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Sparplan im Minus: Was Anleger jetzt tun sollten

Aktienmarkt

Talfahrt an den Börsen: So können sich Anleger wappnen

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    Derzeit blicken ETF-Anlegerinnen und Anleger oft auf rote Zahlen im Portfolio.
    Derzeit blicken ETF-Anlegerinnen und Anleger oft auf rote Zahlen im Portfolio. Foto: Zacharie Scheurer, dpa (Symbolbild)

    Wer ein ETF-Portfolio bei einer Bank oder einem Broker besitzt, blickt aktuell häufig auf rote Zahlen. Einer der meist besparten Indizes, der MSCI World, ist derzeit mit etwa fünf Prozent im Minus, andere Indizes hat es noch bedeutend schwerer getroffen. Insbesondere Anlegerinnen und Anleger, die erst seit wenigen Jahren in ETFs investieren, sind deshalb verunsichert, denn sie erleben womöglich zum ersten Mal, dass der Aktienkurs deutlich sinkt. Doch woher kommen die Kursverluste und wie reagiert man darauf am besten?

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    Deshalb sinken die ETF-Kurse

    2025 ist für die Finanzmärkte bislang ein turbulentes Jahr. Spätestens seit der zweiten Amtseinführung Donald Trumps sind Anlegerinnen und Anleger verunsichert darüber, wie es mit der US-amerikanischen Wirtschaft weitergeht. Die Einführung von Importzöllen und die Sorge vor einer erneuten Inflation haben dazu geführt, dass Anleger sich aus dem Markt zurückziehen und verstärkt US-Aktien verkaufen. Diese Entwicklung betrifft auch ETFs, die nichts anderes sind als eine Sammlung verschiedener Aktien. Und während Elon Musk seine Belegschaft dazu auffordert, ihre Unternehmensaktien zu halten, läuft seit Dezember ein großer Abverkauf der Tesla-Aktie – das Wertpapier ist um bis zu 53 Prozent gefallen. Tesla macht im MSCI World aktuell 1,71 Prozent der Anteile aus und steht damit hinter Apple an zweiter Position. Das klingt nicht nach viel, sollte aber nicht unterschätzt werden. Dennoch gibt es keinen Grund zur Panik, denn auch ein Fall der Aktienkurse ist nicht von ewiger Dauer.

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    Was ist der MSCI World?

    Der MSCI World ist ein Aktienindex, der die Wertentwicklung der enthaltenen Unternehmenspapiere eins zu eins abbildet. Warum auch er unter den aktuellen Entwicklungen leidet, lässt sich einfach erklären: Im Gegensatz zum Indexnamen, der danach klingt, als würde er die ganze Welt abdecken, enthält er lediglich Aktien aus 23 Industrieländern und hat einen deutlichen USA-Fokus. Dennoch gilt er noch immer als der Standard-Tipp für Anlegerinnen und Anleger und viele lassen sich vom Namen täuschen. Denn etwa 70 Prozent der enthaltenen Aktien gehören zu amerikanischen Unternehmen, wobei die fünf größten bereits etwa 15 Prozent des ETF-Gesamtwerts ausmachen. Bedenkt man, dass etwa 1500 Unternehmen (Zahl schwankt) im Index enthalten sind, ist es wenig überraschend, dass die entsprechenden ETFs aktuell stärkeren Fluktuationen unterworfen sind. Hinzu kommt die Tatsache, dass der MSCI World lediglich große und mittelständische Unternehmen abdeckt und es somit an Balance fehlt.

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    Sollte man seine ETFs jetzt verkaufen?

