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Solarstrom: Bei Eigenheimen bleibt sehr viel Potenzial für die Energiewende ungenutzt

Solarstrom

Bei Eigenheimen bleibt sehr viel Potenzial für die Energiewende ungenutzt

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    Eine Solaranlage auf einem Eigenheim.
    Eine Solaranlage auf einem Eigenheim. Foto: Patrick Pleul/ZB, dpa

    In Deutschland gibt es 11 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser, deren Dächer sich für den wirtschaftlichen Einsatz von Photovoltaikanlagen (PV) eignen. Heißt: Es wird nicht nur Ökostrom konsumiert, sondern auch produziert. Was überschüssig ist, wird dabei ins Netz eingespeist. So handeln zwar schon viele Eigenheimbesitzende. Es könnten aber viel mehr sein. 

    Laut dem Ökostromanbieter Lichtblick könnten Hausbesitzer innerhalb von 20 Jahren zwischen 322 und 566 Milliarden Euro Energiekosten sparen, würden sie von fossilen auf erneuerbare Energien umsteigen. Das geht aus dem jüngsten Prosumer-Report (Produzent und Konsument) des Unternehmens hervor, das zum niederländischen Energieversorger Eneco gehört und in Deutschland seit 25 Jahren am Markt ist. Und noch eine Zahl: Bei voller Ausschöpfung des Potenzials könnten besagte 11 Millionen Prosumer-Eigenheime laut

    Lichtblick: Der Umstieg rechnet sich

    Bei den sieben Schlüsseltechnologien für die Energiewende im Eigenheim sieht es den weiteren Lichtblick-Angaben zufolge so aus: Am weitesten verbreitet sind bisher PV-Anlagen. 18 Prozent beziehungsweise 2 aller 11 Millionen solarfähigen Eigenheime produzieren bereits Sonnenstrom (Stand Ende 2022). Strombetriebene Wärmepumpen kommen in 10 Prozent der solarfähigen Eigenheime zum Einsatz. Weitere Technologien sind Wallboxen (11 Prozent), Heimspeicher (6 Prozent), Energiemanagementsysteme (6 Prozent) und Elektroautos (5 Prozent). Das Unternehmen konstatiert: Der Zubau hat sich 2022 bei allen Technologien an Geschwindigkeit gewonnen. Andererseits aber sagt ein Sprecher: „Die hohen Energiepreise beschleunigen die Energiewende im Eigenheim. Wir erleben einen Rekord-Zubau bei Solaranlagen, Wärmepumpen und

    Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza), erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion die Gründe für die von Lichtblick konstatierte Lücke so: „Der Mensch ist kein rationales Wesen. Wir treffen unsere Entscheidungen in erster Linie emotional.“ Heißt: Rückblickend auf die letzten zwei, drei Jahre haben sich viele während der Corona-Zeit um ihr Haus gekümmert. Dann kam der Krieg, die Energiekrise, dann kamen Energieberatungskunden, die ihre Gasheizung loswerden wollten und ab dem Frühjahr die Diskussion um das Gebäudeenergiegesetz, bei der viele nicht mehr wussten, was jetzt Sache ist. Das Gesetz, sagt Sambale, war „vernünftig gedacht, aber schlecht eingefädelt.“ Zurückgeblieben sei das Gefühl: Das Gesetz ist jetzt technologieoffen angelegt, also lautet die Devise: abwarten. Sambale sagt: „Wir nehmen wahr, dass viele den Umbau einfach wieder auf sich zukommen lassen. Der unmittelbare Antrieb ist jetzt wieder schwach.“ 

    Anträge nach Wärmepumpenförderung gehen zurück

    Dazu passt die Meldung, dass die Nachfrage nach Wärmepumpenförderung in diesem Jahr deutlich zurückgegangen ist. In den ersten fünf Monaten 2023 gingen beim Bund knapp 41.300 Förderanträge für den Einbau einer Wärmepumpe im Bestand ein, wie das Wirtschaftsministerium (BMWK) zuletzt mitteilte. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es demnach noch fast 75.000 Anträge. 

    Seit 2021 fördert die Bundesregierung die Sanierung von Gebäuden und den Einbau umweltfreundlicherer Heizungssysteme über die Bundesförderung für effiziente Gebäude. Dem BMWK zufolge gingen im gesamten vergangenen Jahr dabei knapp 350.000 Anträge für die Wärmepumpe im Bestand ein. „Wenn der Auftragsberg umgesetzt ist, werden auch die Anträge wieder steigen“, teilte das Ministerium mit. Verbraucherinnen und Verbraucher dürften demnach derzeit noch auf eine Förderreform für den Heizungstausch warten sowie auf weiter fallende Preise für Wärmepumpen aufgrund der hoch laufenden Produktion. 

    Debatte um Gebäudeenergiegesetz spielt eine Rolle

    Aber die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz spielt hierbei auch eine Rolle, glaubt Sambale: „Die Verunsicherung ist groß.“ Und die Leute, die sich jetzt tatsächlich noch schnell eine Gasheizung einbauen ließen, die kämen dann in den nächsten Jahren wahrscheinlich wieder, weil sie wissen wollen, wie sie die Anlage schnell wieder loswerden. Sambale und seine Kollegen empfehlen den Kunden, bei denen die Heizung 20 Jahre oder älter ist – wenn sie kein Wärmenetz in Aussicht haben –, „ganz klar“ den Einbau einer Wärmepumpe. „Wer aber jetzt eine fünf Jahre alte Gasheizung drin hat, behält die für den Moment besser und plant langfristig den Umstieg auf erneuerbare Energien“. Aber, betont der Experte, grundsätzlich gilt: „Über den CO₂-Preis werden fossile Energien immer teurer werden.“ 

    Laut Lichtblick besteht eines der größten Probleme darin, dass viele Häuser bisher kein sogenanntes „Smart Meter“ eingebaut haben. Lediglich ein Prozent der solarfähigen Eigenheime sei mit so einem intelligenten Messsystem ausgestattet. Echte (mit dpa)

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