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Soziale Netzwerke: Elon Musk verbreitet AfD-Behauptungen und verliert Kunden - was ist los mit Twitter?

Soziale Netzwerke

Elon Musk verbreitet AfD-Behauptungen und verliert Kunden - was ist los mit Twitter?

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    Ein X-Logo ist auf dem Konto von Twitter-Besitzer Musk auf einem Smartphone zu sehen.
    Ein X-Logo ist auf dem Konto von Twitter-Besitzer Musk auf einem Smartphone zu sehen. Foto: Mateusz Slodkowski, dpa

    Seit der exzentrische Milliardär Elon Musk vor knapp einem Jahr X – damals Twitter – übernahm, überschlagen sich die Ereignisse. Musk hatte angekündigt, den Kurznachrichtendienst wieder zu alter Größe führen zu wollen. Stattdessen schlittert die Plattform fast wöchentlich in eine neue Krise. Musk selbst hat daran einen erheblichen Anteil, leistet er sich doch immer wieder diverse Entgleisungen, die auf breite Kritik stoßen. Nun hat er mehrfach AfD-Inhalte geteilt, die deutsche Migrationspolitik infrage gestellt und sogar eine Debatte mit dem Auswärtigen Amt losgelöst. Alles auf X, versteht sich. Während Musk und das ehemalige Twitter immer mehr Menschen und Werbekunden verlieren, machen neue soziale Netzwerke auf sich aufmerksam und drohen, X den Rang abzulaufen.

    Die jüngste Diskussion entfachte, als Musk sich zu den vermeintlichen Angriffen auf AfD-Politikerinnen und Politiker äußerte. Der X-Chef antwortete auf den Tweet einer rechten Aktivistin, die von Attentatsversuchen auf Alice Weidel, Tino Chrupalla und Andreas Jurca sprach. In zwei Antworten äußerte Musk sein Unverständnis und schrieb "Das wird nach hinten losgehen" – obwohl es keinerlei offiziellen Belege für die vermeintlichen Angriffe gibt.

    Musk teilt Beitrag auf Twitter: "Lasst uns hoffen, die AfD gewinnt die Wahlen"

    Bereits wenige Tage zuvor löste Musk mit einem Tweet eine Kontroverse aus, die sogar das Auswärtige Amt zu einer Reaktion bewegte. Das Video soll zeigen, wie deutsche Seenotretter im Mittelmeer Menschen vor dem Ertrinken retten. Im Tweet wird geschrieben, die Helfer „sammeln“ die Menschen ein, um sie in Italien „abzuwerfen“. Der X-Nutzer schreibt: „Lasst uns hoffen, die AfD gewinnt die Wahlen, um diesen europäischen Suizid zu stoppen.“ Elon Musk verbreitete das Video mit der Frage, ob Deutschlands Öffentlichkeit sich dieser Vorgänge bewusst sei. Annalena Baerbocks Auswärtiges Amt antwortete auf diese Frage prompt – ebenfalls über X: "Ja. Und das nennt man Leben retten.“ Was folgte, waren wüste Beschimpfungen in den Kommentaren. Auch Alice Weidel äußerte sich kritisch gegenüber Baerbock.

    Politisch fragwürdige Ausführungen sowie seine Unternehmensführung bringen Elon Musk und X nun in Bedrängnis. In einer kürzlich von Bitkom veröffentlichten repräsentativen Umfrage gaben 36 Prozent der Unternehmen, die X nutzen, an, seit Musks Übernahme dort weniger oder gar keine kostenpflichtigen Anzeigen mehr zu schalten. „Der Anstieg von Fake News, die Zunahme von Hate-Speech oder die Äußerung teils extremer politischer Haltungen haben bei vielen Unternehmen offenbar zu massiver Verunsicherung geführt“, sagt Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder dazu. Unter anderem deswegen kehren mittlerweile immer mehr Menschen X den Rücken und sehen sich nach Alternativen um.

