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Schweizer Banken: Der Untergang der Credit Suisse reißt immer neue Wunden

Schweizer Banken

Der Untergang der Credit Suisse reißt immer neue Wunden

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    Eine Luftaufnahme zeigt den Hauptsitz der Schweizer Banken Credit Suisse (Mitte) und UBS (links) am Paradeplatz in Zürich.
    Eine Luftaufnahme zeigt den Hauptsitz der Schweizer Banken Credit Suisse (Mitte) und UBS (links) am Paradeplatz in Zürich. Foto: Michael Buholzer, dpa

    Das waren noch Zeiten bei der Credit Suisse (CS). Der damalige Chef der Schweizer Großbank, Brady Dougan, strich 2010 einen märchenhaften Bonus von 70,9 Millionen Franken ein. Zusammen mit seinem regulären Salär kam der gewiefte US-Amerikaner auf über 90 Millionen Franken Jahreseinkommen. Jetzt schließt das Casino

    Die Übernahme des zweitgrößten Schweizer Finanzhauses durch das größte Institut des Landes, die UBS, ist beschlossene Sache. Kritische Fragen zu der Hauruck-Aktion wischte Finanzministerin Karin Keller-Sutter mit Verweis auf das "Notrecht" in der Verfassung beiseite. Der Chef der Tages-Anzeiger aus Zürich, der Geldmetropole, in der Eisenbahnpionier Alfred Escher 1856 die Schweizerische Kreditanstalt (später CS) gründete. Der Bund, die Finanzmarktaufsicht und die Nationalbank hätten sich von der UBS über den Tisch ziehen lassen, analysiert das Blatt angesichts des günstigen Kaufpreises von nur drei Milliarden Franken. 

    Credit Suisse: Viel zu lange wurde dem Treiben zugesehen

    Je mehr Einzelheiten über den Untergang der CS ans Tageslicht kommen, umso mehr fragt die Schweiz nach den Verantwortlichen. Klar scheint, dass die CS-Bosse der vergangenen Jahrzehnte die wirtschaftliche Hauptschuld tragen. Die Bank hatte sich als Lieferant von Negativschlagzeilen profiliert, das Vertrauen in das Institut nahm irreparablen Schaden. So musste die CS 2014 in den USA die Rekordstrafe von mehr als 2,5 Milliarden Dollar zahlen. Die findigen Banker hatten Amerikanern bei der Steuerhinterziehung geholfen. 

    Noch Ende Februar dieses Jahr stellte die Finanzmarktaufsicht der CS ein miserables Zeugnis aus. In ihrer Beziehung mit dem Financier Lex Greensill habe die Credit Suisse "mit Blick auf das Risikomanagement und eine angemessene Betriebsorganisation in schwerer Weise gegen die aufsichtsrechtlichen Pflichten verstoßen". Die Zürcher Sonntagszeitung fasst die anrüchige CS-Strategie so zusammen: "Seien es Diktatoren- oder Mafiagelder, Korruptionsaffären, Geldwäscherei, Beihilfe zur Steuerhinterziehung, Sanktionsbrüche – jedes Mal versprach die Bank, sich zu bessern. Stattdessen folgte auf jeden alten Skandal und auf jeden unfähigen Chef ein neuer."

    Laut wird ebenso Kritik an der Regierung in Bern, die zu lange und zu passiv dem Treiben in der Teppichetage der Credit Suisse zugeschaut habe. Die Sozialdemokraten wollen nun eine parlamentarische Untersuchungskommission. Auch aus dem Ausland droht Ungemach. Die Anwaltskanzleien Quinn Emanuel in New York und Pallas Partners in London prüfen rechtliche Schritte, da Anleihen im Wert von 16 Milliarden Franken der CS-Investoren nach der Übernahme durch die UBS ihren Wert verlieren. Falls sie Erfolg haben, könnte der ganze Deal ins Wackeln kommen. 

    Credit Suisse: Ausgezahlte Boni sind weg

    Für weitere Empörung sorgt, dass die CS trotz des Desasters Topleuten Boni im Umfang von rund einer Milliarde Franken zugesagt und großteils schon ausgezahlt hat. Das Finanzministerium hat hektisch aufgeschobene variable Vergütungen, etwa in Form von Aktien, vorläufig gestoppt. Doch bereits ausgezahlte Gelder sind weg. Der renommierte Wirtschaftsberater Klaus Wellershoff fordert eine abschreckende "Strafnorm" mit Zugriffsmöglichkeiten für den Staat auch auf ausgezahlte Boni. "Es stört unser Gerechtigkeitsempfinden, dass diejenigen, die uns in diesen Schlamassel gebracht haben, einfach mit den Boni der Vergangenheit davonlaufen", erklärte der aus Deutschland stammende langjährige Chef-Ökonom der UBS gegenüber Blick-TV.

    Zittern müssen aber zunächst nur die einfachen Mitarbeiter der CS. Wie viele der weltweit rund 50.000 Beschäftigten gehen müssen, ist noch nicht klar. Aber UBS-Chef Hamers sagte schon einmal: "Es gibt immer Synergien, wenn man Banken zusammenfügt." Die neue "Monsterbank", wie sie schon genannt wird, dürfte eine Bilanzsumme haben, die rund zweimal größer ausfällt als das Schweizer Bruttoinlandsprodukt. Das schafft neue Gefahren. "Die geplante Bank ist viel zu groß und erzeugt Klumpenrisiken für die Wirtschaft und die Gesellschaft", erläutert der Zürcher Finanz-Professor Marc Chesney. "Systemrelevante Großbanken wie jetzt die CS werden im Prinzip mithilfe des Staates gerettet und haben deshalb Anreize, viel zu hohe Risiken einzugehen."

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