einem, der leicht anzuschüren ist und nicht so schnell kaputtgeht. Doch auf dem Markt fand er nichts, was seinen Ansprüchen gerecht wurde. Also hat er in seinem Unternehmen in Königsbrunn im Landkreis Augsburg einfach selbst ein Gerät entwickelt, das alle Kriterien erfüllt: den „Merklinger“. Mit einem nachhaltigen Konzept und kurzen Lieferwegen will er der mobilen Küche vom Nischenprodukt zum Durchbruch verhelfen.
Merklinger will mit einer extremen Haltbarkeit und der Regionalität punkten. „Der Ofen ist komplett Made in Bavaria“, sagt Merklinger. Viele Teile stellt er in seiner eigenen Zerspannungsfirma her, wo er als Lohnfertiger für andere Unternehmen arbeitet. Die meisten weiteren Bauteile kommen aus Firmen im Umkreis von fünf Kilometern. Insgesamt sieben Mitarbeiter arbeiten an Bau und Vertrieb des Ofens. Die Geräte sollen lange haltbar sein, sagt der Entwickler: „Unseren Ofen können Sie an ihre Kinder weitervererben.“
Bis das Gerät alle gewünschten Eigenschaften bot, musste Markus Merklinger lange tüfteln. 2011 fasste er den Entschluss, einen Ofen zu bauen, 2016 stand das erste marktreife Produkt auf dem Hof. Dazwischen konstruierte er zahlreiche Modelle, die er gemeinsam mit Freunden auf ihre Tauglichkeit prüfte: „Ich kenne mich mit vielen Werkstoffen aus, meine Bekannten auch. Jeder gibt seinen Senf dazu und so haben wir gemeinsam die Kinderkrankheiten ausgemerzt.“ Wie schafft man es, dass die Scharniere sowohl unverwüstlich, als auch leicht austauschbar sind und wie hält der Ofen gleichbleibend und verlässlich die Hitze – solche Probleme wurden in Merklingers Garten gelöst.
Grill und Brotbackofen kombiniert: Unter 220 Kilo gibt es den Merklinger nicht
Das Ergebnis hat sowohl seine Größe als auch seinen Preis: Das kleinste Modell wiegt 220 Kilo, ist samt Ofenrohr 2,25 Meter groß und kostet mehr als 3000 Euro. Die Kosten müsse man relativ sehen, sagt Merklinger: „Der durchschnittliche Griller kauft in seinem Leben fast zehn Geräte. Mit unserem braucht man kein weiteres mehr.“ Kunden bekommen ihren Ofen zusammengesetzt nach Hause geliefert. Geliefert hat er schon bis auf die Kanarischen Inseln oder nach Griechenland, berichtet der Gründer. Für Balkongriller ist der Ofen aber nicht geeignet. „Ich wüsste nicht, wie das gehen könnte, ohne Abstriche beim Konzept zu machen“, sagt Markus Merklinger.
Seit dem Marktstart baut Markus Merklinger ein Netzwerk auf. Vertrieben wird sein Ofen nur im Direktverkauf auf der eigenen Webseite oder über Profis, die damit arbeiten: Gastronomen, Metzger oder Bäcker im Bundesgebiet nutzen den Ofen und sollen interessierten Kunden davon berichten. Der Großteil der Verkäufe komme momentan noch über Mundpropaganda zustande, sagt der Firmenchef.
Bio-Metzger, Bäcker und Fleischsommeliers hat Merklinger bereits überzeugt
Der Erfinder setzt darauf, dass sein Gerät Ausdruck eines Lebensgefühls sein kann: die Liebe zum Draußensein gepaart mit nachhaltigeren Ess- und Lebensgewohnheiten. Nicht nur die Bauteile, auch die Lebensmittel, die in den Ofen kommen, sollen regional und hochwertig sein. Deshalb suche er sich Partner aus, die seine Leidenschaft teilen: Bio-Metzger und -Bäcker, Fleischsommeliers, die regionale Produkte vertreiben. Mit den Partnern gestaltet er Events, bei denen potenzielle Kunden die Öfen kennenlernen können. Während der Corona-Krise mussten diese ausfallen, dafür präsentiert das Unternehmen auf der Homepage Videos mit Rezepttipps von Profis. Für den Herbst sind wieder kleinere Veranstaltungen im Angebot.
Der Chef selbst liebt es bei allen Möglichkeiten, die sein Gerät bietet, bodenständig: „Ein frischgebackenes Brot aus dem Ofen zu holen und die Kruste anzuschneiden – das ist für mich das Größte.“
Lesen Sie dazu auch:
- Grillverbot gekippt: Augsburger Anwalt landet nächsten Corona-Coup
- Dauercamper, Sparsamer, Nörgler: Welcher Camping-Typ sind Sie?
- Wachs-Anzünder, Mehrweggrill: So geht umweltbewusstes Grillen
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.