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Roboterbauer: Neuer Kuka-Finanzchef: Warum den Chinesen der Posten so wichtig ist

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Neuer Kuka-Finanzchef: Warum den Chinesen der Posten so wichtig ist

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    Zwei mächtige Männer beim Augsburger Roboterbauer Kuka: Aufsichtsratschef Andy Gu (links) und der Vorstandsvorsitzende Peter Mohnen.
    Zwei mächtige Männer beim Augsburger Roboterbauer Kuka: Aufsichtsratschef Andy Gu (links) und der Vorstandsvorsitzende Peter Mohnen. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Wenn ein Unternehmen vorzeitig und ohne nähere Erklärung einen der wichtigsten Manager austauscht, eröffnet das fabrikhallengroße Räume für Spekulationen. Umso ungewöhnlicher ist das eisenharte Schweigen rund um den Augsburger Roboterbauer Kuka, der einen Nachfolger für Finanzvorstand Andreas Pabst sucht. Was nach einem Job für akribische Zahlenmenschen klingen mag, ist heute in Wahrheit einer der mächtigsten Posten in deutschen Konzernen – und nicht selten das Sprungbrett nach ganz oben. Auch deshalb dürfte den wortkargen chinesischen Eigentümern diese Personalie so wichtig sein.

    Aus der zweiten Reihe an die Spitze: Joe Kaeser hat es bei Siemens vorgemacht

    In wirtschaftlich schwierigen Zeiten spielt der sogenannte Chief Financial Officer (CFO) eine besonders wichtige Rolle. Wer die Zahlen kennt, kennt auch die Stärken und vor allem die Schwächen eines Unternehmens. So wie ein erfolgreicher Bundesfinanzminister das Zeug zum Kanzler hat, sind Erfahrungen als Finanzvorstand eine gute Basis, um eines Tages selbst an die Spitze zu rücken. Die Zeiten, in denen Finanzvorstände noch „Kaufmännische Leiter“ genannt wurden und als staubtrockene Buchhalter fungierten, die sich hinter den hemdsärmeligen und schillernden Machern an der Spitze nur um Tabellen kümmerten, sind vorbei. Prominentestes Beispiel ist Joe Kaeser, der sieben Jahre CFO bei Siemens war, ehe er als Boss des Münchner Weltkonzerns selbst eine Ära prägte.

    Auch der amtierende Kuka-Chef Peter Mohnen wechselte einst als Mann der Zahlen vom Energieversorger Eon nach Augsburg und wurde bald zur einflussreichen Nummer zwei hinter dem damaligen Vorstandschef Till Reuter, der das angeschlagene Traditionsunternehmen zurück in die Erfolgsspur brachte.

    Als Reuter 2018 die Erwartungen des chinesischen Midea-Konzerns, der in der Zwischenzeit die Mehrheit an Kuka übernommen hatte, nicht mehr erfüllen konnte, musste er gehen. Schon damals machten die Chinesen deutlich, dass ihnen die Bilanzen wichtiger sind als Popularität oder Verdienste der Vergangenheit. „Wir schauen auf die Performance. Es gab zwei Gewinnwarnungen. Wir haben uns zusammengesetzt und gemeinsam entschieden, dass es eine Veränderung geben soll“, sagte Aufsichtsratschef Andy Gu seinerzeit im Interview mit unserer Redaktion. Mohnen wurde neuer Kuka-Boss.

    Auch der heutige Kuka-Chef war vorher für die Finanzen zuständig

    Den Einwand, warum ausgerechnet ein Finanzexperte einen Hightech-Konzern in die Zukunft führen soll, bezeichnete Gu als „sehr deutsche Frage“ und stellte klar: „In Amerika würde diese Frage so nicht gestellt. Dort ist es ganz normal, dass ein Finanzvorstand die Funktion des Vorstandsvorsitzenden übernimmt.“ Übertragen auf die aktuelle Personalie könne das bedeuten: Die Chinesen suchen als Nachfolger des gebürtigen Augsburgers Andreas Pabst jemanden, der auf ihrem Ticket bei Kuka einsteigt und auch einmal das Potenzial für die erste Reihe hätte. Doch das ist nur eine von mehreren Theorien. Erst wenn der Name des neuen Finanzchefs und damit auch sein Lebenslauf bekannt ist, herrscht Klarheit.

    Für Mohnen jedenfalls, der mit Pabst einen langjährigen engen Vertrauten verliert, mit dem er den Laden auch in der Corona-Krise zusammengehalten hat, dürfte es dadurch nicht einfacher werden – auch wenn sein eigener Vertrag gerade bis 2024 verlängert wurde.

    Über die Gründe für den Personalwechsel an der Spitze schweigen die chinesischen Besitzer noch immer. Auch hinter den Kulissen herrscht Rätselraten. So war das schon damals, als der bei den Mitarbeitern beliebte Reuter gehen musste und sich wenige Tage später im Eishockey-Stadion von der Belegschaft verabschiedete. Eine Schwäche für derlei Sentimentalitäten kann man Aufsichtsratschef Gu nicht nachsagen. „Das ist auch nicht anders als in der Welt des Sports. Manchmal schleichen sich in einem Team Fehler ein. Manchmal liefert man nicht das, was erwartet wird“, sagte Gu zur Trennung von Reuter.

    Hat also auch Pabst nicht das geliefert, was die Chinesen bestellt hatten? Oder wollen sie mit einem eigenen Mann (oder einer Frau?) auf dem mächtigen Posten des CFO schlicht und einfach mehr Einfluss auf das operative Geschäft nehmen? Oder wurde Pabst sogar befördert? Schließlich wechselt er ja als Finanzchef zu einer Sparte des chinesischen Mutterkonzerns Midea, zu der auch Kuka gehört.

    Finanziell steht Kuka gut da - das ist gerade in Krisenzeiten wichtig

    Nur mit den Zahlen lässt sich die Ablösung des erfolgreichen Managers auf alle Fälle nicht erklären. Kuka steht trotz der Belastungen durch die Pandemie stabil da. Der sogenannte „Free Cashflow“ – also die frei verfügbaren finanziellen Mittel – war im ersten Quartal 2021 mit 18,1 Millionen Euro so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Das ist gerade in Krisenzeiten ein wichtiger Gradmesser für die Handlungsfähigkeit eines Unternehmens. Eigentlich müsste das den zahlenfixierten Herren in der Midea-Zentrale gefallen.

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