    Threads, Mastodon und Bluesky: Twitter-Alternativen werden beliebter

    Der wohl älteste X-Konkurrent, der schon lange als Alternative gilt, ist Mastodon. Vom grundsätzlichen Aussehen und den Funktionen unterscheidet sich der 2016 gegründete Mikroblogging-Dienst kaum. Anders als X basiert Mastodon jedoch nicht auf einer Plattform, sondern auf vielen verschiedenen Servern. Mit diesem Ansatz möchte das dezentrale Netzwerk verhindern, dass einzelne Unternehmen oder Personen zu viel Kontrolle erlangen. Jedoch kann der Einstieg dadurch für Nutzerinnen und Nutzer komplizierter werden.

    Es ist die Homepage von Mastodon, einem dezentralen sozialen Netzwerk, auf einem Handybildschirm zu sehen.
    Es ist die Homepage von Mastodon, einem dezentralen sozialen Netzwerk, auf einem Handybildschirm zu sehen. Foto: Davide Bonaldo, dpa

    Den größten Erfolg unter den Alternativen – nach Nutzerzahlen – verzeichnet bisher Threads, ein X-Konkurrent vom Facebook-Konzern Meta. Schon wenige Tage nach dem überraschenden Start Anfang Juli konnte das neue soziale Netzwerk die Marke von 100 Millionen Nutzerinnen und Nutzern durchbrechen. Keine andere Plattform in der Geschichte startete erfolgreicher. 

    Allerdings hatte auch kaum ein Netzwerk solch gute Voraussetzungen: Threads sieht X ähnlich, funktioniert ähnlich und ist mit Instagram verknüpft. Eine komplizierte Anmeldung ist nicht nötig, Nutzerinnen und Nutzer können einfach ihr bestehendes Instagram-Konto benutzen. Übrigens setzt Threads auf die gleiche, dezentrale Struktur wie Mastodon, hat diese aber bislang nicht für andere geöffnet.

    Die neue Social-Media-App Threads aus dem Facebook-Konzern Meta. Den Twitter-Konkurrenten gibt es in mehr als 100 Ländern. EU-Staaten sind bisher nicht darunter.
    Die neue Social-Media-App Threads aus dem Facebook-Konzern Meta. Den Twitter-Konkurrenten gibt es in mehr als 100 Ländern. EU-Staaten sind bisher nicht darunter. Foto: Christoph Dernbach, dpa

    Einziger Haken bisher: Der Dienst ist in der EU noch nicht verfügbar. Weshalb genau, ist unklar. Eine mögliche Ursache könnten die strengen Regeln in der Europäischen Union für Internetplattformen sein. Im vergangenen Jahr hatte Brüssel den Digital Markets Act (DMA) auf den Weg gebracht, der strikte Vorgaben für "sehr große Internetplattformen" macht. Hiermit soll unter anderem verhindert werden, dass marktbeherrschende Unternehmen ihre riesige Kundenbasis nutzen, um Konkurrenzangebote zu verdrängen. Meta hält sich dazu bisher bedeckt. Lediglich eines ist klar: Mark Zuckerberg, Chef des Konzerns, will noch höher hinaus. Ehrgeizig spricht er vom Ziel, eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen.

    Die App von Bluesky ist auf einem Smartphone zu sehen. Die Twitter-Alternative Bluesky ist bisher nur mit Einladungen nutzbar, damit die Infrastruktur nicht überlastet wird.
    Die App von Bluesky ist auf einem Smartphone zu sehen. Die Twitter-Alternative Bluesky ist bisher nur mit Einladungen nutzbar, damit die Infrastruktur nicht überlastet wird. Foto: Fernando Gutierrez-juarez, dpa

    Bluesky, die dritte populäre Alternative, setzt auf die gleiche Technik wie Mastodon und Threads. Ins Leben gerufen wurde der Dienst vom Twitter-Gründer Jack Dorsey und ähnelt seiner Ursprungsidee sehr. Vor allem in den vergangenen Monaten hat das Netzwerk auf sich aufmerksam gemacht und wird mittlerweile von über einer Million Menschen genutzt – obwohl eine Registrierung bisher nur per Einladung möglich ist. Ob und wann diese Beschränkung aufgehoben wird, steht bis jetzt nicht fest.

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