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Seltene Erde erklärt: Bedeutung, Vorkommen, Abbau, Preis

Rohstoffe

Was der Seltene-Erden-Fund für die Industrie in Europa bedeutet

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    Ansicht des schwedischen Bergbauunternehmens LKAB im Industriegebiet in Kiruna. Im hohen Norden Schwedens sind bedeutende Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt worden.
    Ansicht des schwedischen Bergbauunternehmens LKAB im Industriegebiet in Kiruna. Im hohen Norden Schwedens sind bedeutende Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt worden. Foto: Maja Suslin/Scanpix Sweden/epa, dpa

    Der schwedische Staatskonzern LKAB meldet, in Nordschweden bei Kiruna ein großes Vorkommen von Seltenen Erden entdeckt zu haben. Das Bergbauunternehmen teilt mit, es handele sich um das größte bekannte Vorkommen seltener Erden in Europa. Die Menge würde ausreichen, um einen Großteil der künftigen Nachfrage – Seltene Erden sind wichtig für E-Autos und Windkraftanlagen – zu decken. Vorstandschef Jan Moström sagte: "Das sind gute Nachrichten, nicht nur für LKAB, die Region und die schwedische Bevölkerung, sondern auch für Europa und das Klima." Was bedeutet diese Nachricht für die europäische Industrie, die bei Rohstoffen dieser Art bislang sehr abhängig von China ist?

    Was sind Seltene Erden?

    Eine Gruppe von 16 Elementen, die sich chemisch sehr ähnlich sind. "Die sind aber nicht "Selten" und nicht "Erden", erklärt Harald Elsner, Wirtschaftsgeologe bei der Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe in Hannover, das sei nur ein historischer Begriff. Seltene Erden sind Metalle, deren Aufbereitung schwierig ist, weil sie chemisch so ähnlich sind. Man unterscheidet zwischen leichten Seltenen Erden (Cer, Lanthan, Praseodym, Neodym) und schweren Seltenen Erden (u. a. Dysprosium, Terbium, Europium). "Für die deutsche Industrie ist Neodym besonders wichtig, weil daraus gewonnene Produkte – wie Permanentmagneten – für die Autoindustrie wichtig sind und in Windkraftanlagen verbaut werden."

    Ist der Fund der Seltenen Erden so spektakulär wie dargestellt?

    Elsner, Experte für Seltene Erden, der nicht nur die deutsche Industrie, sondern auch die Bundesregierung dazu berät, sagt: Nein. "Das Teilvorkommen Per Geijer ist seit über zehn Jahren bekannt. Es ist Teil des größeren Eisenerzvorkommens bei Kiruna, das seit 130 Jahren abgebaut wird. Dass es in dieser Eisenerzlagerstätte Seltene Erden gibt, ist seit langem schon bekannt. Neu ist, dass jetzt kommuniziert wurde, welche Menge – rund eine Millionen Tonnen – dort zu holen ist. Diese Menge ist überraschend." Ihre Relation belegt Elsner mit Zahlen. Die weltweit bekannten – erkundeten und abbaubereiten – Lagerstätten Seltener Erden reichen nach allem was bekannt ist und nach heutigem Bedarf für über 170 Jahre. Es gibt jedoch auch noch große weitere Vorkommen, die noch näher erkundet werden müssen. LKAB hat deren Reichweite nun von 2042 bis auf 2049 Jahre verlängert. Elsner betont: "Das relativiert auch die Nachricht mit Blick auf die Versorgungssicherheit der EU in Sachen Seltener Erden." 

    Wo auf der Erde gibt es Vorkommen Seltener Erden?

    Laut Elsner gibt es weltweit über 440 Vorkommen Seltener Erden. Zwei große zum Beispiel in Grönland. Elsner sagt: "Die Aufbereitung und Weiterverarbeitung findet fast ausschließlich in China statt, wo das Know-how dafür vorliegt." Und Lisandra Flach, Leiterin des Ifo- Zentrums für Außenwirtschaft, erklärt dazu die wirtschaftliche Dimension: "Im Jahr 2011 entfielen 97 Prozent der Weltproduktion auf China, jedoch kündigte China Ausfuhrbeschränkungen an, was zu verstärkten Explorationsaktivitäten in anderen Ländern führte. Heute sind weltweit die größten Vorkommen in China (ca. 37 Prozent), Vietnam (ca. 18 Prozent), Russland (ca. 18 Prozent), Brasilien (ca. 18 Prozent) und Indien (ca. 6 Prozent) zu finden. 

    Ab wann könnten die nun in Schweden gefundenen Rohstoffe von der europäischen Industrie genutzt werden?

    Elsner sagt: "Laut LKAB braucht es zehn bis 15 Jahre um das Erz zu erreichen. Wenn deren Aufbereitungsanlage dann funktioniert, rechne ich mit weiteren 15 Jahren." Heißt: Mitte des Jahrhunderts. 

    Wie nachgefragt sind Seltene Erden?

    In einer Studie hat das Ifo-Institut Schlüsseltechnologien untersucht, die unter anderem für die Energiewende notwendig sind. Flach erklärt: "Seltene Erden werden in sechs von neun Schlüsseltechnologien benötigt, wie zum Beispiel in Windturbinen, Digitaltechnologien, Robotik, Elektro-Motoren und Brennstoffzellen."

    Wie stark ist Europa bei Seltenen Erden von China abhängig und was könnte dieser Fund daran ändern?

    Flach sagt: "Europa weist eine hohe Abhängigkeit von China auf, für Deutschland sehen wir zum Beispiel, dass fast die Hälfte (45 Prozent) aller Importe aus China stammen. Der Fund in Schweden ist auf jeden Fall sehr erfreulich und kann die Abhängigkeit Europas mittelfristig deutlich reduzieren." Rohstoffe wie Seltene Erden würden, so erklärt Flach zudem, häufig aus Ländern importiert, "die in den Kategorien Arbeitsbedingungen, Demokratie und Umweltschutz schlecht abschneiden." Mit Schweden hätte man einen verlässlichen EU-Partner, von dem die deutsche (und europäische) Industrie diesen wichtigen Rohstoff beziehen könnte. 

    Was kosten Seltene Erden?

    Der Preis für Seltene Erden variiert je nach dem jeweiligen Metall. Laut Statista lag der Preis für ein Kilogramm Terbium im Zeitraum November 2021 bis Oktober 2022 bei 2549,71 US-Dollar. Bei Neodym lag er im selben Zeitraum bei 170,58 US-Dollar pro Kilo.

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