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Standort Deutschland: gute Zahlen für die Industrie

Standortdebatte

Zu früh gejammert? Hoffnungsschimmer für die deutsche Industrie

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    Die Sorge vor der De-Industrialisierung ist groß in Deutschland.
    Die Sorge vor der De-Industrialisierung ist groß in Deutschland. Foto: Jan Woitas, dpa

    Die Industrie ist ein Aushängeschild Deutschlands. In den vergangenen Jahren hat es während der Coronapandemie – gerissene Lieferketten – und des Energieschocks durch den Ukraine-Krieg Dellen und hässliche Kratzer abbekommen. Befürchtungen kamen auf, wonach Fabriken reihenweise dichtmachen könnten. 

    De-Industrialisierung lautet das Schlagwort, unter dem die Debatte läuft, ob der Standort seine industrielle Basis verliert. Abgesehen von der Kritik an seinem umstrittenen Heizungsgesetz traf Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) kein Vorwurf häufiger, als der Totengräber des Verarbeitenden Gewerbes zu sein. 

    Der Blick auf den Produktionsindex des Statistischen Bundesamtes gibt seinen Kritikern recht. Nach einem Knick während der Pandemiejahre folgt auf den russischen Überfall der Ukraine und der damit einhergehenden Explosion der Energiekosten ein zweiter Dämpfer. Der Ausstoß ist spürbar zurückgegangen und liegt fünf Prozent unter dem Wert des Jahres 2015, als die Statistiker mit der Messung begonnen haben. 

    Die Industrie fertigt weniger, aber höherwertige Produkte

    Doch in der Wirtschaftsstatistik gibt es ein zweites Maß, das aber weniger geläufig ist als die Produktionszahlen. Es ist die Bruttowertschöpfung. Sie gibt den Wert der hergestellten Güter abzüglich der im Ausland eingekauften Vorleistungen wieder. Anders als die Produktion liegt die

    Das heißt, die deutsche Industrie fertigt höherwertige Produkte, für die sie von ihren Kunden mehr Geld verlangen kann. Und sie importiert weniger Vorleistungen aus dem Ausland. "Die Industrie in Deutschland ist stark und deutlich robuster, als ihr häufig angetragen wird", heißt es aus Habecks Wirtschaftsministerium. Dafür spreche die gestiegene Qualität der Produktion und die höhere heimische Fertigungstiefe.

    Unterstützung bekommen Habecks Fachleute von den Ökonomen des Münchner Ifo-Instituts. In einer noch recht aktuellen Analyse aus dem Februar dieses Jahres legen sie den Fokus auf den Unterschied zwischen den beiden Indikatoren. Ihr Fazit: "Derzeit gibt es keine Anzeichen für eine breit angelegte De-Industrialisierung der deutschen Wirtschaft." Sie machen es an mehreren Beispielen fest. Rollten aus den deutschen Autowerken vor 20 Jahren noch 5,5 Millionen Pkw vom Band, sind es heute zwei Millionen weniger. 

    Ein kräftiger Aufschwung ist nicht in Sicht

    Doch diese Wagen sind höherwertiger als in der Vergangenheit, sprich: mehr Oberklasse als Kleinwagen. Aus diesem Grund ist die Bruttowertschöpfung der wichtigen Branche geklettert. Die Investitionen der Unternehmen spiegeln diese Entwicklung wider. Steckten sie in den 90er Jahren noch 60 Prozent des investierten Geldes in Ausrüstungen (Maschinen, Geräte, Fahrzeuge), sind es derzeit laut Ifo nur noch 40 Prozent. Parallel dazu legten die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, Softwareprogramme und Datenbanken zu. 

    Wegen der mittlerweile auf Vorkriegsniveau gefallenen Energiepreise hellt sich die Stimmung in der Industrie mittlerweile auf. Im jüngsten Ifo-Geschäftsklimaindex, dem wichtigsten Konjunkturbarometer des Landes, bewerten die Unternehmen sowohl die aktuelle Situation als auch den Ausblick besser. Die kürzlich veröffentlichten Mai-Daten markieren den dritten Anstieg in Folge. "Ich denke, dass wir diese langsame Erholung, die wir sehen, dass die sich fortsetzt", kommentierte Ifo-Chef Clemens Fuest. Für einen kräftigen Aufschwung reiche es aber nicht. 

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