Dass das Interesse am neuen Photovoltaik-Förderprogramm groß sein wird, das hat das Unternehmen Solar Heisse aus Landsberg am Dienstag relativ schnell gemerkt. "Eine Mitarbeiterin versucht seit 10 Uhr, für sich einen Antrag zu stellen", berichtete Geschäftsführer Wilhelm Heisse um die Mittagszeit. "Immer wieder Abbruch", stellte Heisse fest, der seit drei Jahrzehnten Photovoltaikanlagen plant und installiert. Das Portal der bundeseigenen KfW-Förderbank war hoffnungslos überlastet. Der Computer meldete lediglich: "Es ist ein Problem aufgetreten." Zwei seiner Kunden hätten es am Ende geschafft, einen Förderantrag einzureichen, berichtete der Unternehmer. Seine Mitarbeiterin war indes nicht mehr erfolgreich, obwohl sich das Team irgendwann abwechselte. Hatte man am Dienstag zumindest die Chance, den Antrag durchzubekommen, war es am Mittwoch ganz vorbei: Das vom Bund bereitgestellte Fördergeld ist vorerst aufgebraucht.
Das Bundesverkehrsministerium hatte für dieses Jahr 300 Millionen Euro zur Förderung der Photovoltaik und E-Mobilität bereitgestellt. Bis zu 10.200 Euro Zuschuss konnten Privatleute beantragen, die Auszahlung erfolgt über die KfW-Bank. Das Programm war aber an bestimmte Bedingungen geknüpft: Für die Förderung musste neben einer neuen Photovoltaikanlage auch ein Batteriespeicher und eine Ladestation installiert werden. Ein E-Auto musste bereits vorhanden oder zumindest bestellt sein. Ziel der Förderung sei es, Privatleute zu motivieren, "Ladeinfrastruktur im privaten Bereich zu schaffen" und dafür den "selbsterzeugten Strom aus einer privaten Photovoltaikanlage zu nutzen", so die KfW. Der Bund erhofft sich davon eine Stärkung der Elektromobilität und ein stabileres Netz, da der Solarstrom gleich vor Ort verbraucht wird. Die Gelder wurden im Windhundverfahren vergeben: Wer zuerst kommt, wird zuerst bedient.
PV-Förderprogramm: 33.000 Anträge konnten bewilligt werden
Das Interesse an der neuen Förderung war riesig: Die KfW registrierte zwischen 8 und 18 Uhr über 190.000 Besucher. Insgesamt seien rund 33.000 Anträge bewilligt worden. Dann war das Budget aufgebraucht – nach nicht einmal 24 Stunden. "Das Förderangebot ist bereits so stark in Anspruch genommen worden, dass die Fördermittel ausgeschöpft sind", teilte die KfW am Mittwoch mit. "Bitte stellen Sie keinen Antrag mehr."
Erfolgreiche Antragsteller haben zwei Jahre Zeit, ihr Vorhaben umzusetzen. Das Geld wird erst ausgezahlt, wenn die Investition umgesetzt ist. Wer am Dienstag nicht zum Zuge kam, hat höchstwahrscheinlich kommendes Jahr noch eine Chance. Dann sollen nochmals 200 Millionen Euro bereitgestellt werden, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums am Mittwoch.
Bundesverband Solarwirtschaft hält die Investition auch ohne Förderung für rentabel
Dass Geld darüber hinaus bereitgestellt wird, damit rechnet der Bundesverband Solarwirtschaft nicht: Man gehe nicht davon aus, "dass es zu einer Neuauflage der Solartankstellen-Förderung kommen werde". Der Verband rät, dass auch ohne Förderung der Betrieb von E-Autos interessant bleibe, insbesondere wenn sie mit Solarstrom vom eigenen Dach fahren. Der Strom neuer Photovolaikanlagen sei nämlich deutlich günstiger als der Strom vom Energieversorger.
Es gibt aber auch heftige Kritik am Design des Programms. Dieses war bereits im Vorfeld umstritten, da die Zuschüsse vor allem jenen zugute kommen, die nicht nur ein Eigenheim besitzen, sondern auch genug Kapital haben, um die Anschaffung einer Solaranlage, eines Speichers und eines E-Autos zu stemmen. "Wir dürfen nicht nur die Oberschicht bevorzugen, sondern müssen die Breite der Bevölkerung erreichen", sagte Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbandes E-Mobilität unserer Redaktion. Das Programm hält er für schlecht entworfen. "Man hat gar keine Vorstellung für so viel Fehlverhalten", erklärte er und übte Kritik an einer unzureichenden Einbindung von Fachleuten, darunter Verbänden für E-Mobilität und Energie. "Eine Aufgabe wäre, die neuen Player auch einmal anzuhören", kritisierte er.
Solarunternehmer Wilhelm Heisse: Besser Mehrwertsteuer auf Wallboxen pausieren lassen
Unzufrieden mit dem Programm ist auch Solarunternehmer Heisse: "Das Programm war handwerklich sehr schlecht gemacht", sagt er. "Bei der gegenwärtig hohen Nachfrage nach Photovoltaik hätte es dieses Programm nicht gebraucht." Dass nächstes Jahr noch mal 200 Millionen bereit gestellt werden sollen, sei eher kontraproduktiv: "Dies führt nur dazu, dass viele Kunden in Wartestellung gehen, um das Geld nächstes Jahr abzurufen", erklärt er. Die Folge seien Verzögerungen auch im Handwerk. Was aber könnte man stattdessen machen? Heisse hat einen Vorschlag: "Dass seit diesem Jahr Photovoltaikanlagen und Batteriespeicher mehrwertsteuerfrei gekauft werden können, kommt bei den Kunden sehr gut an. Es wäre besser gewesen, auch Wallboxen mehrwertsteuerfrei zu stellen." (mit dpa)