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Rohstoffmarkt: Warum Bier wohl bald teurer wird

Rohstoffmarkt

Warum Bier wohl bald teurer wird

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    Bier soll künftig teurer werden, denn der Steuerrabatt auf Bier soll wegfallen. Gleichzeitig steigen die Preise für Rohstoffe extrem.
    Bier soll künftig teurer werden, denn der Steuerrabatt auf Bier soll wegfallen. Gleichzeitig steigen die Preise für Rohstoffe extrem. Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

    Brauereien hatten es in den vergangenen zwei Jahren nicht leicht. Während der Pandemie blieben Wirtshäuser zu und Volksfeste fielen aus. Das ließ den Umsatz einbrechen. Um kleine und mittlere Betriebe zu unterstützen, senkte die Bundesregierung für sie die Biersteuer rückwirkend für das Jahr 2021. Damit soll Ende 2022 Schluss sein. Das belastet die Betriebe. Zusätzlich stellt sie der Ukraine-Krieg vor neue Probleme.

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    Walter König, einer der Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, erklärt das Problem: "In Deutschland gibt es die sogenannte Biersteuermengenstaffel, wonach große Brauereien den vollen Steuersatz zahlen. Je kleiner ein Betrieb ist, desto weniger Steuer muss er auf den Hektoliter Bier zahlen." Die Bundesregierung senkte vergangenes Jahr aufgrund der pandemiebedingten Umsatzeinbußen für kleinere und mittlere Brauereien die Steuer. Dafür griff sie auf die alte Fassung der Biersteuermengenstaffel aus dem Jahr 2003 zurück. Dieser Rabatt ist allerdings auf Ende dieses Jahres begrenzt.

    95 Prozent der Brauereien verkaufen 40 Prozent des verkauften Bieres in Deutschland

    Alle Brauereien, die weniger als 200.000 Hektoliter Bier pro Jahr herstellen, profitieren derzeit von den Steuerentlastungen. Das sind bundesweit rund 95 Prozent aller Betriebe. "Das Kuriose dabei ist aber, dass diese Großzahl an kleinen und mittleren Brauereien nur 40 Prozent des in Deutschland verkauften Bieres herstellen, die anderen 60 Prozent stammen aus den Großbrauereien", erklärt König.

    Der Verbandschef betont, dass diese Steuererleichterungen für den Staat nur ein vergleichsweise kleines Hilfspaket seien, den Betrieben aber sehr geholfen haben. Diese kleineren Betriebe hätten gegenüber den Großbrauereien einige Nachteile: Die Lohnkosten sind höher, weil vieles nicht automatisiert abläuft. Sie brauchen mehr Energie, da sie nicht so viel Bier auf einmal brauen können. Außerdem können sie nicht so große Mengen einkaufen, was die Preise höher ausfallen lässt. Diese höheren Kosten sollten durch den Steuerrabatt kompensiert werden, so König.

    Für den Bayerischen Brauerbund sei die Rückkehr zur Biersteuermengenstaffel aus dem Jahr 2003 ein wichtiger Schritt gewesen, sagt König. Denn das Bundesverfassungsgericht stellte fest, dass die Erhöhung, die seit 2004 gilt, verfassungswidrig ist. Das Gesetz sei allerdings nicht zurückgenommen worden, sondern so geändert, dass es Bestand hat, ärgert sich der Geschäftsführer. Nun fordert der Bayerische Brauerbund, dass die alte Besteuerung beibehalten wird: "Das steht demnächst im Bundesrat zur Entscheidung. Der Bayerische Landtag steht hinter uns. Wie die anderen Bundesländer das sehen, wird sich zeigen."

    Bier wird teurer, weil die Preise auf dem Rohstoffmarkt explodieren

    Da den Brauereien jetzt schwierige Zeiten bevorstünden, bräuchte es die Steuerentlastungen nach Einschätzung von König weiterhin. Er meint die nie da gewesenen Preise auf dem Rohstoffmarkt. Schon vor dem Krieg seien die Getreidepreise aufgrund schlechter Ernte von 400 auf 550 Euro pro Tonne gestiegen, durch den Krieg sei es noch schlimmer geworden. Jetzt koste eine Tonne Malz 720 Euro. Mit Steuern seien das Mehrkosten von rund 50 Cent pro Kasten Bier. Durch die drastisch gestiegenen Preise für Energie, Holz und Metall seien auch die Herstellungskosten für Glasflaschen, Etiketten, Dosen sowie Kronkorken explodiert: "Bierdosen kosten jetzt das Dreifache. Es ist für die Brauereien also unausweichbar, die Bierpreise zu erhöhen."

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    Was gerade mit den Kosten passiert, ist "besorgniserregend", sagt Franz Stolz, kaufmännischer Leiter der Brauerei Stolz in Isny im Allgäu. Sein Unternehmen wäre froh, wenn die Steuersenkung bliebe. Allerdings seien die Verwerfungen auf dem Rohstoffmarkt so groß, dass "der Schuh gerade gewaltig woanders drückt". Wenn das aktuell die einzige Unterstützung ist, die die Bundesregierung anbieten könnte, sei das zwar gut, aber "nur ein Tropfen auf den heißen Stein". Sorge machen Stolz neben den hohen Preisen auch die Lieferketten: "Wir haben Schwierigkeiten, Etiketten zu bekommen, weil es Papierfirmen gibt, die gerade gar nicht mehr produzieren. Es lohnt sich nicht mehr für sie." Aufgrund der teuren Rohstoffe müsse die Brauerei die Preise erhöhen: "Normalerweise machen wir das nur alle zwei bis drei Jahre. Das können wir jetzt nicht mehr einhalten."

    Die Brauerei Schwarzbräu in Zusmarshausen hatte die Preise erst zum April angepasst. Durch den Krieg seien die Kalkulationen allerdings nicht mehr aktuell, sodass die entstandenen Mehrkosten davon nicht mehr gedeckt werden könnten, sagt Inhaber Leopold Schwarz: "Die Brauereien befinden sich in einer außerordentlich schwierigen Situation."

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