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SGL Carbon: Weshalb sich SGL Carbon vom Fasergeschäft verabschieden will

SGL Carbon

Weshalb sich SGL Carbon vom Fasergeschäft verabschieden will

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    Das Luftbild zeigt gut die Dimensionen von SGL Carbon in Meitingen. In der größten Niederlassung des weltweit operierenden Konzerns sitzt dessen Forschung.
    Das Luftbild zeigt gut die Dimensionen von SGL Carbon in Meitingen. In der größten Niederlassung des weltweit operierenden Konzerns sitzt dessen Forschung. Foto: Marcus Merk

    Einst war es ein Zeichen des Aufbruchs, ein Hoffnungsträger, nicht ganz 15 Jahre später ist das US-Werk von SGL Carbon in Moses Lake zum Sorgenkind geworden. Im Jahr 2010 gab der Karbon-Spezialist den Startschuss für die neue Fabrik für Karbonfasern. Das Unternehmen investierte zusammen mit BMW 100 Millionen Dollar, später ist der Standort nochmals für 200 Millionen Dollar erweitert worden. SGL Carbon reiste der billigen Energie in den USA hinterher. Nun die Kehrtwende: Das Wiesbadener Unternehmen mit einem großen Standort in Meitingen im Kreis Augsburg stellt die Karbonfaser-Sparte zum Verkauf, auch Moses Lake. Zumindest ein Partner wird gesucht.

    Grund, erklärten SGL-Chef Torsten Derr und Finanzchef Thomas Dippold, sei der Einbruch in der Windkraft: „Ab 2023 ist der Windkraft-Ausbau in der Nord- und Ostsee eingebrochen“, sagte Dippold bei der Vorstellung der Jahreszahlen. Die Karbonfasern fanden Verwendung im Bau von besonders robusten, bis zu 120 Meter langen Rotorflügeln, die der extremen Belastung durch Winde und Salzwasser auf dem Meer standhalten. Damit brach ein wichtiger Absatzmarkt weg. 

    Karbon setzte sich im Autobau nicht durch

    Verschärfend kommt hinzu, dass die bereits als „schwarzes Gold“ bezeichneten Karbon-Verbundwerkstoffe auch im Autobau nicht die Erwartungen erfüllten. „Wir hatten die Hoffnung, dass Karbonfasern künftig die Basis für Pkw-Leichtbaukarosserien sein werden“, sagt Dippold. Eine solche Karosserie aus Karbon können zwei Mann mit den Händen tragen. „Die Technologie hat sich am Markt aber nicht durchgesetzt“, bedauert Dippold. Nur der BMW i3 und i8 sind mit Karbon-Karosserie produziert worden. Die letzten Modelle werden nun in den Autohäusern verkauft, neue nicht mehr hergestellt. Die Folge: Der Absatz von Karbonfasern sackte weiter ab. 

    SGL musste im Karbonfaserbereich 45 Millionen Euro abschreiben, der Umsatz in der Sparte sank 2023 von 347,2 Millionen Euro auf 224,9 Millionen, der Gewinn ging von 43,2 auf 7,2 Millionen Euro zurück. Der Bereich habe „alles zunichte“ gemacht, sagt Dippold. Ohne Faser-Geschäft wäre SGL deutlich gewachsen. 

    „Großes Interesse“ an Karbonfaser-Sparte von SGL

    SGL ist nun auf Partnersuche für die Sparte, auch ein Verkauf ist möglich. „Wenn ein kompletter Markt wegbricht, muss man sich der Aufgabe stellen“, sagt Dippold. Neue Produkte aus Karbonfaser wie Wasserstoff-Drucktanks sind noch zu klein, um die Ausfälle aufzufangen. SGL spüre aber ein „großes Interesse“ an der Sparte, sagt Dippold. Solch ein Geschäft sei schließlich „nicht jeden Tag auf dem Markt“. 

    Verglichen mit Moses Lake und einem Standort in Portugal ist in Meitingen nur ein kleiner Teil an Beschäftigten in der Fasersparte tätig – rund 80 Mitarbeiter. Da andere Bereiche florieren, gibt es für sie theoretisch andere Beschäftigungsmöglichkeiten. Das Geschäft mit Karbon-Bremsen, aber auch der Halbleitermarkt boomt. SGL ist ein wichtiger Zulieferer für die Chip-Produktion. Dies konnte die Kriese im Faser-Bereich ausgleichen. Die SGL-Manager konnten so stabile Umsatzzahlen vorlegen: Dieser ging 2023 nur leicht von 1,14 Milliarden Euro auf 1,09 Milliarden Euro zurück. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern sank aufgrund der Probleme im Faser-Geschäft von 120,9 Millionen Euro auf 56,6 Millionen. Nach einer Sanierung und eines starken Umbaus ist die Verschuldung gesunken. „SGL ist eine wirklich profitable, nachhaltige Firma“, sagt Dippold. 

    Torsten Derr will 2025 das Unternehmen verlassen – neuer Job

    SGL-Chef Torsten Derr sieht seine Mission als erfüllt an. „Wir haben die Kultur gedreht, wir haben die Firma gedreht“, sagt er. Nun hat er angekündigt, seinen am 31. Mai 2025 endenden Vertrag nicht zu verlängern. Spekulationen über Spannungen im Management oder dem Aufsichtsrat beugte er aber vor. Er habe das Angebot, ein rund viermal so großes Unternehmen zu leiten. 

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