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Schweiz: UBS übernimmt Credit Suisse: Das Ende einer Skandalbank

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UBS übernimmt Credit Suisse: Das Ende einer Skandalbank

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    Gegründet wurde die Credit Suisse im 19. Jahrhundert. Nun ist ihr Ende besiegelt.
    Gegründet wurde die Credit Suisse im 19. Jahrhundert. Nun ist ihr Ende besiegelt. Foto: Ennio Leanza/KEYSTONE, dpa (Archvibild)

    Das Schicksal der einstmals stolzen, aber auch skandalgeschüttelten Schweizer Großbank Credit Suisse ist besiegelt. Der Rivale UBS übernimmt in den nächsten Jahren das gesamte Schweiz-Geschäft der Sergio Ermotti, am Donnerstag in Zürich. Ob und wie viele Credit-Suisse-Mitarbeiter außerhalb Helvetiens die Bank verlassen müssen, wollte Ermotti nicht preisgeben. Damit fällt der Kahlschlag der Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS nicht ganz so dramatisch aus, wie Experten befürchtet hatten: Die Rede war von Jobverlusten im fünfstelligen Bereich. Insgesamt peilt der UBS-CEO in seiner neuen, mit Abstand größten Schweizer Bank Kostensenkungen von zehn Milliarden US-Dollar an. 

    Ermotti legte ebenso das UBS-Ergebnis für das zweite Quartal vor: In den Monaten April, Mai und Juni erzielte die UBS einen Reingewinn von 29 Milliarden US-Dollar. Dieser auf den ersten Blick märchenhafte Profit lässt sich mit dem Schnäppchenpreis für die Credit Suisse erklären, den die UBS im März ausgehandelt hatte: Es waren nur drei Milliarden Schweizer Franken. Dem aufsehenerregenden Deal war ein wochenlanger Überlebenskampf der Credit Suisse vorausgegangen, den die stark angeschlagene Bank schließlich verlor. 

    Stolz und skandalgeschüttelt: Aus der Credit Suisse ist besiegelt

    In der Schweiz wird das Credit-Suisse-Schicksal mit einer Prise Wehmut aufgenommen. „Die Überlebenskünstlerin ist am Ende“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung in einem Nachruf. „Ihre Rolle als Geburtshelferin der modernen Schweiz kann der Credit Suisse jedenfalls niemand wegnehmen.“ Die Credit-Suisse-Story begann in Zürich, wo der Eisenbahnpionier Alfred Escher 1856 die Schweizerische Kreditanstalt gründete, die Vorgängerin der Credit Suisse.

    Die EU-Kommission sieht keine Bedenken bei der Übernahme von Credite Suisse durch UBS.
    Die EU-Kommission sieht keine Bedenken bei der Übernahme von Credite Suisse durch UBS. Foto: Michael Buholzer/KEYSTONE, dpa

    Die Kreditanstalt versorgte Schweizer Unternehmen mit Kapital und feuerte die Wirtschaft an. Gleichzeitig wuchs die politische Macht der Bank, die nahezu unbehelligt von Regierung und Parlament ihre Geschäfte machen konnte. In den 1980er Jahren wagten die Schweizer den Sprung in das große Investmentbanking, sie erwarben die US-amerikanische First Boston Corporation. Lange sprudelten in dem Credit-Suisse-Imperium die Milliarden-Gewinne.

    Manager produzierten Krisen und zerstörten Vertrauen

    Doch neben den Zahlen schwoll auch die Hybris am Zürcher Paradeplatz an, wo die Credit-Suisse-Bosse in einem Prachtbau residierten. Die Manager schoben Gesetze immer öfter beiseite, produzierten Krisen und zerstörten Vertrauen. Der damalige Credit-Suisse-Chef Brady Dougan strich 2010 einen Bonus von 70,9 Millionen Franken ein. Im Jahr 2014 musste die Credit Suisse in den USA die Rekordstrafe von mehr als 2,5 Milliarden Dollar zahlen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Zuletzt zogen die Kunden Milliarden von der Credit Suisse ab und die Bank fuhr Riesenverluste ein. Die Zürcher Sonntagszeitung fasst die anrüchige Strategie der Credit Suisse so zusammen: „Seien es Diktatoren- oder Mafiagelder, Korruptionsaffären, Geldwäscherei, Beihilfe zur Steuerhinterziehung, Sanktionsbrüche - jedes Mal versprach die Bank, sich zu bessern. Stattdessen folgte auf jeden alten Skandal und auf jeden unfähigen Chef ein neuer.“

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