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RFA-Mikrolauncher: Start ins All auf unbestimmte Zeit verschoben

Raketentest

Warum die Raketenstufe der Rocket Factory Augsburg explodiert ist

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    Bei der Installation der Triebwerke vor dem Test in Schottland wurde alles geprüft.
    Bei der Installation der Triebwerke vor dem Test in Schottland wurde alles geprüft. Foto: Rocket Factory Augsburg

    Das Video von dem Vorfall dauert nur wenige Minuten. Doch die Bilder der BBC vom vergangenen Montag zeigen, wie sich die Arbeit vieler Monate in einem riesigen Feuerball zu Schrott verwandelt. Bei einem Feuertest auf dem Weltraumbahnhof SaxaVord Spaceport auf den Shetlandinseln ist eine Raketenstufe des Unternehmens Rocket Factory Augsburg (RFA) komplett zerstört worden.

    Bei dem Test sollten zum ersten Mal neun Triebwerke gleichzeitig gezündet werden. Dabei kam es zu einer Anomalie, die nicht mehr beherrschbar war. Direkt im Anschluss an das Desaster war unklar, was den Zwischenfall ausgelöst hat. Nun hat sich RFA-Vorstandsmitglied Stefan Brieschenk erstmals öffentlich geäußert.

    Ein Sauerstoffbrand konnte nicht mehr gestoppt werden

    In einem auf Englisch verfassten Post auf der Karriere-Plattform Linkedin schreibt er am Montag, man analysieren noch die Details. Doch nach einer Untersuchung der Teile vor Ort sei man der Ursache nähergekommen. Demnach sei das Grundproblem wohl ein Sauerstoffbrand in einer der Turbopumpen gewesen. Zuvor seien der betreffende Motor und die Turbopumpe problemlos gelaufen. Acht Triebwerke zündeten auch bei dem Test. „Wir hatten mehrere Backup- und Sicherheitssysteme installiert, die alles abschalten sollten – aber am Montag lief es nicht wie geplant“, schreibt Brieschenk weiter.

    Auf Nachfrage erklärte ein Unternehmenssprecher, zum aktuellen Zeitpunkt könne man keine weiteren technischen Details bekannt geben. Die Raketenstufe, die aus Augsburg nach Schottland geliefert wurde, ist aber nicht mehr zu gebrauchen. Eine neue Raketenstufe, an der in Augsburg gebaut wird, ist bislang nicht fertig. Auf Nachfrage konnte der Unternehmenssprecher nicht sagen, wann ein neuer Triebwerkstest stattfinden kann. Es scheint aber unwahrscheinlich, dass die Zeit dafür in diesem Jahr noch reicht.

    Der Erststart wurde bereits mehrfach verschoben

    Der erste Start ins All der fertigen Rakete war bereits mehrmals angekündigt worden. Zuletzt hieß es, er solle noch im Herbst stattfinden. Nun ist völlig offen, wann es so weit sein könnte. „Wir sind entschlossener denn je, unsere Mission zu erfüllen und so schnell wie möglich zum ersten Testflug zu gelangen“, zeigte sich der operative Geschäftsführer von RFA überzeugt. Er räumte aber ein, dass der gescheiterte Test ein großer Rückschlag für das Unternehmen ist: „Das Testen ist mit einem inhärenten Risiko verbunden. Nicht jeder Test verläuft wie geplant und Rückschläge sind Teil des Prozesses. Eine ganze Phase so kurz vor dem Start zu verlieren – daran habe ich allerdings nicht gedacht.“

    Die von der Rocket Factory entwickelte Rakete namens RFA One soll Kleinsatelliten mit einer Nutzlastleistung von bis zu 1300 kg in den niedrigen Erdorbit, also eine Höhe von etwa 500 Kilometer bringen. Das Unternehmen glaubt, die Kosten für Raketenstarts deutlich senken zu können, indem bei der Entwicklung sehr viele Teile und Wissen aus anderen, etablierten Branchen zum Einsatz kommen. Geplant ist eine Serienfertigung der Rakete, die Rede ist von circa 20 Trägersystemen pro Jahr.

    Zugleich setzt RFA auf eine sehr anspruchsvolle Motorentechnik, die sogenannte gestufte Verbrennung. Dabei werden teils unverbrannte Abgase aus der Turbopumpe in die Hauptbrennkammer zurückgeführt. So wird der Treibstoff effizienter genutzt, der CO₂-Ausstoß geht zurück und die Startkosten sinken. Allerdings kommt die Entwicklung längst nicht so zügig voran, wie gewünscht. Mehrheitseigner bei RFA ist das Bremer Unternehmen OHB, dessen Chef schon mehrmals den Erststart der RFA One angekündigt hat. Der Druck auf das Augsburger Start-up, nun schnell eine fertige Rakete zu präsentieren, ist noch einmal gestiegen.

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    1 Kommentar
    Gerold Rainer

    Es wundert es einen schon, die es die NASA 12 bemannte Saturn V Raketen losgeschickt hat, ohne dass eine einzige beim Start explodiert wäre und das Rettunssystem hätte aktiviert werden müssen. Wo ist dieses 50 Jahre alte Wissen verschollen gegangen?

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