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Roboterbauer: Augsburger Roboterbauer Kuka kann sein Ergebnis beinahe verdoppeln

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Augsburger Roboterbauer Kuka kann sein Ergebnis beinahe verdoppeln

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    Die Autoindustrie, hier die Produktion von Tesla, setzt traditionell stark auf das Können von Kuka.
    Die Autoindustrie, hier die Produktion von Tesla, setzt traditionell stark auf das Können von Kuka. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Peter Mohnen hat etwas mitgebracht. Zu Beginn der Jahrespressekonferenz hält der Kuka-Chef am Freitagvormittag in Augsburg eine suppentellergroße, flache, schwarz glänzende Scheibe in die Höhe. Es ist ein Wafer, eine Siliziumscheibe, die am Anfang der Chipproduktion steht. Die Scheibe, so geht die Geschichte, die Mohnen erzählen will, steht für all die Schwierigkeiten, vor denen auch Kuka zu Anfang des vergangenen Jahres stand. „In jedem Roboter von uns ist ein Chip eingebaut, der mechanische Signale in elektrische Signale umwandelt. Schon im Januar kündigte unserer Zulieferer an, dass er nicht einmal zehn Prozent der vereinbarten Menge dieser Chips an uns liefern wird“, erklärt Mohnen. Im April wären die Vorräte aufgebraucht gewesen. 

    Stress in der Lieferkette hat die deutsche Wirtschaft im Jahr 2022 gewaltig unter Druck gesetzt. Kuka hat sich in dieser Lage als besonders stressresistent erwiesen. Noch nie in der Unternehmensgeschichte konnte so viel ausgeliefert werden, noch nie so viele Roboter gebaut werden, noch nie so viele neue Aufträge generiert werden wie im Jahr 2022. In der Summe stieg der Umsatz um fast zwanzig Prozent auf 3,9 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern und Zinsen (EBIT) verdoppelte sich beinahe auf 118,4 Millionen Euro.

    Deutsche Konzerne zieht es wieder mehr in die USA

    Wie haben Mohnen und die Kukaner geschafft, woran sich andere die Zähne ausbissen? Zunächst einmal profitiert das Unternehmen davon, Lösungen für einen der Großtrends unserer Zeit anzubieten. Die Automatisierung ist längst aus der Industrie in viele andere Bereiche der Wirtschaft übergeschwappt und weiter auf dem Vormarsch. China ist der größte und am schnellsten wachsende Markt für Roboter. Auch in den USA verzeichnet Kuka starkes Wachstum, nicht zuletzt, weil deutsche Autokonzerne zunehmend Werke in Übersee eröffnen, um von der US-Förderung zu profitieren und nicht durch protektionistische Gesetze aus dem Markt gedrängt zu werden.

    Kuka-Chef Peter Mohnen sieht den Roboterbauer auf einem Wachstumskurs.
    Kuka-Chef Peter Mohnen sieht den Roboterbauer auf einem Wachstumskurs. Foto: Wolfgang Meisen, Kuka

    Kuka musste 2022 zwar einen höheren zweistelligen Millionenbetrag aufwenden, um den Chipmangel durch die Suche nach Alternativlösungen, die kurzfristige Umplanung von Produkten und die Suche nach neuen Beschaffungsquellen in den Griff zu bekommen. Die Investition hat sich ausgezahlt: „Wir hatten zwar längere Lieferzeiten, aber wir waren immer lieferfähig“, betont Mohnen. Zu dem beeindruckenden Geschäftsergebnis haben auch die anderen Geschäftsbereiche von Kuka beigetragen sowie eine strenge Kostendisziplin und Preiserhöhungen.

    Der Wettbewerb wird schärfer

    Für die Zukunft ist Kukas Finanzchef Alexander Tan „vorsichtig optimistisch“. Das klingt für einen Chefcontroller zunächst berufsmäßig zurückhaltend angesichts eines weiteren Anstiegs der Verkaufszahlen um über 20 Prozent im ersten Quartal 2023. Aber Tan begründet seine Vorsicht mit dem härter werdenden Wettbewerb, vor allem in China. Zudem würden die Kunden von Kuka, vor allem im Automobilbereich, zurückhaltender mit ihren Investitionsplänen. Tesla als einer der wichtigsten E-Auto-Hersteller und ebenfalls stark in China musste etwa zuletzt die Preise senken.

    Die Welt hat sich verändert seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Das trifft die exportorientierte deutsche Wirtschaft als Ganzes, Kuka aber noch einmal besonders. Was Mohnen sehr zurückhaltend als eine zunehmende Rivalität von Ost und West umschreibt, beschäftigt längst auch die Bundesregierung, die noch immer an ihrer nationalen China-Strategie arbeitet. Was im Falle eines chinesischen Angriffs auf Taiwan mit Kuka passieren würde, dessen chinesischer Eigentümer Midea den Konzern im vergangenen Jahr von der Börse genommen hat, mag sich keiner ausmalen. 

    Investiert wird auch weiter in Augsburg

    Kuka arbeitet daran, wie wohl alle Industriekonzerne, stärker lokal handlungsfähig zu werden. Beschaffung, Produktion und Kunden sollen stärker in lokalen Kreisläufen gedacht werden. Eine Alternative zur globalen Präsenz gebe es aber nicht, bekräftigt Mohnen. Künftiges Wachstum will der Konzern auch im Geschäft mit Handwerk und Mittelstand erzielen, durch einfachere, leicht zu bedienende Roboter. Auch die Automatisierung des Fertigbaus hat Kuka als neuen Geschäftsbereich im Blick. Eine erste Fabrik hierfür will Kuka im kommenden Jahr an ein Unternehmen im Vereinigten Königreich übergeben.

    Investiert wird auch in Augsburg. Aktuell wird die sogenannte Halle drei abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Die Zahl der Beschäftigten hier ist mit rund 3650 aktuell etwas höher als in den vergangenen drei Jahren. Gut 200 davon sind Auszubildende. Weltweit beschäftigt Kuka rund 15.000 Menschen.

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