    Klare Antwort: Nein. Der Aktienmarkt ist sensibel und reagiert auf wirtschaftliche und politische Entwicklungen. Donald Trump ist nicht die erste Bewährungsprobe, die er überleben wird. Der Markt hat den großen Börsenkrach von 1929 überstanden, den Zweiten Weltkrieg und das Platzen der Dotcom-Blase. Wer verunsichert ist, sollte sich die langfristige Entwicklung des ETFs im Portfolio anschauen. Korrekturen und Talfahrten gehören dazu. Hinzu kommt, dass man aktuell bei einem Sparplan mehr Fondsanteile für die Rate bekommt als zu Zeiten hoher Kurse. Das zahlt sich ab dem Moment aus, in dem es wieder bergauf geht. Der MSCI World etwa musste Dellen verkraften, insgesamt zeigt die Kurve seit seiner Auflage stabil nach oben. „Buy the dip“ – also „kauf zum Kursfall“ – ist unter erfahrenen Anlegern eine häufige Strategie.

    Anlegerinnen und Anleger müssen immer bedenken, dass ein ETF-Investment keine kurzfristige Geldanlage sein sollte und nicht das Ziel hat, möglichst schnell hohe Gewinne zu erzielen. Eine alte Börsenweisheit lautet „Timing ist nichts, Zeit ist alles“. Je länger man in einen ETF investiert, desto höher stehen die Chancen, deutliche Renditen zu verzeichnen, egal wann man einsteigt.

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    Sind Einzelaktien die bessere Alternative?

    Darüber gibt es verschiedene Meinungen. Nicht von der Hand zu weisen ist die Tatsache, dass die Gewinne mit Einzelaktien tatsächlich hoch sein können. Wer vor zwei Jahren in Rheinmetall investiert hat, dürfte sich jetzt sehr freuen. Allein in den vergangenen sechs Monaten ist die Rendite um 170 Prozent gestiegen. Solche Renditen sind mit ETFs in so einem kurzen Zeitraum nicht zu erreichen. Auf der anderen Seite sind Einzelaktien aber bedeutend volatiler, also viel höheren Schwankungen und Verlustrisiken ausgesetzt. Ein extremes Beispiel dafür ist der Heimtrainer-Hersteller Peleton, dessen Wertpapiere nach Corona rund 95 Prozent an Wert verloren haben. Auch solche Entwicklungen sind mit ETFs quasi unmöglich.

    Auch von Fondsmanagern aktiv verwaltete Aktienfonds sind nicht unbedingt eine bessere Alternative. Zwar können sie kurzfristig höhere Renditen erzielen oder Verluste geringer halten, diverse Untersuchungen zeigen aber, dass sie langfristig meistens schlechter abschneiden als ETFs. Laut dem Morningstar Active/Passive Barometer für Europa konnten etwa 2023 nur 30 Prozent der aktiv verwalteten Fonds eine bessere Entwicklung aufzeigen als ETFs.

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    Wie schützen Anleger ihr ETF-Portfolio?

    Streuung ist das Zauberwort. Wer in ETFs investieren möchte, sollte die Produkte kennen. Wer mit dem Glauben, in die ganze Welt zu investieren, auf den MSCI World setzt, riskiert einen größeren Verlust als jemand mit breiter aufgestelltem Portfolio. Der MSCI World ist kein schlechter Index, in den vergangenen zehn Jahren brachte er stabile Renditen von durchschnittlich über zehn Prozent pro Jahr ein. Dennoch lohnt es sich, in weitere Produkte zu investieren, um größere Verluste zu vermeiden. Zu einem Investment in den MSCI World bietet sich etwa ein Emerging Markets-ETF als Ergänzung an, ein ETF, der Schwellenländer abdeckt. Auch Small-Caps-ETFs können sinnvoll sein, sie decken die im MSCI World fehlenden kleinen Unternehmen ab. Wem das zu viel ist, der baut auf den FTSE All World. Im Gegensatz zum MSCI World bildet der Index tatsächlich Aktien aus allen Industrie- und Schwellenländern ab.

    Anleger sollten dennoch nie ihr gesamtes Vermögen in ETFs investieren und sich frühzeitig um einen Auszahlplan kümmern, um böse Überraschungen zu vermeiden. Denn auch wenn es immer wieder nach oben geht: Wer dringend auf das Geld angewiesen ist, kann einen Dip womöglich nicht aussitzen. Doch wer Zeit hat, kann sich entspannt zurücklehnen und dem nächsten Aufwärtstrend entgegen blicken.

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